Das Sumpf-Heusenkraut ist eine einjährige bis ausdauernde krautige Pflanze. Der meist 10 bis 50, selten bis zu 75 Zentimeter lange, kriechende Stängel ist vierkantig, bleich-grün, im Wasser flutend oder an Land an den Knoten wurzelnd und oft rot überlaufen.
Die Laubblätter sind gegenständig. Die dickliche Blattspreite ist bei einer Länge von 2 bis 3 Zentimetern elliptisch bis eiförmig mit zugespitztem oberen Ende, dunkel-grün bis bleich rötlich-grün und glänzend. Die kleinen Nebenblätter sind warzenartig.[1]
Generative Merkmale
Die Blütezeit reicht von Juni bis August. Die fast sitzenden Blüten befinden sich über zwei Vorblättern einzeln in den Blattachseln.[1]
Die Blüten sind vierzählig und etwa 4 Millimeter lang. Der Achsenbecher hat vier gelblich grüne Längsstreifen mit verkorkten Zwischenräumen. Die vier haltbaren, grünen Kelchblätter sind bi einer Länge von etwa 1 Millimeter eiförmig mit spitzem oberen Ende.[1] Kronblätter fehlen.[1] Die vier Staubblätter sind kürzer als die Kelchblätter.[1] Der Fruchtknoten ist vierfächerig. Der fadenförmige Griffel endet in einer kopfigen, zweilappigen Narbe.[1]
Die etwa 5 Millimeter lange Kapselfrucht ist vierkantig und enthält viele Samen. Die Samen sind länglich, glatt, glänzend und hell-braun.[1]
Das Sumpf-Heusenkraut gedeiht am besten auf kalkarmen, aber nährstoff- und besonders stickstoffreichen Schlammböden bzw. flachen, warmen Gewässer über solchen Böden. Das Sumpf-Heusenkraut besiedelt in Mitteleuropa flache Tümpel, Teiche und Gräben, geht aber auch auf Viehweiden in der Nähe von Gehöften; seltener wächst es auch in Seggenwiesen. Es ist pflanzensoziologisch in Mitteleuropa eine Charakterart des Nanocyperion-Verbands; das Sumpf-Heusenkraut kommt aber auch in Pflanzengesellschaften des Verbands Bidention oder der Klasse Littorelletea vor.[2]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landoltet al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 5w+ (überschwemmt aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[5]
Das Sumpf-Heusenkraut hat in letzter Zeit die meisten seiner auch ursprünglich seltenen Standorte in Mitteleuropa verloren, und zwar in erster Linie, weil man sumpfige Weiden entwässert, Tümpelränder wegsam gemacht und Schweineweiden aufgegeben hat. Die Art gilt nach der Roten Liste in ganz Deutschland als vom Aussterben bedroht (Kategorie 1), in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Hessen, Sachsen und Rheinland-Pfalz ist sie bereits ausgestorben[6]. Nach einer Gefährdungsanalyse von 2000 ist sie auch in Zentraleuropa insgesamt vom Aussterben bedroht.[7]
Taxonomie
Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Isnardia palustris durch Carl von Linné in Species Plantarum Tomus I, Seite 120.[4] Die Neukombination zu Ludwigia palustris(L.) Elliott wurde 1817 durch Stephen Elliott in A Sketch of the Botany of South-Carolina and Georgia, Band 1 (3), Seite 211 veröffentlicht.
Synonyme für Ludwigia palustris(L.) Elliott sind Isnardia palustrisL. und Ludwigia apetalaWalter.[8]
Sonstiges
Ein weiterer Trivialname ist Sumpflöffelchen. Als Kreuzung mit Ludwigia repens ist die Breitblättrige Bastardludwigie „bekannt“.[9]
Literatur
Siegmund Seybold: Die Flora von Deutschland und der angrenzenden Länder. Ein Buch zum Bestimmen aller wild wachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen. Begründet von Otto Schmeil, Jost Fitschen. 95. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01498-2.
Eckehart J. Jäger (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. Begründet von Werner Rothmaler. 20., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-8274-1606-3.
Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band2). 2. korrigierte und erweiterte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2007, ISBN 978-3-8001-4990-2.
Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band3: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Rosidae): Droseraceae bis Fabaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1992, ISBN 3-8001-3314-8.
Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band3: Nachtkerzengewächse bis Rötegewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
Einzelnachweise
↑ abcdefgGustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 2. Verlag Carl Hanser, München 1965. S. 804–806.
↑ abErich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S.681–682.
↑ abLudwigiapalustris im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 29. Dezember 2023.