Die Gemeinde liegt in der Landschaft der Bresse, rund zwölf Kilometer östlich von Chalon-sur-Saône. Sie liegt im Westen des ArrondissementsLouhans und grenzt im Norden an Guerfand und damit an das Arrondissement Chalon-sur-Saône. Durch die Neuordnung der Arrondissements im Jahr 2017 wurde die Gemeinde dem Arrondissement Louhans zugewiesen. 2015 wurden auch die Cantons neu geregelt und die Gemeinde gehört heute zum Canton d’Ouroux-sur-Saône, der frühere Canton de Saint-Germain-du-Plain wurde aufgelöst.
In nahezu Nord-Süd-Richtung durchfliesst La Noue[2] die Gemeinde. Sie verbindet mehrere Étangs und nimmt den Bief du Moulin de Serville[3] auf, der die Étangs des östlichen Gemeindegebiets entwässert.
Der Bourg befindet sich im westlichen Teil des Gemeindegebietes, er liegt lediglich etwa 1,3 km von Saint-Christophe-en-Bresse entfernt. Das Gemeindegebiet ist weitgehend waldlos, lediglich im Norden und im Süden finden sich zusammenhängende Waldstücke.
Zur Gemeinde gehören folgende Weiler und Fluren: le Battoir, Binbernard (Étang), Boullerand, le Chagniot, les Champs, Champ-Saint-Martin, le Charmois, les Cours, les Croix-Jean, la Croix-Roland, Curtil-Bourgneuf, Faussigny, Foichot, les Frontenans, le Gouiller, les Grubes, les Leys, le Naldon, la Planche-du-Gué, les Plattes, la Rochelle, le Tartre (Gewässer), la Thire, Tirchat, la Varenne, le Verger, les Vernes, la Veyle, Villargeault.
Klima
Das Klima in L’Abergement-Sainte-Colombe ist warm und gemäßigt. Es gibt das ganze Jahr über deutliche Niederschläge, selbst der trockenste Monat weist noch hohe Niederschlagsmengen auf. Die Klassifikation des Klimas nach Köppen und Geiger ist Cfb ((Gemäßigtes) Ozeanklima). Die Temperatur liegt im Jahresdurchschnitt bei 12,0 °C. Der wärmste Monat ist der Juli mit einer Durchschnittstemperatur von 21,2 °C, der kälteste der Januar mit 3,3 °C. Über ein Jahr verteilt summieren sich die Niederschläge auf 1055 mm, dabei ist der November mit 113 mm der niederschlagsreichste, während Juli als trockenster Monat 75 mm aufweist. Über das ganze Jahr werden etwa 2700 Sonnenstunden gezählt.
Der Ort wird erstmals 1234 in den Akten der Zisterzienserinnenabtei Molaise als Hebergemento Sancte Columbe erwähnt. 1362 erfolgte die Nennung der Kirche als Ecclesia de Albergamento. 1793, kurze Zeit nach der Französischen Revolution, erscheint der säkularisierte Name L'Abergement des Bois, bis im Jahr X des Revolutionskalenders (1801/1802) die Bezeichnung auftaucht, die noch heute gültig ist.[4]
Verwunderlich bleibt der Begriff Abergement. Naheliegend wäre die Verbindung mit der Auberge, wobei gerade im Zusammenhang mit der althochdeutschen Ableitung von heri berga und dem damit verbundenen Zweck der Unterbringung eines Heeres unser Abergement ziemlich ungeeignet sein dürfte.
Hingegen darf es als wahrscheinlich gelten, dass der Begriff des Abergement (der übrigens vorwiegend in den Departementen Jura und Saône-et-Loire vorkommt) im Zusammenhang steht mit Rodungsverträgen. Ab dem 13. Jahrhundert bekamen die Rodungen einen neuen Stellenwert, für die wachsende Bevölkerung war es notwendig, neue Kulturflächen zu gewinnen, die bestehenden Flächen genügten nicht mehr für die Ernährung. Mit dem Abergement entstand im Mittelalter eine neue Vertragsform, eine Vereinbarung zwischen Feudalherren, die nicht denselben Rang aber dieselbe Absicht hatten. So stellte beispielsweise ein Herr ein Gebiet seiner Herrschaft einem geistlichen Herrn zur Verfügung, dieser stellte das Rodungspersonal (in der Regel Mönche). Der weltliche Herr verpflichtete sich zur Zahlung von einmaligen oder wiederkehrenden Beträgen und sehr oft zum Bau einer Kirche. War die Rodung abgeschlossen, konnte der Herr das neu gewonnene Gebiet gezielt besiedeln, urbar machen und die Kirche bauen lassen. Die Vorteile dieser Zusammenarbeit lagen auf der Hand:
für den geistlichen Herrn
Stärkung seiner Stellung durch die Zunahme der Gläubigen
Stärkung seiner Stellung durch mehr Kirchenbauten
finanzieller Ertrag für seine Diözese und den Unterhalt der Klöster und ihrer Bewohner
für den weltlichen Herrn
gezielte Ausweitung des Siedlungsraums
Stärkung seines Ansehens durch eine wachsende Bevölkerung und neue Siedlungen
Stärkung der Wohlfahrt seiner Leute durch zunehmende Ackerflächen
Stärkung des Seelenheils als Folge der Stiftung einer Kirche auf der neuen Fläche
Aufgrund der konkreten Lage ist es durchaus denkbar, dass die Äbtissin der Zisterzienserinnenabtei Molaise mit Hugo IV. eine derartige Vereinbarung traf.
