Die Landschaft ist geprägt von den Höhenzügen Gesenke (Altvater, 1490 m) und Beskiden (Lysá hora, Kahlberg, 1320 m), die Oder und ihr Nebenfluss Oppa sind die wichtigsten Flüsse. Das Gebiet des ehemaligen Österreichisch-Schlesien liegt heute zum größten Teil im Nordosten der Tschechischen Republik, lediglich der östlichste Teil zwischen den Städten Teschen (an der Olsa) und Bielitz gehört heute zur polnischen Woiwodschaft Schlesien.
Es gliederte sich in einen westlichen und einen östlichen (Teschener Schlesien) Teil, getrennt durch den nördlichen Bereich der mährischen Bezirkshauptmannschaft Místek. Nördlicher und westlicher Nachbar war die preußischeProvinz Schlesien, der östliche Landesteil grenzte an Galizien und Ungarn. Die Flächengröße betrug 5.147 km². Verwaltungszentrum von Österreichisch-Schlesien war die Stadt Troppau.
Geschichte
Mittelalter
Die zahlreichen deutschen Ortsnamen in Österreichisch-Schlesien zeugen davon, dass die meisten Städte und Dörfer von deutschen Siedlern gegründet wurden. Dieser Prozess begann mit dem PiastenherzogHeinrich I., der zu Beginn des 13. Jahrhunderts Bergleute, Handwerker, Bauern und Händler aus fränkischen, thüringischen und obersächsischen Gebieten anwarb. Den Städten wurde zumeist das Magdeburger Stadtrecht verliehen.
Bis zur zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bildete das Gebiet um Troppau die Nordprovinz der Markgrafschaft Mähren, danach entstanden unter König Ottokar II. und seinen Nachkommen die böhmischen Herzogtümer Troppau, Jägerndorf und Leobschütz, die ab 1320 zu den oberschlesischen Herzogtümern gezählt wurden.
Neuzeit
Ab 1526 übernahmen die Habsburger in ihrer Eigenschaft als Könige von Böhmen die Herrschaft über die Herzogtümer in Schlesien. Die jüdische Bevölkerung blieb gering, nur 119 Familien erlaubten 1726 die Familiantengesetze; trotzdem ordnete 1738 Karl VI. die Ausweisung aller Juden aus Schlesien an, was aber nur vereinzelt durchgeführt wurde.
Nach dem Sieg Preußens über Österreich im Ersten Schlesischen Krieg 1742 wurde der größte Teil Schlesiens durch den Vorfrieden von Breslau preußisch, nur das Herzogtum Teschen und die südlichen Teile der Herzogtümer Jägerndorf und Troppau sowie der südliche Teil des Fürstentums Neisse blieben bei Böhmen und wurden zum Herzogtum Schlesien erhoben; alle wichtigen Entscheidungen fielen am kaiserlichen Hof in Wien.
1783 wurde Österreichisch-Schlesien mit dem Teschner Kreis und dem Troppauer Kreis dem Mährisch-Schlesischen Landesgubernium in Brünn angegliedert.
Kronland Schlesien
In der Folge der Märzrevolution 1848 wurde mit dem Schlesischen Konvent ein Parlament geschaffen. Mit der Reichsverfassung des Kaisertums Österreich von 1849 erhielt das Herzogtum den Status eines Kronlandes. Der Spielraum für eigenständige Entscheidungen blieb aber gering, da anfänglichem Föderalismus bald zentralistische Bestrebungen der k. k. Regierungen in Wien folgten: Industrielle und überregional tätige Handels- und Gewerbetreibende verlangten vom Staat einheitliche Regeln für ein möglichst großes Gebiet.
