In der Barockzeit wurde die erste Pestsäule der Habsburgermonarchie am Wiener Graben nach dem Abklingen der Pestepidemie von 1679 errichtet und fand eine große Zahl von Nachfolgebauten im gesamten Gebiet der Monarchie. Diese das Stadtbild prägenden Dreifaltigkeitssäulen können, außer als Votivspende nach dem Erlöschen der Pest, als Symbol des Sieges der katholischen Reform und Gegenreformation über den Protestantismus aufgefasst werden. Zusätzlich stellen die Säulen ein Symbol der Zugehörigkeit des Landes zur katholischen Monarchie der Habsburger dar, wie zum Beispiel die Ikonographie der Wiener Pestsäule belegt. In manchen Fällen stand aber nicht so sehr die Frömmigkeit des Stifters im Vordergrund, sondern Prestigegründe bzw. der Wunsch, ein hauptstädtisches Denkmal zu besitzen.[1]
Viele Pestsäulen sind der Hl. Mutter Gottes gewidmet, weil sie im katholischen Glauben die Fürsprecherin in Notzeiten ist. Pestsäulen, die Maria gewidmet sind (sogenannte Mariensäulen), sind aber auch ein Ausdruck zunehmender Marienverehrung, wie sie nach schweren Zeiten immer wieder zu beobachten ist.
Dreifaltigkeitssäule in Olmütz (sloup Nejsvětější Trojice) geschaffen 1716–1754, mit 35 Metern Höhe das größte Bauwerk seiner Art im Gebiet der ehemaligen Habsburgermonarchie
Mariensäule in Prag errichtet 1650 als vierte Mariensäule Europas; der Mittagsschatten dieser Säule diente als Meridian, der die Prager Ortszeit festlegte; Nov. 1918 als Symbol der Habsburger Herrschaft zerstört und 2020 wiedererrichtet.
↑Thomas Winkelbauer: 1522–1699, Ständefreiheit und Fürstenmacht. Länder und Untertanen des Hauses Habsburg im konfessionellen Zeitalter (= Herwig Wolfram (Hrsg.): Österreichische Geschichte). Teil 2. Ueberreuter, Wien 2003, ISBN 3-8000-3987-7, S. 189 ff.