Geschichte
Das erste, bereits im 9. Jahrhundert besiedelte Gebiet der Gemeinde dürfte der Weiler Les Leys sein. Der Name deutet auf frisch gerodetes Gelände hin.
Die Geschichte von l'Abergement-Sainte-Colombe war immer eng verstrickt mit derjenigen von Saint-Christophe-en-Bresse. Ritter Dalmate mit seinen Söhnen, Guy (genannt Rufin), Humbert und Roclen sind mit verschiedenen Gütern im Gemeindegebiet ausgestattet, Lehensherren sind die Familie Saint Marcel. Guy besitzt Güter in Dorsena (früherer Name von l'Abergement-Sainte-Colombe) und unternimmt eine Reise nach Spanien, nach Santiago de Compostela. Dort hört er die Legenden der Heiligen Taube[5], der er die von ihm erbaute Kirche weiht und in die er eine Jakobsmuschel schnitzen lässt. Vor seiner Abreise nach Spanien ordnet er seine Angelegenheiten und vermacht bei der Gelegenheit ein Haus mit Wäldern und Wiesen dem Kloster Saint-Marcel. Später geht Guy selbst ins Kloster Saint-Marcel, gefolgt von seinem Bruder Roclen.
1231 vermacht Hugues de Saint Marcel ein Stück Land für sechs Ochsen (d. h. ein Landstück, das sechs Ochsen in einem Tag beackern können), eine Wiese und einen Wald bei Tirechapt an das Kloster Molaise. 1234 taucht eine Vergabe ebenfalls an das Kloster Molaise auf von Guerin von Abergement-Sainte-Colombe.
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wird die Kirche dem Heiligen Martin geweiht, nachdem Philipp der Gute sie der Abtei Tours geschenkt hatte, nachdem er das Privileg des Kanonikats in dieser berühmten Institution erhalten hatte. 1787 beschließt die Gemeinde eine umfassende Renovation der Kirche. Dabei wird das Kirchenschiff durch zwei Seitenkapellen vergrößert, ein neuer Glockenturm wird gebaut, Fenster vergrößert, die Sakristei repariert und zugleich 6 steinerne Brücken im Gemeindegebiet gebaut.
1832 werden die Gemeinden L’Abergement-Sainte-Colombe und Saint-Christophe-en-Bresse zusammengelegt. 1836 werden die beiden Gemeinden wieder verselbständigt, wobei gleichzeitig der Weiler Villargeault zu L’Abergement-Sainte-Colombe geschlagen wird.
Bevölkerung
L’Abergement-Sainte-Colombe: Einwohnerzahlen von 1793 bis 2020
Jahr
Einwohner
1793
520
1800
553
1806
573
1821
492
1831
487
1836
908
1841
886
1846
943
1851
907
1856
925
1861
963
1866
944
1872
888
1876
890
1881
910
1886
926
1891
934
1896
919
1901
949
1906
892
1911
882
1921
841
1926
753
1931
732
1936
701
1946
644
1954
628
1962
589
1968
558
1975
622
1982
702
1990
876
1999
934
2009
1.087
2014
1.189
2020
1.241
Quelle(n): EHESS/Cassini bis 2006,[6] ab 2009 INSEE[7] Anmerkung(en): • Ab 1962 offizielle Zahlen ohne Einwohner mit Zweitwohnsitz • 1832 wurde die Gemeinde mit Saint-Christophe-en-Bresse zusammengelegt. 1836 wurde sie wieder verselbständigt, allerdings mit neuen Grenzen, was zum Bevölkerungsanstieg führte • Höchste Einwohnerzahl 2020 mit 1241, tiefste Einwohnerzahl 1968 mit 558 (45,0 % vom Maximum)
Die Bevölkerungsstruktur zwischen Männern und Frauen weist einen Überhang zugunsten der Männer auf, die 52,4 % der Bevölkerung ausmachen, wobei 55 % der Bevölkerung jünger als 45 Jahre sind. Die Bevölkerungsgruppe der unter 15-Jährigen macht gar 21 % aus. Demgegenüber sind 22 % der Einwohner älter als 60 Jahre und damit im Rentenalter. Diese Struktur dürfte auf die Tatsache zurückzuführen sein, dass seit 1999 dank einer regen Bautätigkeit die Wohneinheiten um 40 % zugenommen haben. Dadurch dürfte ein starker Zuzug von jungen Familien mit Kindern erfolgt sein.