Mit der Reichsverfassung von 1861 erhielt Österreichisch-Schlesien wie die anderen Kronländer eine Landesordnung, der zufolge der Schlesische Landtag (seine Gesetze wurden im Gesetz- und Verordnungs-Blatt für das Herzogthum Ober- und Nieder-Schlesien[1] publiziert) und ein Landesausschuss als dessen Exekutivkomitee gebildet wurden.[2] Der vom Kaiser aus der Mitte der Mitglieder ernannte Vorsitzende von Landtag und Landesausschuss wurde als Landeshauptmann bezeichnet. Diesen autonomen Landesorganen stand der Statthalter als Vertreter von Kaiser und Zentralregierung gegenüber. In Schlesien trug der Statthalter (wie in nur vier anderen Kronländern) den Titel Landespräsident, sein Amt wurde als Landesregierung bezeichnet. In der 1867 gebildeten Doppelmonarchie Österreich-Ungarn war Schlesien Teil Cisleithaniens, der österreichischen Reichshälfte. Es entsandte bzw. wählte später Abgeordnete zum Reichsrat in Wien.
Nach dem Zerfall der Habsburgermonarchie am Ende des Ersten Weltkrieges konnte deutsch besiedeltes Gebiet nicht an Deutschösterreich gelangen (und mit ihm, wie geplant, der deutschen Republik beitreten). Im Gesetz- und Verordnungsblatt des Herzogtums wurden vom 22. November bis zum 3. Dezember 1918 gefasste Beschlüsse der in Troppau tagenden Landesregierung für das Sudetenland veröffentlicht. Die definitive Einrichtung der Provinz Sudetenland, die die deutsch besiedelten Teile Österreichisch-Schlesiens einbezogen hätte, wurde von tschechoslowakischen Truppen zum Jahreswechsel 1918/19 durch Besetzung des Gebietes verhindert. Das Land wurde an die Tschechoslowakei angeschlossen; der östliche Landesteil um Bielitz kam zu Polen und bildete dort den Grundstock der Woiwodschaft Schlesien.
Der tschechoslowakische Teil blieb bis 1928 eine eigenständige Verwaltungseinheit (země Slezsko), dann wurde er mit Mähren zum Land Mähren-Schlesien (země Moravskoslezská) vereinigt.
Nach der Volkszählung von 1910 zählte Österreichisch-Schlesien 756.949 Einwohner, von denen 43 % Deutsch, 31 % Polnisch und rund 24 % Tschechisch als Umgangssprache angaben. Der jüdische Bevölkerungsanteil stieg von 0,7 % im Jahr 1857 auf 1,5 % im Jahr 1880.[3]
Zu den wichtigsten Industriebereichen zählte der Bergbau (Steinkohle, Braunkohle, Eisenerz), die Verhüttung, Metallbearbeitung und Maschinenbau sowie die Textilindustrie. Daneben wurde Ackerbau und Viehzucht betrieben. Da der Warenexport sehr intensiv betrieben wurde, hatte das Land ein dichtes Verkehrsnetz. Die wichtigste Bahnlinie war die Kaiser-Ferdinands-Nordbahn Wien–Krakau, die an der Ostgrenze des westlichen Landesteils verlief und mit zahlreichen Nebenstrecken alle größeren Orte erschloss.
Ostschlesische Porträts. Biographisch-bibliographisches Lexikon von Österreichisch-Ostschlesien. Bearb. von Karl Walter Neumann unter Mitwirkung von Peter Andraschke, Verlag Mann, Band 1: A–D. Berlin 1991, ISBN 3-7861-1634-2, Band 2: E–H. Berlin 1996, ISBN 3-7861-1858-2.
Hugo Rokyta: Die böhmischen Länder. Handbuch der Denkmäler und Gedenkstätten europäischer Kulturbeziehungen in den böhmischen Ländern. Band 3: Mähren und Schlesien. 2., überarb. und erw. Aufl. Vitalis, Prag 1997, ISBN 80-85938-17-0.
↑Anson Rabinbach: The Migration of Galician Jews to Vienna. Austrian History Yearbook, Volume XI, Berghahn Books/Rice University Press, Houston 1975, S. 45, Table 1, basierend auf: Jacob Thon: Die Juden in Österreich. In: Veröffentlichungen der Bureau für Statistik der Juden. No. 4, Verlag L. Lamm, Berlin-Halensee 1908, S. 6–8; sowie Joseph Buzek: Das Auswanderungsproblem in Österreich. In: Zeitschrift für Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Verwaltung, Vol. 10, 1901, S. 492