Thomas S. Gates Jr., der Sohn des gleichnamigen Investmentbankers Thomas S. Gates Sr., schloss 1928 sein Studium an der University of Pennsylvania ab und arbeitete anschließend in der Investmentbank Drexel and Company (einem der Vorläuferunternehmen von JPMorgan Chase und Morgan Stanley). Im Zweiten Weltkrieg diente er in der US Navy. Seit 1953 war er als Under Secretary of the Navy zweithöchster Offizieller im Marineamt des Verteidigungsministeriums. Am 1. April 1957 wurde er zum Marinestaatssekretär ernannt. Vom 2. Dezember 1959 bis zum 20. Januar 1961 amtierte er als Verteidigungsminister im Kabinett Eisenhower. Gates war stärker als seine Vorgänger an der Entwicklung der Sicherheits- und Verteidigungsdoktrin der Vereinigten Staaten beteiligt. Er förderte Präsident Eisenhowers Bestrebungen, die bislang eher defensiven Eindämmungspläne gegen sowjetische Expansionsbestrebungen durch eine aggressivere Rollback-Politik zu ersetzen. Während seiner Amtszeit kam es zum Abschuss von Francis Gary Powers über sowjetischem Territorium, was zu erheblichen diplomatischen Turbulenzen führte.
Gates wurde durch seinen deutschen Amtskollegen Franz Josef Strauß in die sogenannte Fibag-Affäre verwickelt. Der damalige Bundesverteidigungsminister hatte Gates die Firma Fibag (Finanzbau Aktiengesellschaft) empfohlen, um in der Bundesrepublik mehrere tausend Wohnungen für die US Army zu bauen. An der Fibag war unter anderem Strauß selbst beteiligt.
Nach dem Sieg des DemokratenJohn F. Kennedy bei der Präsidentschaftswahl 1960 legte er am 20. Januar 1961 sein Amt als Verteidigungsminister nieder. Er wurde 1962 Präsident der Morgan Guaranty Trust Company (1959 fusioniert aus J.P. Morgan & Co. und Guaranty Trust Company of New York), arbeitete aber auch mehrfach als Berater für verschiedene Präsidenten der Vereinigten Staaten. So war er von 1976 bis 1977 als Nachfolger von George Bush Leiter des seinerzeitigen United States Liaison Office (Verbindungsbüro) in der Volksrepublik China im Rang eines Botschafters. Seit 1959 war er gewähltes Mitglied der American Philosophical Society.[1]