Groß-Zimmern liegt etwa 15 km östlich von Darmstadt.
Naturräumlich gehört Groß-Zimmern zum Dieburger Becken, das sich nördlich des Odenwaldes zum Main hin öffnet. Groß-Zimmern wird von dem kleinen Fluss Gersprenz durchzogen.
Nachbargemeinden
Groß-Zimmern grenzt im Norden an die Gemeinde Messel und die Stadt Dieburg, im Osten an die Stadt Groß-Umstadt, im Südosten an die Gemeinde Otzberg, im Süden an die Stadt Reinheim sowie im Westen an die Gemeinde Roßdorf und die kreisfreie Stadt Darmstadt.
Gemeindegliederung
Groß-Zimmern besteht aus den beiden Ortsteilen Groß-Zimmern und Klein-Zimmern.
Geschichte
Überblick
Es wird angenommen, dass Groß-Zimmern eine Gründung der Abtei Fulda gewesen ist. Erstmals erwähnt wird der Ort im Jahre 1250 als Cymmere in einer Katzenelnbogener Urkunde, als Fulda das Lehen des verstorbenen Georg von Zimmern an die Grafen Diether und Eberhard von Katzenelnbogen gab. Weitere Erwähnungen erfolgenden unten den Ortsnamen (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[5]Zymmirin (1313), Zymmern (1323), Cymmern superior (1333), Obernzimmern (1370), Zummern (1372), Zymern (1373), Zymmern (1376), Czymmern (1394), Großen Zymern und Zymern dorff (1403), Oberzimmern (1444), Zimmern (1518) und Großen Zimbern (1595).
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Groß-Zimmern:
»Großzimmern (L. Bez. Dieburg) Marktflecken; liegt auf der linken Seite der Gersprenz, 1⁄2 St. von Dieburg und 13⁄4 St. von Umstadt, und zählt 323 Häuser und 2754 Einw., unter denen 1736 Luth., 883 Kath., 2 Reform. und 133 Juden sind. Die Bevölkerung theilt sich ab in 84 Bauern, 195, welche bürgerliche Gewerbe treiben und 9 Fabrikanten. Man findet eine gemeinschaftliche Kirche, die 1777, zum Theil neu erbaut worden ist, 5 Mahlmühlen, 1 Ziegelhütte, 1 Tabaksfabrik, 9 Häfner, mehrere Gerber und viele Leineweber. Jährlich werden 5 Märkte gehalten. In der Gemarkung sind bedeutende Häfnerthongruben. – Eine adelige Familie von Zimmern, die 1250 zum Vorschein kommt; besaß hier verschiedene Rechte und Gefälle, welche fuldisches Lehen und auf die Familie von Wambold gefallen waren. Von Fulda wurden sie zu katzenellenbogenschen Afterlehen gemacht. Im Jahr 1380 verkaufte Rucker Wambold und 1384 Heinrich Wambold, mit lehensherrlicher Bewilligung des Grafen Wilhelm II. von Katzenellenbogen, alle ihre Güter und Gerechtigkeiten zu Großzimmern, an Engelhard von Frankenstein, der noch 1403 vom Grafen Johann III. die Belehnung darüber annahm. Löwenstein übte die Vogteirechte in dem übrigen Theile des Orts aus, und 1373 erkaufte Pfalzgraf Ruprecht der Aeltere den Wertheimischen Antheil an Großzimmern. Diesen Ort hatten Fulda und Hanau in ungetheilter Gemeinschaft. Ersteres verpfändete 1374 seine Hälfte an Hanau, und 1390 wurde solche an Churfürsten Ruprecht den Aelteren von der Pfalz verkauft. Allein Hanau blieb bis 1427 in alleinigem Besitz, und nahm im folgenden Jahre seinen Antheil von Pfalz zu Lehen. Hessen hatte in der bairischen Fehde, 1504, das Ganze weggenommen, und wurde durch einen Vergleich, 1521, zwischen Hessen und Pfalz gemeinschaftlich. Großzimmern war pfandweise zur Burg Habizheim gekommen, und auch dabei geblieben. Es gehörte also, wie Habizheim selbst, mit der niedern Gerichtsbarkeit den Fürsten von Löwenstein–Wertheim. Die hohe und centbare Gerichtsbarkeit war zwischen Hessen und Pfalz gemeinschaftlich. Die Hess. Hälfte wurde zwischen Hessen-Darmstadt und Hessen-Cassel getheilt, bis 1627, die Hälfte ganz an Darmstadt kam. Den pfälzischen Antheil erhielt Hessen 1802 und die Löwensteinischen Gerechtsamen 1805 durch Tausch. Großzimmern war noch im späten Mittelalter ein Filial von Umstadt.«[6]
