Paye absolvierte nach dem Schulbesuch ein Studium an der in der Rue d’Ulm im Quartier Latin gelegenen École normale supérieure (ENS), das er 1927 mit der Agrégation de lettres abschloss. Im Anschluss war er in der Schulverwaltung tätig und engagierte sich zunächst für die Sekundar- und Hochschulbildung für Menschen aus dem französischen Teil des Maghreb wie Marokko.[1]
1957 erfolgte seine Promotion an der Universität von Paris mit einer Dissertation zum Thema Enseignement et société musulmane: introduction et évolution de l’enseignement moderne au Maroc.[6] Am 24. Februar 1957 wurde er Gründungsrektor der aus der Medizinischen Schule von Französisch-Westafrika(École de médecine de l’AOF) hervorgegangenen Universität Dakar[7] und übte dieses Amt bis zu seiner Ablösung durch Claude Franck 1960 aus.
Bildungsminister und Botschafter
Am 20. Februar 1961 wurde Paye als Nachfolger von Pierre Guillaumat von PremierministerMichel Debré zum Minister für nationale Bildung in dessen Regierung berufen und bekleidete dieses Amt bis zum Ende von Debrés Amtszeit am 14. April 1962.[8] Während seiner Amtszeit als Bildungsminister gründete er 1961 den Concours national de la résistance et de la déportation (CNRD), ein Wettbewerb unter jungen Leuten, um die Erinnerung an die Verdienste der WiderstandsbewegungRésistance während der Zeit der deutschen Besatzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg lebendig zu halten. Am 2. Dezember 1961 legte er den Grundstein zur Erweiterung der Universität Grenoble auf einem 186 Hektar großen Areal zwischen Saint-Martin-d’Hères und Gières. Des Weiteren setzte er sich auch als Bildungsminister für die Arbeit der Universität Dakar ein.[7]
Nach seinem Ausscheiden aus der Regierung wurde er durch Dekret vom 19. September 1962 zum Nachfolger von Claude Hettier de Boislambert als Botschafter in Senegal ernannt.[9] Sein Nachfolger wurde im Juni 1964 Jean Vyau de Lagarde.
Im April 1964 wurde Paye erster Botschafter in der Volksrepublik China und bekleidete diese Funktion bis 1969 und wurde dann von Étienne Manac’h abgelöst.[10][11] Während dieser Zeit engagierte er sich nachhaltig auf dem Gebiet der französisch-chinesischen Kulturbeziehungen. Andererseits fiel in seine Amtszeit der Beginn der Kulturrevolution 1966.[12][13]
Präsident des Rechnungshofes
Er war ferner von 1968 bis 1970 Präsident zur Reform der Statuten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt ORTF (Office de Radiodiffusion Télévision Française). Zuletzt wurde Paye durch Dekret vom 19. Januar 1970[14] Nachfolger von André d’Estresse de Lanzac als Erster Präsident des Rechnungshofes (Cour des Comptes) und bekleidete diese Funktion bis zu seinem Tod 1972. Sein Nachfolger wurde daraufhin Désiré Arnaud.[15] Als Präsident des Rechnungshofes förderte er Philippe Séguin, der später zwischen 1986 und 1988 Minister für Soziales und Beschäftigung sowie von 2004 bis zu seinem Tod 2011 selbst Präsident des Rechnungshofes war.[16]
Für sein langjähriges Engagement in der Hochschulbildung sowie zugunsten ausländischer Studenten wurde ihm zu Ehren nach seinem Tod 1973 das 1951 nach Plänen des Architekten Albert Laprade gebaute Studentenwohnheim Résidence Lucien Paye der Cité Internationale Universitaire de Paris benannt. Die Fassade dieses Gebäudes wurde von der Bildhauerin Anna Quinquaud gestaltet. Darüber hinaus wurde die École Lucien Paye in Saint-Nolff sowie das Parise Théâtre Lucien Paye nach ihm benannt.
L’Éducation de la jeunesse marocaine: réflexions et principes d’action, 1940.
Tunisie. Centre de recherches et d’études pédagogiques. L’Arabe dialectal enseigné aux jeunes élèves des écoles françaises, 1950.
Documents sur les résultats de l’enseignement en langue française dans les établissements scolaires de Tunisie, 1957.
Enseignement et société musulmane: introduction et évolution de l’enseignement moderne au Maroc, Dissertation, Universität von Paris, 1957, Neuauflage 1992.
Deux expériences de formation des cadres et de perfectionnement des travailleurs et employés africains, 1959.
Mission de l’enseignement supérieur en Afrique, 1960.
Texte de l’allocution aux obsèques du doyen J. Peres, 1962.