Die Gemeinde Münster besteht aus drei Ortsteilen; Münster selbst hat ungefähr 12.000 Einwohner, östlich davon das am 31. Dezember 1971 eingemeindete Altheim mit etwa 2600 Einwohnern und im Nordwesten der junge, im Juli 1997 gegründete Ortsteil Breitefeld mit circa 400 Einwohnern.
Der Name Münster deutet auf eine Gründung in der fränkischen bzw. karolingischen Zeit hin. In alten Urkunden wird von Monster, Munster oder Monstere gesprochen. Der Begriff „Münster“ deutet auf das lateinische monasterium hin, was so viel wie Klosterkirche oder „zum Kloster gehörig“ bedeutet.
In einer Schenkungsurkunde aus dem Jahre 782 n. Chr. an das Kloster Lorsch spricht eine Äbtissin Aba von einem Besitz „ad gaspenze“ (am Fluss Gersprenz). Dieser Besitz gehört zu einem Kloster Neuenhof, das im Rheingau in der Gemarkung Raodora (Roden, Ober- und Nieder-Roden) am Fluss 'Rohada' (Rodau) liegt und das sie mit allen zugehörigen Besitzungen dem Kloster Lorsch schenkt. Möglicherweise war Münster dieser Besitz an der Gersprenz.
In einer Urkunde aus dem Jahre 1254 wird Münster erstmals erwähnt. Zugleich wird immer wieder ein kleiner Ort, Werlach, genannt, der in der Nähe der Werlacher Mühle (heutiges landwirtschaftliches Anwesen Ries) lag und um 1489 nicht mehr vorhanden war, denn in einer Urkunde nach dieser Zeit wird Werlach als „das verheerte Dorf“ bezeichnet.
In den historischen Dokumenten ist der Ort im Laufe der Jahrhunderte unter wechselnden Ortsnamen belegt.[4] Als Monstre (1189–1220), als Munstre (um 1290), als Munster (1294), als Menstere (1325), als Monster (1361), als Munster (1423), als Münßter (1629) und ab 1687 als Münster. Zum 28. März 2017 wurde der Name der Gemeinde von Münster (bei Dieburg) zu Münster (Hessen) geändert.[5]
Im Zuge von Erbstreitigkeiten kam Münster 1304 zu 5/6 an den Grafen Falkenstein und zu 1/6 an die Grafen von Hanau. Als im Jahre 1418 mit Werner II. von Falkenstein dieses Geschlecht im männlichen Stamm ausstarb, wechselten die Herrschaftsverhältnisse in Münster erneut. Im Mai 1419 wurde das Falkenstein’sche Erbe unter den drei Schwestern des letzten Falkensteiners aufgeteilt.
Münster und Werlach kamen an die Solmser Linie und durch Erbfolge teils an die verwitwete Gräfin Anna von Sayn und teils an den Grafen von Ysenburg. Ab 1486 hatten die Grafen Dieter von Ysenburg 5/6 von Münster und Werlach im Besitz. In dieser Urkunde wird Werlach zum letzten Mal erwähnt.
Neuzeit
Das verbliebene Sechstel von Münster und Werlach, das wiederum durch Erbfolge an die Grafen von Hanau-Lichtenberg kam, wurde durch Tausch im Jahre 1684 an Kurmainz abgetreten. Mainz tauschte im Jahre 1706 diesen Teil von Münster an Ysenburg, das nun im gesamten Besitz von Münster war. Da sich Fürst Carl von Ysenburg mit Napoleon I. verbündet hatte, musste er nach dessen Niederlage mit Folgen rechnen. Er flüchtete in die Schweiz und konnte nicht verhindern, dass sein Fürstentum 1815 an Kaiser Franz I. von Österreich und infolge des am 30. Juni 1816 mit Österreich und Preußen geschlossenen Staatsvertrages zum Großherzogtum Hessen kam.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Münster:
„Münster (L. Bez. Offenbach) kath. Pfarrdorf; liegt 5 St. von Offenbach zwischen Dieburg und Babenhausen vom Bezirk getrennt auf dem rechten Gersprenzufer und gehört zu den 5 Deputatorten des Grafen von Isenburg-Philippseich. Man zählt 176 Häuser und 1604 Einw., die bis auf 9 Luth. und 77 Juden katholisch sind. Die Einwohner bauen sehr viel Flachs, und führen ihn in Menge aus. Die Kirche wurde 1785 bis auf den Thurm neu gebaut. – Im Jahr 1277 befanden sich Philipp und Werner von Falkenstein im ungetheilten Besitz von Münster, das ursprünglich den Herrn von Münzenberg gehörte. 1304 wurde 1⁄6 an Hanau abgegeben. Die Grafen von Sayn erscheinen 1444 als Besitzer des Falkensteinischen Theils. Im Jahr 1484 kam dieser Theil durch Kauf an Isenburg. Das Hanauische 1⁄6 kam 1684 durch Vergleich an Churmainz, welches 1706 seinen Antheil von Münster und Urberach dem Grafen Philipp von Isenburg gegen Weissenau und Hechtsheim abtrat. Münster kam 1816 unter Hess Hoheit.“[8]
