Der Ort Krayne mit 184 Einwohnern (Stand: 2004) wurde im Jahr 1465 erstmals urkundlich erwähnt. Im selben Jahr ist auch von einem Ort namens Schenkendobir die Rede. Die Bezeichnung setzt sich aus „Schenken“ und dem sorbischen „Döbern“ (Dubrawa, deutsch: Eichenwald) zusammen, was auf die Lage des Orts in einer feuchten Talmulde an einem Waldstück hindeutet. Unklar ist, ob „Schenken“ auf ein wohlhabendes Geschlecht der Schenken von Landsberg zurückzuführen ist. Der Ort war mit einem aus dem Mittelalter stammenden Schloss verbunden, das zur Herrschaft Schenkendorf gehörte, die wiederum im Besitz der Herren von Wesenburg stand.
Um 1480 wurden Teile des Ortes an die Stadt Guben verkauft und wechselten von dort bereits neun Jahre später an den Landvogt Nickel von Köckritz, der die Gemeinde wiederum 1512 an den Johanniterorden verkaufte. Dort blieb sie bis zur Auflösung des Ordens 1811 in Besitz. Das Gut wurde von den Johannitern als Vasallengut weiter verliehen. In diesen Jahrhunderten wurde in geringem Umfang Handel über die Fernstraße von Guben über Lieberose und Lübben bis nach Leipzig getrieben. Daneben war die Landwirtschaft die Haupteinnahmequelle der Gemeinde. Die Bauern kultivierten Roggen, Gerste, Hafer, Buchweizen, Lein, Erbsen, Hirse und Hanf, ab 1790 auch Hopfen. Seit Ende des 18. Jahrhunderts werden Kartoffeln angebaut. Ab 1520 wird eine Gastwirtschaft, bis 1750 eine Wasserburg erwähnt.[3] 1840 war das Gut im Besitz einer Witwe Breitenfeld.[4]
20. und 21. Jahrhundert
Das Gut wechselte mehrfach den Besitzer, bis es 1917 von der Familie Vorsteher zu einem Landwirtschaftsbetrieb mit Viehzucht und Molkerei ausgebaut wurde. Ab 1924 wurden Flaschenmilch sowie weitere Molkereiprodukte nach Guben verkauft. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Vorsteher durch die Auswirkungen der Bodenreform enteignet. Das Gebäude wurde von Umsiedlern bewohnt, später als Bürgermeisteramt, LPG-Küche und -Büro genutzt.[5] Die umliegenden Flächen wurden an Bauern und Umsiedler verteilt. Bis 1960 entstanden insgesamt vier LPGs, darüber hinaus am Ochsenberg ein Rinderkombinat und im Schenkendöberner Vorwerk ein Schweinestall. Bis 1969 wuchs die KAP „F 97“ auf sieben LPGs an – mit Groß Gastrose 1976 die letzte verbliebene LPG. In diesem Jahr wurde die LPG in eine Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion (KAP) mit dem Namen „Wilhelm Pieck“ umbenannt. Sie umfasste bis zur Wiedervereinigung eine Fläche von 6600 Hektar Ackerland und Wiese. 1989 trennte sich Groß Gastrose von Schenkendöbern; ein Jahr später Groß Drewitz.[3]
Südlich des Gemeindegebiets befindet sich der Tagebau Jänschwalde. Im Jahr 2007 wurden Pläne bekannt, nach denen Vattenfall den 2019 auslaufenden Tagebau nach Norden erweitern wollte. Die Schenkendöberner Ortsteile Kerkwitz, Grabko und Atterwasch mit zusammen ca. 900 Einwohnern wären von der Umsiedlung betroffen gewesen. Am 30. März 2017 gab der neue Eigentümer LEAG schließlich bekannt, auf die Erweiterung von Jänschwalde zu verzichten.[6]
Verwaltungsgeschichte
Atterwasch, Bärenklau, Grabko, Grano, Groß Drewitz, Groß Gastrose, Kerkwitz, Krayne, Lauschütz, Lübbinchen, Schenkendöbern, Sembten und Taubendorf gehörten seit 1817 zum Kreis Guben, Pinnow, Reicherskreuz und Staakow zum Kreis Lübben (Spreewald) in der preußischenProvinz Brandenburg. Alle Orte wurden 1952 in den Kreis Guben im DDR-Bezirk Cottbus eingegliedert. Seit 1993 liegen sie im brandenburgischen Landkreis Spree-Neiße.
Am 31. Dezember 1998 schlossen sich Grano, Groß Drewitz, Krayne, Lauschütz, Schenkendöbern und Sembten zur Gemeinde Lutzketal zusammen. Gleichzeitig bildeten Lübbinchen, Pinnow, Reicherskreuz und Staakow die neue Gemeinde Pinnow-Heideland. Bereits am 28. Mai 1998 war durch den Zusammenschluss von Groß Gastrose und Kerkwitz die Gemeinde Gastrose-Kerkwitz entstanden.[7]
Die heutige Gemeinde entstand am 26. Oktober 2003 aus dem freiwilligen Zusammenschluss der sechs bis dahin selbstständigen Gemeinden Atterwasch, Bärenklau, Gastrose-Kerkwitz, Grabko, Lutzketal und Pinnow-Heideland.[8]
Ehrenmal für sowjetischeKriegsgefangene und Zwangsarbeiter im Wald südwestlich von Kerkwitz entlang des Waldweges nach Grabko, das an die zahlreichen Toten eines Kriegsgefangenenlagers erinnert, dessen Geschichte noch der Aufarbeitung harrt.
Ortsteil Reicherskreuz
Das Dorf besteht aus einem geschlossenen Ensemble von Waldarbeiterhäusern, die überwiegend aus Feldsteinen gebaut worden sind. Es steht unter Denkmalschutz (Flächendenkmal). Sehenswert ist auch die Fachwerkkirche aus dem 18. Jahrhundert. In den Wäldern rund um das Dorf, wo man heute das Holz herholt, schoss bis zu ihrem Abzug die sowjetische Armee. Tatsächlich rollten in Reicherskreuz noch bis zur Wende sowjetische Panzer mitten durchs Dorf. Daher bekam der Ort auch erst sehr spät eine richtige Dorfstraße. Weiter rollten die Panzer auch quer durch die sehenswerte Reicherskreuzer Heide, welche sich zwischen Pinnow und Reicherskreuz befindet und einen Aussichtsturm besitzt, von dem man einen Überblick über die gesamte Heidelandschaft hat. Das Heide-Gebiet ist durch die jahrelange militärische Nutzung noch immer munitionsverseucht, weshalb man die befestigten Wege nicht verlassen sollte. Das Dorf ist von allen Seiten durch den Wald erreichbar. In Reicherskreuz leben ca. 60 Einwohner.
↑Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. O. 270 S., Frankfurt a. O., Gustav Harnecker 's Buchhandlung, 1844 Online bei Google Books (S. 87)
↑Manfred Wille: Die Vertriebenen in der SBZ, DDR. 1. Ankunft und Aufnahme 1945. Otto Harrassowitz Verlag, 1996, ISBN 978-3-447-03833-1, S.38– (google.de [abgerufen am 4. Juli 2013]).
↑Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)