1832 wurden die Einheiten ein weiteres Mal vergrößert und es wurden Kreise geschaffen. Dadurch gelangte Groß-Zimmern in den Kreis Dieburg. Die Provinzen, die Kreise und die Landratsbezirke des Großherzogtums wurden am 31. Juli 1848 abgeschafft und durch Regierungsbezirke ersetzt, was jedoch bereits am 12. Mai 1852 wieder rückgängig gemacht wurde. Dadurch gehörte Groß-Zimmern zwischen 1848 und 1852 zum Regierungsbezirk Dieburg, bevor wieder der Kreis Dieburg für die übergeordnete Verwaltung zuständig war. Dieser war bis zum 1. November 1938 ein Landkreis des Großherzogtum Hessen und nach dem Ersten Weltkrieg des Volksstaat Hessen. Aus ihm ging im Zuge der Verwaltungsreformen 1938 der Landkreis Dieburg hervor. Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde 1977 der Landkreis Dieburg mit dem Landkreis Darmstadt fusioniert und bildet den heutigen Landkreis Darmstadt-Dieburg.[5]
Auswanderung
Im Jahr 1846 wanderten ca. 700 Bürger aus Groß-Zimmern und Umgebung in die USA aus. In den Jahren davor waren immer mehr Menschen verarmt und mussten von der Gemeinde unterhalten werden. Die Gemeinde schloss einen Vertrag mit dem Darmstädter Tabakhändler Georg Gandenberger, die Menschen in die USA zu transportieren. Tabakhändler füllten die Schiffe, die den Tabak aus den USA brachten, auf der Rückfahrt mit Auswanderern.[7]
Hessische Gebietsreform
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde am 1. Januar 1977 die bis dahin eigenständige Gemeinde Klein-Zimmern (2004: 1600 Einwohner) per Gesetz nach Groß-Zimmern eingemeindet, mit Ausnahme der Anteile an der Gemarkung Zeilharder Wald, die an Messel ging.[8]
Für den Stadtteil Klein-Zimmern wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[9]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Groß-Zimmern angehört(e):[5][10][11]
ab 1803: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt,[Anm. 2]Fürstentum Starkenburg, Amt Umstadt (niedere Gerichtsbarkeit bei Löwenstein-Wertheim-Rochefort und 1805 durch Tausch an Hessen-Darmstadt)
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Groß-Zimmern 13.523 Einwohner. Darunter waren 1633 (12,1 %) Ausländer, von denen 678 aus dem EU-Ausland, 699 aus anderen Europäischen Ländern und 256 aus anderen Staaten kamen.[14] Von den deutschen Einwohnern hatten 18,2 % einen Migrationshintergrund.[15] Die Einwohner lebten in 5601 Haushalten. Davon waren 1663 Singlehaushalte, 1472 Paare ohne Kinder und 1817 Paare mit Kindern, sowie 505 Alleinerziehende und 144 Wohngemeinschaften.[16]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [5]; 1972:[18]; 1976:[19]; 1984:[20]; 1992:[21]; 2000:[22]; 2005:[23]; 2010:[24]; Zensus 2011[14]; 2015:[25] Ab 1976 einschließlich der im Zuge der Gebietsreform in Hessen eingegliederten Orte.
Die Gemeindevertretung bildet drei Ausschüsse, die die Entscheidungen der Gemeindevertretung fachbezogen vorbereiten. Diese sind der Haupt- und Finanzausschuss, der Planungs- und Umweltausschuss sowie der Sozial-, Sport- und Kulturausschuss.
Bürgermeister
Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Gemeindevorstands, dem in der Gemeinde Groß-Zimmern neben dem Bürgermeister ehrenamtlich ein Erster Beigeordneter und sechs weitere Beigeordnete angehören.[32] Bürgermeister ist seit dem 1. Juli 2023 Mark Pullmann (CDU).[33] Er wurde als Nachfolger von Achim Grimm (CDU), der nach drei Amtszeiten nicht wieder kandidiert hatte,[34] am 19. März 2023 im ersten Wahlgang bei 48,41 Prozent Wahlbeteiligung mit 63,03 Prozent der Stimmen gewählt.[35]
Blasonierung: „In blauem Schild ein aufwärts gerichteter silberner Gänsefuß mit roten Krallen.“[39]
Das Wappen wurde der Gemeinde Groß-Zimmern im damaligen Landkreis Dieburg am 21. Januar 1965 durch den Hessischen Innenminister genehmigt.
Gestaltet wurde es durch den Bad Nauheimer Heraldiker Heinz Ritt.