Wohnstruktur
Anzahl Wohneinheiten
davon Häuser
Wohnungen
511
508
3
davon Hauptwohnsitz
481
Zweit- oder Ferienwohnsitz
2
vakant
29
Wirtschaft und Infrastruktur
Unternehmen, Betriebe, Ladengeschäfte und Einrichtungen
In der Gemeinde befinden sich nebst Mairie und Kirche folgende Unternehmen nach Branchen:
In der Gemeinde befinden sich eine Bäckerei, ein Coiffeur-, ein Schönheitssalon und ein Bestattungsunternehmen. Ferner befinden sich im Ort eine Autogarage, zwei Baugeschäfte, zwei Maler/Gipser, eine Schreinerei/Zimmerei und fünf Installateurbetriebe. Die weitere Infrastruktur besteht aus einem Fußballplatz, eine Turn- und Sporthalle, einer Mehrzweckhalle und einem Restaurant. Für die Güter des täglichen Bedarfs versorgen sich die Einwohner in Ouroux-sur-Saône oder Chalon-sur-Saône[11]. Eine weitere Auswirkung des starken Bevölkerungswachstums besteht darin, dass allein im Jahr 2022 dreizehn neue Unternehmen mit Sitz in der Gemeinde gegründet wurden.
In der Gemeinde besteht eine École primaire[14] (École maternelle und École élémentaire), die der Académie de Dijon[15] untersteht und von 111 Schülern besucht wird. Für die Schule gilt der Ferienplan der Zone A[16].
Sehenswürdigkeiten
Kirche Saint-Martin (Beim Rundbogenportal befinden sich zwei Säulen, die eine weist die oben erwähnte Jakobsmuschel auf. Die Turmspitze wurde 1961 erneut mit Kastanienziegeln verkleidet)[17]. Beschreibung und Fotos der Kirche bei: l'Art Roman en BourgogneTourisme & Loisirs
Château de Villargeault (Das ursprüngliche Schloss könnte nach 1650 gebaut worden sein. Versehentlich brannte das alte Schloss einige Jahrzehnte vor der Revolution ab und wurde 1888 wieder aufgebaut. Die ursprünglichen Schlossgräben und die kleine Kapelle mit der Glocke sind noch erhalten)[18].
Claude Courtépée (1721–1781): Description historique et topographique du Duché de Bourgogne. Band5. Chez Causse, Dijon 1780 (französisch, Google Books).
Lucien Guillemaut (1842–1917): Histoire de la Bresse Louhannaise. Bd. 1, Louhans 1897.
Lucien Guillemaut (1842–1917): Armoiries et familles nobles de la Bresse louhannaise: armoiries ouvrières, armoiries particulières et de familles. Vve L. Romand, Louhans 1909 (französisch, gallica).
L'Abergement-Sainte-Colombe. in der Base Mérimée. Ministère de la Culture, abgerufen am 17. November 2023 (französisch).
L'Abergement-Sainte-Colombe. in Patrimoine en Bourgogne-Franche-Comté. Direction Culture, Sport et Jeunesse, abgerufen am 17. November 2023 (französisch).
Webpräsenz der Gemeinde. l'Abergement-Sainte-Colombe. Mairie d'Abergement-Sainte-Colombe, abgerufen am 17. November 2023 (französisch).
Einzelnachweise
↑Le Langage Populaire de Mâcon et des Environs. Slatkine Reprints, Genf 1978, S.58 (französisch, google.fr [abgerufen am 1. Januar 2024]).
↑Les Noms révolutionnaires des Communes de France. Société de l’Histoire de la Révolution Française, S.55, 81 (französisch, archive.org [abgerufen am 25. Januar 2024]).