Am 30. Juni 2019 kam es im Waldgebiet der ehemaligen Muna zu einem Waldbrand, der über mehrere Tage andauerte und etwa 8 Hektar Wald vernichtete. Neben der Feuerwehr vor Ort und des Landkreises kamen unter anderem auch Einheiten aus Nachbarlandkreisen sowie der Flughafenfeuerwehr Frankfurt zum Einsatz. Erschwert wurden die Löscharbeiten durch die Munitionsbelastung der Böden, die zu Explosionen führten und ein Betreten mancher betroffene Waldgebiete durch Feuerwehrleute unmöglich machte. Hier kamen auch Löschroboter zum Einsatz.[9][10]
Am 13. August 2022 kam es dort während der Dürre und Hitze in Europa 2022 erneut zu einem Waldbrand, der sich aufgrund des ausgetrockneten Bodens schnell auf eine Fläche von 25 ha ausdehnte. Bis zu der Eindämmung des Brandes nach gut einem Tag waren mehr als 2000 Feuerwehrleute aus Hessen, Bayern und Rheinland-Pfalz sowie mehrere Hubschrauber von Polizei und Bundeswehr im Einsatz. Auch hier schränkten die Munitionsreste im Boden, die während des Brandes teils explodierten, die Brandbekämpfung erheblich ein.[11] Die Löscharbeiten dauerten ca. sechs Tage. Insgesamt brannten ca. 34 Hektar. Bei den Löscharbeiten kamen insgesamt ca. 4500 Einsatzkräfte, 615 Fahrzeuge und drei Hubschrauber zum Einsatz, die etwa 450.000 Liter Wasser nutzten.[12]
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Münster 14.071 Einwohner. Darunter waren 1506 (10,7 %) Ausländer, von denen 737 aus dem EU-Ausland, 606 aus anderen Europäischen Ländern und 163 aus anderen Staaten kamen.[16] Von den deutschen Einwohnern hatten 14,2 % einen Migrationshintergrund.[17] Nach dem Lebensalter waren 2409 Einwohner unter 18 Jahren, 6234 waren zwischen 18 und 49, 2991 zwischen 50 und 64 und 2436 Einwohner waren älter.[18] Die Einwohner lebten in 5809 Haushalten. Davon waren 1687 Singlehaushalte, 1662 Paare ohne Kinder und 1840 Paare mit Kindern, sowie 488 Alleinerziehende und 132 Wohngemeinschaften. In 1101 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 4086 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[18]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS:[4]; 1972:[20]; Hessisches Statistisches Informationssystem[21]; Zensus 2011[18] Ab 1971 einschließlich der im Zuge der Gebietsreform in Hessen eingegliederten Orte.
Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Gemeindevorstands, dem in der Gemeinde Münster neben dem Bürgermeister ehrenamtlich ein Erster Beigeordneter und vier weitere Beigeordnete angehören.[30] Bürgermeister ist seit dem 5. Oktober 2020 der parteiunabhängige Joachim Schledt.[31] Er setzte sich am 26. April 2020 im ersten Wahlgang gegen Amtsinhaber Gerald Frank (SPD), der sich um eine zweite Amtszeit beworben hatte,[32] bei 62,3 Prozent Wahlbeteiligung mit 56,5 Prozent der Stimmen durch.[33]
Blasonierung: „Ein geteilter Schild; oben in Silber zwei schwarze Balken, unten in Rot ein silberner (nicht wachsender) Schwan mit goldener Bewehrung.“[37]
Das Wappen wurde der damaligen Gemeinde Münster (bei Dieburg) am 6. September 1956 durch den Hessischen Innenminister genehmigt. Gestaltet wurde es durch den Bad Nauheimer Heraldiker Heinz Ritt.
Es ist eine Kombination aus der Helmzier des Wappens der Grafen von Hanau, einem Schwan und den zwei schwarzen Balken, aus dem Wappen der Grafen von Isenburg. Beide waren frühere Ortsherren von Münster.
