Das Gebiet liegt zum größeren Teil in den Sudeten, die im Osten in die Karpaten (Beskiden) übergehen. Die wichtigsten Flüsse sind die Oder (Odra) und die Oppa (Opava), welche zeitweilig die Grenze zu Preußisch-Schlesien bildete. Neben Ostrava (dessen Hauptteil allerdings historisch zu Mähren gehört) sind die wichtigsten Städte die historische Hauptstadt Opava (Troppau), Bruntál (Freudenthal), Krnov (Jägerndorf), Karviná (Karwin), Bohumín (Oderberg), die nach 1945 neu aufgebaute Stadt Havířov sowie Český Těšín, der auf tschechischem Staatsgebiet liegende Teil von Teschen (Cieszyn).
Geschichte
Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 verblieb das Herzogtum Teschen sowie die südlichen Teile der Herzogtümer Jägerndorf und Troppau und des Fürstentums Neisse bei Österreich, der auch einen Teil des Herzogtums Jägerndorf umfasste, auf das die preußischen Erbansprüche unter anderem gerichtet waren. Es wurde als Herzogtum Ober- und Niederschlesien bezeichnet, Troppau wurde zur Hauptstadt erhoben. Dieses Österreichisch Schlesien bestand aus zwei Teilen, zwischen denen bei Ostrau mährisches Gebiet bis an die preußische Grenze reichte.
Nach dem Ersten Weltkrieg hatten Warschau und Prag im Gebiet Teschen eine vorläufige Demarkationslinie festgelegt, die im Wesentlichen den ethnischen Trennungslinien folgte. Die endgültige Grenzziehung wurde nach dem Polnisch-Tschechoslowakischen Grenzkrieg ausgehandelt.[3][4] Das zwischen Polen und Tschechen umstrittene Kohle-Gebiet wurde zunächst internationaler Kontrolle unterstellt und 1920 auf Entscheidung der Alliierten geteilt. Das von der Tschechoslowakei und Polen jeweils zur Gänze beanspruchte – mehrheitlich polnischsprachige – Teschener Schlesien wurde aus strategischen Gründen am Fluss Olsa zwischen beiden Staaten aufgeteilt. Dadurch entstand das Olsagebiet.
Land Mähren-Schlesien
Administrativ wurde das (tschechoslowakische) Land Schlesien am 1. Dezember 1928 mit Mähren zum Land Mähren-Schlesien (země Moravskoslezská) zusammengefasst. Mähren-Schlesien bildete dann (bis 1948) neben Böhmen, der Slowakei und Karpatenrussland eines der vier Länder auf dem Gebiet der Tschechoslowakei. Hauptstadt wurde Brünn mit dem Landesamt. Landespräsident war seit Gründung bis 1939 Jan Černý. Die Landesvertretung bestand zur Hälfte aus gewählten und zur anderen Hälfte aus ernannten Politikern.
Nach dem Münchener Abkommen von 1938 fielen Teile – zusammen mit weiteren mehrheitlich deutschsprachigen Gebieten der Tschechoslowakei – an das Deutsche Reich, die mit den abgetrennten nordböhmischen und nordmährischen Gebietsteilen als Reichsgau Sudetenland zusammengefasst wurden, während das Hultschiner Ländchen in den preußischen Landkreis Ratibor rückgegliedert wurde. Das Olsagebiet wurde vollständig von Polen besetzt und in dessen Staatsgebiet eingegliedert. Ein Jahr später wurde es von der deutschen Wehrmacht besetzt und verwaltungsmäßig ebenfalls der Provinz Schlesien (ab 1941 Provinz Oberschlesien) eingegliedert. Ein schmaler Landstreifen tschechischsprachiger Gemeinden am rechten Ufer der Ostrawitza verblieb zuerst beim tschechoslowakischen Staat beziehungsweise dem fortbestehenden Land Mähren-Schlesien und wurde nach dessen Okkupation im März 1939 durch das Deutsche Reich dem Reichsprotektorat Böhmen und Mähren einverleibt.
Seit dem Ende der Tschechoslowakei 1993 und der damit verbundenen Landesteilung gehört das Gebiet zur Tschechischen Republik, in der es einen der drei traditionellen Landesteile (země, den Kronländern der Monarchie entsprechend) bildet, die zwar in der großen Version des tschechischen Wappens vorkommen, sich mit der heutigen verwaltungsmäßigen Einteilung der Republik jedoch nicht decken, so dass ihnen nur noch eine historische Bedeutung zukommt. Heute gehört der eher strukturstärkere und wesentlich größere östliche Anteil der historischen schlesischen Gebiete zum Moravskoslezský kraj, während der eher strukturschwache Okres Jeseník (Freiwaldau) im westlichen Grenzgebiet zu Glatz und Neiße nun zum Olomoucký kraj gehört. Der Bezirk Freiwaldau besteht fast vollständig aus den vormals zum Fürstentum Neisse des Erzbischofs von Breslau gehörenden Städte und Dörfer und ist damit der kleine Teil Nieder-Schlesiens, der 1742 bei Österreich verblieb.
Bevölkerung
Die Bevölkerung in Schlesien sprach Varietäten des Gebirgsschlesischen, aber auch die lachischen Dialekte des Tschechischen sowie, etwa östlich des heutigen Stadtgebiets von Ostrava, Polnisch. Bereits nach dem Münchner Abkommen wurden aus dem an Polen abgetretenen Teschner Land (Olsagebiet) die Deutschen und Tschechen, soweit sie dort kein Heimatrecht besaßen oder der neuen polnischen Verwaltung missfielen, gemeinsam vertrieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte aufgrund der Beneš-Dekrete die Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei. Die polnischsprachige Bevölkerung im Teschener Schlesien wurde dagegen bis heute weitgehend durch die tschechische Mehrheitsbevölkerung assimiliert. Insbesondere der Bau von Großwohnsiedlungen in den Stadtneugründungen Havířov und Karviná und der dadurch ausgelöste Zuzug von Tschechen und Slowaken bewirkte das. Die verbliebene polnischsprachige Bevölkerung im ländlichen Osten des Landes ist eine anerkannte Minderheit in Tschechien. Gemeinden mit einem polnischen Bevölkerungsanteil von über 20 Prozent führen dort offiziell auch die polnischen Namen.
Hugo Rokyta: Die böhmischen Länder. Handbuch der Denkmäler und Gedenkstätten europäischer Kulturbeziehungen in den böhmischen Ländern. Bd. 3: Mähren und Schlesien. 2. üb. und erw. Aufl. Vitalis, Prag 1997, ISBN 80-85938-23-5
↑Dorota Leśniewska in: Christian Lübke (Hrsg.): Struktur und Wandel im Früh- und Hochmittelalter: Eine Bestandsaufnahme aktueller Forschungen zur Germania Slavica. Steiner, Stuttgart 1998, ISBN 3-515-07114-8, S. 32
↑Detlef Brandes, Der Weg zur Vertreibung 1938–1945. Pläne und Entscheidungen zum „Transfer“ der Deutschen aus der Tschechoslowakei und aus Polen. 2. überarb. und erw. Aufl., Oldenbourg, München 2005, ISBN 3-486-56731-4, S. 117.