Der meist feinkörnige, sehr homogene Kalkstein wurde während des obersten Jura, im Tithonium (150,8 bis etwa 145,5 Millionen Jahren), in einem flachen, gut durchlüfteten Meeresbereich des Pariser Beckens abgelagert. Der Savonnières wird heute in den Départements Meuse und Haute-Marne in Steinbrüchen bei Saint-Dizier, Savonnières-en-Perthois, Saint-Mihiel und Brauvilliers abgebaut. Der Kalkstein wird mitunter vom Natursteinhandel unter der Handelsbezeichnung Savonnières-Marmor angeboten. Dies ist aus petrografischen Gesichtspunkten unglücklich gewählt, da mit Marmor korrekterweise ein metamorphes Karbonatgestein bezeichnet wird.
Gesteinsausbildung
Savonnières ist ein relativ leicht zu bearbeitender, heller, oolithischer Kalkstein. Er ist sehr rein und besteht aus 96–99 % Calciumcarbonat. Durch seinen oolithischen Habitus wird der Savonnières, wie auch ähnliche Werksteine aus anderen Regionen, umgangssprachlich als Schaumkalk bezeichnet. Die Ooide sind durchschnittlich 0,5 mm groß und verleihen dem Gestein ein poröses Aussehen. Partiell können dünne Lagen aus Muschelschill eingelagert sein. In Abhängigkeit vom Eisenoxidgehalt variiert die Farbe des Kalksteins von fast weiß bis ocker.
Aufgrund seiner hohen Porosität sind zahlreiche Bauwerke aus Savonnières im städtischen Umfeld von einer starken Verwitterung betroffen. Dabei können sich auf der Oberfläche von den Kalksteinen dünne Gipskrusten bilden, die zu einer Verdichtung führen und einzelne Partien von einer oberflächlichen Verkarstung betroffen sein.
Der Savonnières ist ein europaweit geschätzter Werkstein. Er eignet sich aufgrund seiner leichten Bearbeitbarkeit und Homogenität insbesondere zur Herstellung von Skulpturen. Untergeordnet findet der Kalkstein auch Verwendung in der Gießereitechnik. In Westeuropa wurden viele berühmte Bauwerke mit Savonnières errichtet bzw. mit Skulpturen aus diesem Kalkstein ausgestattet.
Albrecht Germann, Ralf Kownatzki, Günter Mehling: Naturstein-Lexikon: Gesteinskunde und Handelsnamen. Natursteingewinnung. Natursteinbearbeitung. Naturstein im Innen- und Außenbereich. Kunstgeschichte und Architektur. München 2003, ISBN 978-3-7667-1555-5.