Amélie Oudéa-Castéra (geborene Castéra; * 9. April1978 in Paris) ist eine französische Politikerin, Managerin und frühere professionelle Tennisspielerin. Ab Mai 2022 war sie Ministerin für Sport und für die Organisation der Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 im Kabinett der Ministerpräsidentin Élisabeth Borne verantwortlich. Ab Januar 2024 war sie zusätzlich die Bildungsministerin im Kabinett des Premierministers Gabriel Attal; wenige Wochen später wurde sie als Bildungsministerin durch Nicole Belloubet ersetzt, blieb aber Sportministerin bis September 2024.
Zeichenerklärung: S = Turniersieg; F, HF, VF, AF = Einzug ins Finale / Halbfinale / Viertelfinale / Achtelfinale; 1, 2, 3 = Ausscheiden in der 1. / 2. / 3. Hauptrunde; nicht ausgetragen
Oudéa-Castéra ist die Directrice Generale (Generaldirektorin) der Fédération Française de Tennis (FFT).[3] 2008 wurde sie zur Beauftragten des Generaldirektors der Versicherungsgruppe Axa ernannt, 2010 zur Direktorin für strategische Planung der Axa-Gruppe und 2011 zur Direktorin für Marketing, Marke, Service und Digitales bei Axa Frankreich.[4] Zuvor war sie Chefin der Abteilung für E-Commerce, Daten und Digitales bei der Einzelhandelskette Carrefour.[5]
Politische Laufbahn
Ab dem 20. Mai 2022 war Oudéa-Castéra Ministerin für Sport und für die Organisation der Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 im Kabinett der Ministerpräsidentin Élisabeth Borne verantwortlich.
Nach der Übernahme des Bildungsministeriums am 11. Januar 2024 lautete der vollständige Name ihres Ressorts: Ministère de l’Éducation nationale, de la Jeunesse, des Sports et des Jeux olympiques et paralympiques. Ihren politischen Start als Bildungsministerin begleitete sie mit einer abfälligen Bemerkung über die Qualität bzw. den angeblich übermäßigen Unterrichtsausfall im staatlichen Schulwesen als Begründung, weshalb ihre drei Kinder eine katholische Privatschule, das Collège Stanislas, besuchen.[6] Dies rief breite Proteste unter der Lehrerschaft im öffentlichen Schulwesen hervor. Überdies stellte sich heraus, dass die Behauptung unglaubwürdig war, da sie unter anderem ihren Sohn bereits im Kindergartenalter in die Privatschule geschickt hatte,[7] vor allem aber weil das Collège Stanislas als erzkonservativ sowie sehr elitär gilt.
Präsident Macron nannte am 16. Januar 2024 im Regierungsprogramm des neugebildeten Kabinettes unter Gabriel Attal mit Oudéa-Castéra einige bildungspolitische Schwerpunkte: In etwa hundert Schulen sollten Schuluniformen getestet, mehr Staatsbürgerkunde-Unterricht angeboten werden und alle Schüler in Sekundarstufen sollten zur Stärkung des Selbstvertrauens Theaterkurse besuchen, wie Macron es selbst getan habe. Damit soll dem drohenden Rechtsruck begegnet werden, womit der Ministerin eine Schlüsselrolle zufällt.[8][9]
Am 8. Februar 2024 kündigte Premierminister Gabriel Attal ihre Entlassung vom Posten der Bildungsministerin an. Ihre Äußerungen zum Schulbesuch ihrer Kinder wurden von Beobachtern als maßgeblich für ihre Abberufung vom Schulministerium angesehen.[7] Zu ihrer Nachfolgerin im Bildungsressort wurde die ehemalige Justizministerin Nicole Belloubet ernannt.[10] Oudéa-Castéra behielt jedoch weiterhin ihre Zuständigkeit als Ministerin für Sport bis zum Rücktritt des Kabinetts Attal im September 2024. Ihr Nachfolger im Kabinett Barnier wurde Gil Avérous.
Privates
Sie stammt aus einer wohlhabenden Familie, zu der viele Ärzte und politische Journalisten gehören, z. B. Benjamin Duhamel. 2006 heiratete sie Frédéric Oudéa, den Vorstandsvorsitzenden der französischen Großbank Société Générale.[11] Sie haben drei Kinder.
↑Frankreich: Emmanuel Macron entlässt Bildungsministerin Amélie Oudéa-Castéra. In: Der Spiegel. 9. Februar 2024, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 9. Februar 2024]).