Ndiaye ist der Sohn einer französischen Naturwissenschaftslehrerin und eines senegalesischen Ingenieurs. Als er drei Jahre alt war, kehrte der Vater in den Senegal zurück. Mit seiner Schwester, der Schriftstellerin Marie NDiaye, wuchs er bei der Mutter in Bourg-la-Reine, einem südlichen Vorort von Paris, auf. Die Ferien verbrachten sie oft bei den Großeltern auf einem Bauernhof in der Region Beauce. Nachdem Ndiaye am Lycée Lakanal in Sceaux das Baccalauréat (Abitur) mit Auszeichnung abgelegt und die geisteswissenschaftlichen Vorbereitungsklassen am Lycée Henri IV absolviert hatte, wurde er 1986 in die École normale supérieure in Saint-Cloud aufgenommen.[2]
Er bestand 1989 die Agrégation (Lehrbefugnis für höhere Schulen) im Fach Geschichte und erhielt im Jahr darauf ein DEA in Geschichte (Prädikat sehr gut) von der Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne. Seinen Wehrdienst leistete er als Geschichtslehrer an der École navale (Marineschule) in Brest. Von 1991 bis 1992 studierte er an der University of Virginia Amerikanische Geschichte und schloss mit einem Master of Arts ab. Mit einer Arbeit über die Geschichte des US-Chemiekonzerns Du Pont de Nemours zwischen 1910 und 1960 promovierte er 1996 an der Pariser École des hautes études en sciences sociales (EHESS) mit der Bestnote (mention très honorable avec félicitations du jury).[2]
Mit seiner Lebensgefährtin, der Soziologin Jeanne Lazarus, hat Ndiaye zwei Kinder.[6]
Politik
Im Mai 2022 ernannte Staatspräsident Emmanuel Macron den politisch Unerfahrenen zum Minister für Bildung und Jugend im Kabinett Borne.[7] Als Historiker hat er sich als einer der Ersten in Frankreich mit den afroamerikanischen Black studies beschäftigt und sich eine Politik „positiver Diskriminierung“ (also Vervorzugung) zur Bekämpfung ungleicher Chancen von Kindern aus ethnischen Minderheiten ausgesprochen. Darin lag ein deutlicher Kurswechsel gegenüber dem Vorgänger Jean-Michel Blanquer.[8] Er blieb nur 14 Monate im Amt und wurde am 20. Juli 2023 im Rahmen der Kabinettsumbildung durch Gabriel Attal ersetzt und schied aus der Regierung aus.[9] Die extreme Rechte setzte Ndiayes Austritt aus der Regierung durch.[10]
Zum Ende seines Amtes sagte Ndiaye über die Radio- und Fernsehstationen des Medienmoguls Vincent Bolloré, Europe 1 und C-News: „Wenn man sich C-News anschaut, und das, was aus Europe 1 geworden ist, wenn man sich das alles zusammen anschaut, gibt es nur eine Schlussfolgerung (…) das ist klar die extreme Rechte (…) sie verletzen die Demokratie, es besteht kein Zweifel.“ Er hatte auf ‚Radio J‘ Stellung genommen zur Tötung des Jugendlichen Nahel M. im Juni 2023 und den darauf folgenden Protesten und Unruhen in Frankreich vor allem von Jugendlichen; Ndiaye sicherte seine Unterstützung den JDD-Mitarbeitern zu, die wegen der Ernennung des rechtsextremen Geoffroy Lejeune zum Chefredakteur streikten, ein Journalist mit Nähe zu Eric Zemmour und ehemaliger Chefredakteur des Valeurs Actuelles.[11][12]
Schriften (Auswahl)
Du nylon et des bombes. Du Pont de Nemours, le marché et l’État américain, 1900–1970. Belin, Paris 2001.
Nylon and Bombs. DuPont and the March of Modern America. Johns Hopkins University Press, Baltimore (MD) 2007. ISBN 978-0-8018-8444-3.
La Condition Noire. Essai sur une minorité francaise. Calmann-Lévy, Paris 2008.
Les Noirs américains. En marche pour l’égalité. Gallimard, Paris 2009.
(Hrsg. mit Louise Madinier): Le modèle noir. De Géricault à Matisse, la chronologie. Musée d’Orsay, Paris 2019. ISBN 978-2-08-148586-0.
Les Noirs américains. De l’esclavage à Black Lives Matter. Tallandier, Paris 2021. ISBN 979-10-210-5078-5.