Die Gemeinde nutzt Abwandlungen des Wappenbildes seit mindestens 1683 als Gerichtssiegel, in dem Schwan und Balken in geviertem Schild stehen.[38]
Flagge
Am 10. November 1970 wurde der Gemeinde durch den Hessischen Innenminister eine Flagge genehmigt, die wie folgt beschrieben wird:
„In einem von weiß und rot geständerten Flaggentuch das Gemeindewappen.“ [39]
Partnergemeinden
Münster ist seit 1971 mit Abtenau in Österreich verschwistert. Nach der Wende kam Reinsdorf im Landkreis Zwickau als zweite Partnergemeinde hinzu.
Seit Mai 2015 gehört auch die italienische Stadt Lastra a Signa in der Toskana zu den Partnerstädten von Münster.[40]
Das Gemeindegebiet umfasst eine Gesamtfläche von 2077 Hektar, davon entfallen in ha auf:[21]
Nutzungsart
2011
2015
Gebäude- und Freifläche
254
253
davon
Wohnen
192
192
Gewerbe
11
11
Betriebsfläche
12
13
davon
Abbauland
0
0
Erholungsfläche
30
30
davon
Grünanlage
22
22
Verkehrsfläche
149
150
Landwirtschaftsfläche
736
729
davon
Moor
0
0
Heide
0
0
Waldfläche
862
863
Wasserfläche
30
36
Sonstige Nutzung
4
4
Bildung
Münster verfügt über zwei Grundschulen (John F. Kennedy Schule und Regenbogenschule Altheim) und eine kooperative Gesamtschule (Schule auf der Aue) mit Hauptschul-, Realschul- und gymnasialem Zweig (bis Klasse 10).[44] Darüber hinaus gibt es neun Kindertagesstätten.
Verkehr
Münster (Hessen) liegt an der Rodgaubahn (Frankfurt–Dreieich–Buchschlag–Rödermark/Ober-Roden–Dieburg).
Zudem verkehren ab Münster die Buslinien 679, 674 in Richtung Rödermark, Dieburg, Reinheim und die Buslinien 684 und 674 (über Dieburg) nach Darmstadt.
↑
Die Eintheilung des Landes in Landraths- und Landgerichtsbezirke betreffend vom 14. Juli 1821. In: Großherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren und der Justiz. (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1821 Nr.33, S.403ff. (Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek).
↑Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 14. November 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.46, S.1828, Punkt 1506; Abs. 8. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,1MB]).
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC894925483, S.43ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Kommunalwahlen 1972; Maßgebliche Einwohnerzahlen der Gemeinden vom 4. August 1972. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.33, S.1424, Punkt 1025 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,9MB]).
↑ abOP online, 26. März 2020: Wann wird in Babenhausen, Münster und Eppertshausen gewählt? Bürgermeisterwahl in Münster: Lage ist kompliziert: „Zum anderen endet die sechsjährige Amtszeit von Bürgermeister Gerald Frank (SPD) am 4. Oktober. Sollte sein Herausforderer Joachim Schledt (parteilos) gewinnen, würde er sein Amt am 5. Oktober antreten.“ - OP online, 29. September 2020: Würdevoller Bürgermeisterwechsel zur Corona-Zeit in Münster: „Und er zollte dem parteilosen, unionsunterstützten Joachim Schledt Respekt, habe der bei der pandemiebedingten Briefwahl doch ein „respektables Ergebnis“ erzielt. Am 5. Oktober, seinem ersten Arbeitstag im Rathaus, werde er unter Beweis stellen müssen, was er zu leisten in der Lage sei mit den über 100 Mitarbeitern in der über 14 000 Seelen fassenden Gemeinde.“
↑OP online, 9. März 2024: Der Brasilianer, der Bürgermeister in Münster wurde: „Walter Blank, der von 1996 bis 2014 Bürgermeister in Münster war, hat vor wenigen Jahren mit der Aufzeichnung seiner Erinnerungen begonnen“
↑Main-Echo, 22. November 2017: Stets das Wohl von »seinem Münster« im Blick: „Der langjährige, ehemalige Bürgermeister der Gemeinde Münster, Karl Aloys Grimm, ist tot. Er starb am vergangenen Sonntag im Alter von 82 Jahren. … Den Posten des Rathauschefs hatte Grimm von 1978 bis 1996 inne.“
↑Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Münster im Landkreis Dieburg, Regierungsbezirk Darmstadt vom 6. September 1956. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1956 Nr.38, S.982, Punkt 871 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,1MB]).
↑Genehmigung einer Flagge der Gemeinde Münster, Landkreis Dieburg vom 10. November 1970. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr.48, S.2252, Punkt 2241 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,7MB]).
↑Partnergemeinden. In: Webauftritt. Gemeinde Münster, abgerufen im November 2019.