Magnesioferrit kristallisiert im kubischen Kristallsystem, entwickelt aber nur selten gut ausgebildete, oktaedrischeKristalle und Kontaktzwillinge nach dem Spinellgesetz bis etwa 5 mm Größe. Meist findet er sich in Form körniger bis massiger Mineral-Aggregate von bräunlichschwarzer bis schwarzer Farbe und einem metallischen Glanz auf den Oberflächen. Das Mineral ist im Allgemeinen undurchsichtig (opak), kann aber in dünnen Splittern durchscheinend sein.
Entdeckt wurde Magnesioferrit erstmals in den Vulkan-Laven am Vesuv in der italienischen Provinz Neapel. Die Erstbeschreibung erfolgte 1859 durch Karl Friedrich Rammelsberg, der das Mineral nach seinen Hauptkomponenten Magnesium und Eisen (lateinischferrum) benannte.
Bereits in der veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Magnesioferrit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Verbindungen mit M3O4- und verwandte Verbindungen“, wo er zusammen mit Franklinit, Jakobsit, Magnetit und Trevorit die Gruppe der „Eisen(III)-Spinelle“ mit der System-Nr. IV/B.01b bildete.
Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. IV/B.02-10. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Oxide mit Verhältnis Metall zu Sauerstoff = 3 : 4 (Spinelltyp M3O4 und verwandte Verbindungen)“, wo Magnesioferrit zusammen mit Cuprospinell, Franklinit, Jakobsit, Magnetit und Trevorit die Gruppe der „Ferrit-Spinelle“ bildet.[4]
Auch die seit 2001 gültige und von der IMA bis 2009 aktualisierte 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Magnesioferrit in die Abteilung der Oxide mit Stoffmengenverhältnis „Metall : Sauerstoff = 3 : 4 und vergleichbare“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, sodass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Brunogeierit, Chromit, Cochromit, Coulsonit, Cuprospinell, Filipstadit, Franklinit, Gahnit, Galaxit, Hercynit, Jakobsit, Magnesiochromit, Magnesiocoulsonit, Magnetit, Manganochromit, Nichromit (N), Qandilit, Spinell, Trevorit, Ulvöspinell, Vuorelainenit und Zincochromit die „Spinellgruppe“ mit der System-Nr. 4.BB.05 bildet.[12]
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Magnesioferrit ebenfalls in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung „Mehrfache Oxide“ ein. Hier ist er zusammen mit Brunogeierit, Cuprospinell, Franklinit, Jakobsit, Magnetit und Trevorit in der „Eisen-Untergruppe“ mit der System-Nr. 07.02.02 innerhalb der Unterabteilung „Mehrfache Oxide (A+B2+)2X4, Spinellgruppe“ zu finden.
Als eher seltene Mineralbildung kann Magnesioferrit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Bisher sind rund 100 Fundorte für Magnesioferrit dokumentiert (Stand 2018).[14] Neben seiner Typlokalität Vesuv trat Magnesioferrit in Italien noch im nahe gelegenen Steinbruch Villa Inglese bei Torre del Greco und bei Sant’Anastasia am Monte Somma in Kampanien, bei Colle Cimino nahe Marino und Corcolle nahe Tivoli in Latium, in verschiedenen vulkanischen Gesteinen vom Ätna und Stromboli auf Sizilien sowie im Steinbruch Vispi bei San Venanzo und in den Subvulkanischen Gesteinen bei Colle Fabbri nahe Spoleto in Umbrien auf.
C. Rammelsberg: Ueber den sogenannten octaëdrischen Eisenglanz vom Vesuv, und über die Bildung von Magneteisen durch Sublimation. In: Annalen der Physik und Chemie. Band107, 1859, S.451–454 (rruff.info [PDF; 236kB; abgerufen am 23. September 2019]).
H. St. C. O’Neill, H. Annersten, D. Virgo: The temperature dependence of the cation distribution in magnesioferrite (MgFe2O4) from powder XRD structural refinements and Mössbauer spectroscopy. In: American Mineralogist. Band77, 1992, S.725–740 (rruff.info [PDF; 2,1MB; abgerufen am 23. September 2019]).
Magnesioferrite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF); abgerufen am 23. September 2019 (englisch).
↑ abcdHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.188 (englisch).
↑ abc
Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
↑ abcdef
Magnesioferrite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 72kB; abgerufen am 23. September 2019]).
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Ferdinando Bosi, Cristian Biagioni, Marco Pasero: Nomenclature and classification of the spinel supergroup. In: European Journal of Mineralogy. Band31, Nr.1, 12. September 2018, S.183–192, doi:10.1127/ejm/2019/0031-2788 (englisch).
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S.-L. Hwang, P. Shen, T.-F. Yui, H.-T. Chu, Y. Iizuka, H.-P. Schertl, and D. Spengler: Chihmingite, IMA 2022-010. In: CNMNC Newsletter 67, European Journal of Mineralogy. Band34, 2022, S.015601 (ejm.copernicus.org [abgerufen am 21. Januar 2024]).
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Can Rao, Xiangping Gu, Rucheng Wang, Qunke Xia, Yuanfeng Cai, Chuanwan Dong, Frédéric Hatert, Yantao Hao: Chukochenite, (Li0.5Al0.5)Al2O4, a new lithium oxyspinel mineral from the Xianghualing skarn, Hunan Province, China. In: American Mineralogiste. Band107 (5), 2022, S.842–847, doi:10.2138/am-2021-7932.
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Cristian Biagioni, Marco Pasero: The systematics of the spinel-type minerals: An overview. In: American Mineralogist. Band99, Nr.7, 2014, S.1254–1264, doi:10.2138/am.2014.4816 (englisch, Vorabversion online bei minsocam.org [PDF; 4,6MB; abgerufen am 23. September 2019]).
↑ abHans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S.388.