Hercynit entwickelt nur mikroskopisch kleine Kristalle mit oktaedrischemHabitus und glasähnlichem Glanz. Meist findet er sich in Form körniger bis massiger Mineral-Aggregate von dunkelgrüner bis schwarzer Farbe bei dunkelgraugrüner bis dunkelgrüner Strichfarbe. Das Mineral ist im Allgemeinen undurchsichtig und nur an dünnen Kristallkanten durchscheinend.
Ähnlich der anderen Spinelle weist auch Hercynit eine hohe Mohshärte von 7,5 bis 8 auf und ist damit in der Lage, Fensterglas zu ritzen bzw. als Schmirgel optische Gläser oder Spiegel zu schleifen.
Entdeckt wurde Hercynit in einer Pegmatit-Lagerstätte nahe der westböhmischen Kleinstadt Poběžovice (deutsch: Ronsperg) im Vorland des Oberpfälzer Waldes in Tschechien. Beschrieben wurde er 1839 durch Franz Xaver Zippe, der das Mineral nach eigenen Worten in Anlehnung an die lateinische Bezeichnung des BöhmerwaldesSilva Hercynia benannte.[6] In der ursprünglichen Bedeutung bezeichneten die Römer allerdings mit Hercynia allgemein die Waldgebiete vom Alpenrand bis zum Harz und mit hercynia silva den sogenannten Herzynischen Urwald, ein nördlich der Donau gelegenes Mittelgebirge östlich des Rheins.
Da der Hercynit bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt war, wurde dies von ihrer Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) übernommen und bezeichnet den Hercynit als sogenanntes „grandfathered“ (G) Mineral.[3] Die seit 2021 ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Hercynit lautet „Hc“.[1]
Ein Aufbewahrungsort für das Typmaterial des Minerals ist nicht definiert[5] beziehungsweise nicht dokumentiert.[7]
Auch die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[12]9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Hercynit in die Abteilung „Metall : Sauerstoff = 3 : 4 und vergleichbare“ ein. Hier ist das Mineral in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen“ zu finden, wo es zusammen mit Chromit, Cochromit, Coulsonit, Cuprospinell, Filipstadit, Franklinit, Gahnit, Galaxit, Jakobsit, Magnesiochromit, Magnesiocoulsonit, Magnesioferrit, Magnetit, Manganochromit, Qandilit, Spinell, Trevorit, Ulvöspinell, Vuorelainenit und Zincochromit die „Spinellgruppe“ mit der Systemnummer 4.BB.05 bildet.
In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Hercynit die System- und Mineralnummer 07.02.01.03. Das entspricht ebenfalls der Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort der Abteilung „Mehrfache Oxide“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Mehrfache Oxide (A+B2+)2X4, Spinellgruppe“ in der „Aluminium-Untergruppe“, in der auch Spinell, Galaxit und Gahnit eingeordnet sind.
Als eher seltene Mineralbildung kann Hercynit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Weltweit sind bisher rund 300 Vorkommen dokumentiert (Stand: 2024) als bekannt.[14] Neben seiner Typlokalität Poběžovice trat das Mineral in Tschechien noch an vielen weiteren Stellen in Böhmen und an einigen Stellen in Mähren auf.
In Deutschland konnte Hercynit bisher vor allem in der Eifel in Rheinland-Pfalz nachgewiesen werden, trat aber auch an einigen Fundpunkten in Baden-Württemberg (Sasbach), Bayern (Maroldsweisach, Bodenmais, Waldeck), Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen (Löbauer Berg) auf.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Ägypten, Algerien, der Antarktis, Argentinien, Äthiopien, Australien, Brasilien, Chile, China, Finnland, Frankreich, Grönland, Indien, Indonesien, Israel, Italien, Japan, Kambodscha, Kanada, Kasachstan, Korea, Kuba, Lesotho, Madagaskar, Marokko, Neuseeland, Norwegen, Oman, Peru, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, Slowakei, Spanien, Sri Lanka, Südafrika, Taiwan, Tadschikistan, Tansania, Uganda, Ukraine, Ungarn, im Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten von Amerika.[15]
Auch in Gesteinsproben vom Ostpazifischen Rücken sowie außerhalb der Erde auf dem Mond konnte Hercynit nachgewiesen werden.[15]
F. X. M. Zippe: Ueber den Hercinit, eine bisher unbekannt gebliebene Spezies des Mineralreiches. In: Verhandlungen der Gesellschaft des Vaterländischen Museums in Böhmen, 17. Verhandlung. 1839, S.19–27 (rruff.info [PDF; 800kB; abgerufen am 1. September 2018]).
Hercynite In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy (englisch).
Hercynite Mineral Data. In: webmineral.com. David Barthelmy; abgerufen am 11. September 2024 (englisch).
Hercynite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF); abgerufen am 11. September 2024 (englisch).
↑ abcdeHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.188 (englisch).
↑ ab
Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
↑ abcdefghijk
Hercynite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 116kB; abgerufen am 20. September 2024]).
↑F. X. M. Zippe: Ueber den Hercinit, eine bisher unbekannt gebliebene Spezies des Mineralreiches. In: Verhandlungen der Gesellschaft des Vaterländischen Museums in Böhmen, 17. Verhandlung. 1839, S.19–27 (rruff.info [PDF; 819kB; abgerufen am 20. September 2024]).
↑
Ferdinando Bosi, Cristian Biagioni, Marco Pasero: Nomenclature and classification of the spinel supergroup. In: European Journal of Mineralogy. Band31, Nr.1, 12. September 2018, S.183–192, doi:10.1127/ejm/2019/0031-2788 (englisch).
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Ritsuro Miyawaki, Frédéric Hatert, Marco Pasero, Stuart J. Mills: IMA Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) – Newsletter 67. In: European Journal of Mineralogy. Band34, 2022, S.015601, Chihmingite, IMA 2022-010, doi:10.5194/ejm-34-359-2022 (ejm.copernicus.org [PDF; 113kB; abgerufen am 20. September 2024]).
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Can Rao, Xiangping Gu, Rucheng Wang, Qunke Xia, Yuanfeng Cai, Chuanwan Dong, Frédéric Hatert, Yantao Hao: Chukochenite, (Li0.5Al0.5)Al2O4, a new lithium oxyspinel mineral from the Xianghualing skarn, Hunan Province, China. In: American Mineralogist. Band107, Nr.5, 2022, S.842–847, doi:10.2138/am-2021-7932.
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Cristian Biagioni, Marco Pasero: The systematics of the spinel-type minerals: An overview. In: American Mineralogist. Band99, Nr.7, 2014, S.1254–1264, doi:10.2138/am.2014.4816 (englisch, Vorabversion online [PDF; 4,6MB; abgerufen am 20. September 2024]).