Der Gänsefuß ist schon seit dem 16. Jahrhundert als Gerichtssiegel bekannt. Er soll auf die früher in Groß-Zimmern weitverbreitete Gänsezucht hindeuten, ist aber wahrscheinlich eher die Abwandlung einer alten Ortsmarke, die als Gänsefuß gedeutet wurde. Früher wurde der Fuß meist in Gold auf Grün dargestellt.[40]
Flagge
Die Flagge wurde der Gemeinde am 27. April 1982 durch den Hessischen Innenminister genehmigt und wird wie folgt beschrieben:
„Auf verbreiterter weißen Mittelbahn mit blauen, von je einem roten Faden belegten Randstreifen, in der oberen Hälfte aufgelegt das Gemeindewappen.“[41]
Im Westen von Groß-Zimmern, nördlich der Landesstraße L3115, liegt das Naturdenkmal „An der Ziegelhütte von Groß-Zimmern“, ein Gelände ehemaliger Tongruben, das mit Wald, Gebüschsäumen und Wiesen bewachsen ist.[43]
Das Kulturzentrum „Glöckelchen“ befindet sich in einem ehemaligen Schulgebäude in der Angelstraße 18. Nachdem die Schule umgezogen ist, befand sich dort zeitweise die Gemeindeverwaltung und ein Jugendzentrum. Zwischen 1994 und 1997 wurde es saniert und beherbergt seitdem die Gemeindebücherei, das Trauzimmer der Gemeinde, einen Saal und mehrere Gruppenräume sowie den Gewölbekeller des Kerbverein Groß-Zimmern e. V.
Ein kulturelles Programm wird jedes Jahr vom Glöckelchen e. V. Groß-Zimmern, Verein für Kultur und Heimatgeschichte, herausgegeben.
Roland Lortz (1937–2007), Gewichtheber, Olympiateilnehmer 1960 Rom (Platz 8); starb in Groß-Zimmern
Werner Schraut (1951–2018), Gewichtheber, Olympiateilnehmer 1972 und 1976, Europameisterschafts-Dritter 1977; startete für Groß-Zimmern
Manfred Pentz (* 1980), Politiker (CDU), seit 1. Oktober 2010 Abgeordneter im Hessischen Landtag und seit dem 8. Februar 2014 Generalsekretär der CDU Hessen; wohnt in Groß-Zimmern
Gerhard Friedrich (1929–2020), deutscher Schauspieler; starb in Groß-Zimmern
↑ abHauptsatzung. (PDF; 99 kB) §; 4. In: Webauftritt. Groß-Zimmern, abgerufen im Februar 2019.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC894925483, S.43ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2MB]).
↑
Kommunalwahlen 1972; Maßgebliche Einwohnerzahlen der Gemeinden vom 4. August 1972. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.33, S.1424, Punkt 1025 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,9MB]).
↑
Kommunalwahlen 1977; Maßgebliche Einwohnerzahlen der Gemeinden vom 15. Dezember 1976. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1976 Nr.52, S.2283, Punkt 1668 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 10,3MB]).
↑
Kommunalwahlen 1985; Maßgebliche Einwohnerzahlen der Gemeinden vom 30. Oktober 1984. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1984 Nr.46, S.2175, Punkt 1104 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,5MB]).
↑
Kommunalwahlen 1993; Maßgebliche Einwohnerzahlen der Gemeinden vom 21. Oktober 1992. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1992 Nr.44, S.2766, Punkt 935 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,1MB]).
↑Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Groß-Zimmern, Landkreis Darmstadt vom 21. Januar 1965. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1965 Nr.6, S.175, Punkt 142 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,4MB]).
↑Genehmigung einer Flagge der Gemeinde Groß-Zimmern, Landkreis Darmstadt-Dieburg vom 27. April 1982. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1982 Nr.20, S.947, Punkt 536 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,4MB]).
↑Regierungspräsidium Darmstadt: Bewirtschaftungsplan für das FFH-und Vogelschutzgebiet "Untere Gersprenz-FFH/Untere Gersprenzaue-VSG-TR Süd" vom 29. Dezember 2014. PDF.
↑Horst Bathon, Georg Wittenberger: Die Naturdenkmale des Landkreises Darmstadt-Dieburg mit Biotop-Touren, 2. erweiterte und vollständig überarbeitete Auflage. Hrsg.: Kreisausschuss des Landkreises Darmstadt-Dieburg – Untere Naturschutzbehörde (= Schriftenreihe Landkreis Darmstadt-Dieburg). Darmstadt 2016, ISBN 978-3-00-050136-4, S.72–75.