Die Gemeinde liegt in der Region Augsburg nahe Nördlingen im durch einen Meteoriteneinschlag geformten Ries. Der 65 m hohe Wallersteiner Burgfelsen ist der zentrale Punkt im Ort.
1648 wurde die Burg durch die Schweden zerstört und die Herrscherfamilie errichtete unterhalb des Wohntrakts eine neue Residenz, die ihre heutige klassizistische Gestalt 1804 erhielt. Mit der Rheinbundakte 1806 kam der Ort zum Königreich Bayern. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde.
Berufsmäßiger Erster Bürgermeister ist Georg Stoller (Parteifreie Wählergruppe Wallerstein). Er wurde am 18. Juni 2023 bei einer Wahlbeteiligung von 59,6 Prozent mit einem Stimmenanteil von 87,6 Prozent gewählt und ist seit 22. Juni 2023 im Amt.[6] Die Wahl wurde durch den Tod seines Vorgängers Joseph Mayer (Parteifreie Wählergruppe) erforderlich. Dieser wurde im Jahr 2002 als Nachfolger von Manfred Schürer (CSU/PWG) gewählt und 2008, 2014 und 2020 wieder gewählt, zuletzt mit 90,6 % der Stimmen.
Wappen
Gemeindewappen
Blasonierung: „Geteilt; oben in Rot ein gestürzter, unten in Gold ein aufrechter silberner Sparren, die mit den Spitzen an der Teilungslinie zusammenstoßen.“[7]
Pestsäule oder Dreifaltigkeitssäule, das Wahrzeichen Wallersteins in der Ortsmitte. Graf Anton Karl von Oettingen-Wallerstein ließ 1722–1725 die Wallersteiner Pestsäule durch den Bildhauer Johann Georg Bschorer aus Oberndorf am Lech nach dem Vorbild böhmischer Pestsäulen und der Wiener Pestsäule am Graben errichten. Der reiche Figurenschmuck der Säule zeigt zu Füßen der Dreifaltigkeit Maria sowie die Heiligen Rochus, Sebastian und Antonius von Padua. Eine lateinische Inschrift (Hic Canis …) bedeutet: „Hier wacht der Hund, verteidigen die Pfeile, [und] heilen die Lilien; so helfen Lilien, Pfeile, [und] der Hund.“ Das Chronogramm bedeutet „Die wüste Seuche sei fern von Heimat und Haus“ und ergibt die Jahreszahl 1722.
Wallersteiner Felsen, ehemaliger Burgfelsen. 65 Meter hohe Erhebung und öffentlich zugänglicher Aussichtspunkt zentral in Wallerstein.
Es gab 2016 nach der amtlichen Statistik im Bereich der Land- und Forstwirtschaft keine, im produzierenden Gewerbe 484 und im Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe 112 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 188 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 1379. Im verarbeitenden Gewerbe gab es drei, im Bauhauptgewerbe vier Betriebe. Im Jahr 2010 bestanden zudem 61 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von insgesamt 2148 ha, davon waren 2013 ha Ackerfläche.
William Berczy (1744–1813), Maler, Kolonist und Architekt, Mitbegründer Torontos Einer der größten Söhne des Rieses ist der in Wallerstein geborene Johann Albrecht Ulrich Moll. Er erlangte unter seinem Namen William Berczy großen Ruf als Maler, Architekt, Städteplaner und Straßenbauer. Er führte 220 deutsche Siedler von Altona über die USA nach Kanada, gründete die Stadt Markham und gilt als Mitbegründer Torontos.
Joseph von Sartori (1749–1812), Publizist und Verwaltungsjurist, Hofrat in Wallerstein
Johannes Volkenau (* 23. Oktober 1786; † 1. Oktober 1854), Doktor der Medizin. 1810 Studium der Chirurgie an der Universität Würzburg, 1811–1812 (oder 1813) Studium und 1814 Dr. med. an der Universität Dorpat. Ab Herbst 1810 im russischen Dienst als Arzt, später Divisionsstabschirurg bei Moskau und Operateur im Militärhospital in Riga, danach Arzt beim Ingenieur-Departement, ab 1836 bei der Haupt-Ingenieurschule in St. Petersburg, zuletzt Arzt im Palais des Zaren NIKOLAJ I. (1796–1855). Inhaber hoher russischer Ehrentitel und Auszeichnungen: 1825 Hofrat, 1835 Staatsrat, Wirklicher Russischer Staatsrat, 1841 Adelsdiplom, Ritter des St.-Wladimir-Ordens 4. Klasse und des St.-Annen-Ordens 3. Klasse.[1]
Gerhard Merkl (1961–2016), Domkapellmeister am Dom St. Stephan in Passau
Weitere mit Wallerstein verbundene Personen
Johann Georg Hitzelberger (1714–1792), deutscher Baumeister, von 1769 bis zu seinem Tod war er Hofbaumeister in Wallerstein.
Ignaz von Beecke (1733–1803), Komponist und Pianist, wirkte von 1759 bis zu seinem Tod in Wallerstein.
Antonio Rosetti (1750–1792), Komponist, Kontrabassist und Kapellmeister in der Wallersteiner Hofkapelle sowie Namensgeber der 1978 gegründeten örtlichen Musikschule
Joseph Reicha (1752–1795), Komponist und Cellist, lebte bis 1785 in Wallerstein.
Anton Reicha (1770–1836), Komponist und Musikpädagoge, lebte von 1781 bis 1785 in Wallerstein.
Johannes Herrle (1778–1860), Forst- und Jagdwissenschaftler, war bei der Hofjägerei tätig
Hans Hermann Adler (1891–1956), Zeitungswissenschaftler und Professor an der Universität Heidelberg, lebte die letzten Jahre seines Lebens in Wallerstein und ist dort verstorben.
Literatur
Ludwig Brutscher: Wallerstein. Markt und Residenz. Beiträge zur Orts- und Grafschaftsgeschichte. Markt Wallerstein 1996.
Günther Grünsteudel: Wallerstein. Das schwäbische Mannheim. Begleitband zur Ausstellung der Universitätsbibliothek Augsburg, Wallerstein, Neues Schloss, 1. Juni – 9. Juli 2000. Rieser Kulturtage, Nördlingen 2000, ISBN 3-923373-43-0 (Exzerpt (Memento vom 24. November 2003 im Webarchiv archive.today)).
Günther Grünsteudel: Das „Schwäbische Mannheim“. Zur Geschichte der Wallersteiner Hofkapelle. In: Rosetti-Forum. 2, 2001, S. 19–28 (Digitalisat im PDF-Format).
Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit. Band2. Verl. für Kunstreprod. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1993, ISBN 3-923006-90-X, S.546–547 (Volltext [Wikisource] – Erstausgabe: Beck, Nördlingen 1879).
↑Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 197.