Die Samariterkirche ist eine von etwa 70 Kirchen, die der Evangelische Kirchenbauverein zwischen 1890 und 1918 in erster Linie in Deutschland baute. Diese vom Kaiser Wilhelm II. ausgehende Initiative entstand wegen einer damals zunehmenden Politisierung in der deutschen Bevölkerung, die sich von Seiten der Monarchie als ein „religiös-sittlicher Notstand“ darstellte, den es zu bekämpfen galt. Neben den politischen Motiven waren aber auch die demografischen Entwicklungen, insbesondere das starke Wachstum der Berliner Bevölkerung, ein wesentlicher Grund für den Bau. Bei der Grundsteinlegung befand sich die werdende Kirche inmitten von Kleingartenanlagen, erst anschließend entstanden die Mietswohnhäuser in der Umgebung.
In der Zeit des Nationalsozialismus war das Gotteshaus ein Zentrum des Pfarrernotbundes, aus dem sich im Mai 1934 die Bekennende Kirche formierte. Pfarrer Wilhelm Harnisch – eine Berliner Gedenktafel neben der Portaltür erinnert an sein soziales und politisches Wirken – richtete eine Erwerbslosenspeisung im Gemeindehaus ein. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wies die Samariterkirche zahlreiche Einschüsse auf, die Fenster waren zu Bruch gegangen, und zwei Etagen des Gemeindehauses in der Samariterstraße 27 mussten für Flüchtlinge geräumt werden. Tote Soldaten und Zivilisten lagen auch im Samariterviertel auf den Straßen. Zusammen mit Anwohnern sammelte Pfarrer Harnisch wegen der Seuchengefahr die Leichen, barg sie zunächst in der Sakristei der Kirche, und er legte mit Helfenden einen Notfriedhof hinter der Kirche an, da in Berlin Bestattungsmöglichkeiten fehlten. Harnisch wurde Friedhofsbeauftragter für den Stadtbezirk Friedrichshain. 1978 wurde der Notfriedhof geschlossen und später eingeebnet und es entstand auf dem Gelände der Spielplatz für den Gemeindekindergarten. Im Zuge der Neugestaltung wurden die sterblichen Überreste der Kriegstoten exhumiert und sie fanden dann ihre letzte Ruhestätte auf einem Feld des landeseigenen Friedhofs in Hohenschönhausen in der Ferdinand-Schultze-Straße 115–125.
Die Kirchengemeinde Galiläa-Samariter besitzt zwei Gräberfelder der ehemaligen Galiläa- und Samariter-Gemeinden auf dem Ostkirchhof Ahrensfelde.
Architektur und Ausstattung
Möckel hatte ein Bauensemble im Stil der märkischenBacksteingotik entworfen. Die Fassade ist mit verzierten Pfeilergiebeln, Ecktürmchen und Ornamentik aus glasierten Ziegeln sowie Mosaiken und Sandsteinfiguren geschmückt. Oberhalb des Turmportals steht eine Christusstatue in Savonnierer Kalkstein, ein Frühwerk des Bildhauers Wilhelm Wandschneider.
Das Hauptschiff wird im Inneren von einem Kreuzrippengewölbe gestützt und beherbergt 1100 Sitzplätze für Kirchenbesucher. Ein als farbiges Mosaik gestaltetes Standkreuz vor dem Altar gehört ebenfalls zur Ausstattung. Die nach Entwürfen von August Blunck zwischen 1892 und 1894 angefertigten Glasmalereifenster wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Im Jahr 1959 erhielt der Chorraum neue moderne farbige Glasfenster, gestaltet durch Inge Pape.[2]
Der 60 Meter hohe Kirchturm beherbergt eine Glockenstube mit quadratischem Grundriss (Seitenlängen jeweils 4,66 Meter im Inneren). Dort hängen drei Gussstahlglocken, die beim Bochumer Verein im Jahr 1893 gegossen wurden. In einer Inventarliste der Gießerei sind folgende Angaben zu finden: das dreistimmige Geläut samt Klöppel, Lager, Achsen und Läutehebel kostete in der Herstellung 3122 Mark.[5]
↑Disposition siehe: Roland Eberlein (Hg.): Hermann Mund Sammlung Orgeldispositionen Heft A. (walcker-stiftung.de [PDF; abgerufen am 24. Februar 2024] Disposition Nr. 37).
↑Zusammenstellung der nach Berlin und Umgegend gelieferten Geläute. Bochumer Verein, um 1900. Im Archiv der Köpenicker Kirche St. Josef, eingesehen am 6. August 2019.