Kyllburg liegt zwischen 275 (Bahnhof) und 375 m ü. NHN (Sportplatz), hat 958 Einwohner und ist somit nach Kaub die zweitkleinste Stadt in Rheinland-Pfalz.
Der Schutz durch Höhenzüge, die die Stadt überragen und der umschließende Wassergürtel der Kyll tragen zu den besonders günstigen klimatischen Verhältnissen bei.
Geschichte
Es ist von einer frühen Besiedelung der heutigen Gemarkung Kyllburgs auszugehen, was durch den Fund von römischen Grabstätten belegt werden konnte. In einem der Steinbrüche östlich der Stadt entdeckte man 1878 rund 100 römische „Urnen“. Diese waren in Form und Größe recht unterschiedlich und lagen auffallend flach unter der Erde. Als Beigaben wurden Spangen aus Kupfer beobachtet, die, vermutlich aufgrund einer Beschichtung mit Emaille, noch gut erhalten waren.[4]
Urkundlich wird Kyllburg bereits zu Beginn des 9. Jahrhunderts erwähnt. Nach einer Schenkungsurkunde vom 16. Juli 800 schenkten die Eheleute Elmfried und Doda mehrere am Kyllberg gelegenen Ländereien an die Abtei Prüm.
Im Jahre 1239 ließ Erzbischof Theoderich von Trier, um sein Gebiet gegen die Nordgrenze des Trierer Erzbistums und gegen die Dynasten von Malberg zu schützen, als Eck- und Grenzfeste Kurtriers eine größere Burg, die eigentliche Kyllburg, erbauen. Die heute noch zum Teil erhaltene Burg wurde durch einen Schulhausbau im Jahre 1912 teilweise ersetzt.
Die unmittelbare Veranlassung zur Beschleunigung des Baues der neuen größeren Burg waren, wie dies die Gesta Treverorum bezeugen, die Gewalttätigkeiten des Ritters Rudolf von Malberg, der sich der Herrschaft von Malberg bemächtigt hatte. Er versuchte, dem, unweit von Kyllburg gelegenen, Zisterzienserinnenkloster St. Thomas, die Güter, die diesem von Agnes von Malberg geschenkt worden waren, nach ihrem Tode mit Gewalt zu entreißen. Rudolf befehdete das Kloster und alle Nonnen flüchteten nach Trier, wo sie täglich in Prozessionen zum Dom zogen und während des Gottesdienstes mit lauter kläglicher Stimme die zwei Antiphonen „Media vita in morte sumus“ und „Salve regina mater misericordiae“ sangen. In der Folge leistet ihnen der Erzbischof gegen ihren unruhigen Nachbarn Beistand. Nachdem der Erzbischof ihn mit Waffengewalt bezwungen hatte, fügte er sich. Die neue Burg auf dem Kyllberge hielt ihn auch weiterhin in Schranken. Die Kyllburg bewährte sich in der Folge als Bollwerk gegen Angriffe gegen den Kurstaat.
Theoderichs Nachfolger, Arnold II. (1242–1259), umgab im Jahre 1256 die Burg und die anliegenden Häuser mit einer festen Mauer. Mit dem Abt Jofrid von Prüm schloss er am 16. August 1256 einen Vertrag wegen ihrer beiderseitigen Befestigungsbauten.
Mit den Bauten Theoderichs 1239 und den Erweiterungsbauten Arnolds 1256 entstand so die mit starken Mauern und Toren befestigte kurtrierische Landstadt „Kilburch“ bzw. „Kieleburch“. Sie besaß mit Mauern und Markt die wesentlichen Merkmale einer mittelalterlichen Stadt und war von Burgmannen, Wächtern, Pförtnern und Bürgern bewohnt. Mit dem Bau der Mauer übernahmen die Bürger die Verpflichtung, diese Mauer auch gegen Angriffe zu schützen. Die Stadt hatte die Verpflichtung, die Stadtpforten und Stadtmauern zu unterhalten. Um dieser Aufgabe Nachdruck zu verleihen, erging später besonderer Befehl.
Im Frieden von Campo Formio vom 17. Oktober 1797 hatte Kaiser Franz II. in seiner Eigenschaft als Landesherr der habsburgischen Erblande seine Besitzungen auf dem Linken Rheinufers an Frankreich abgetreten. In der Folge wurde das gesamte linksrheinische Gebiet von Frankreich annektiert, bevor es 1801 durch den Frieden von Luneville Frankreich staatsrechtlich einverleibt wurde. Im Jahre 1798 wurde die ganze bisherige Verfassung, Regierung und Verwaltung aufgelöst und eine völlig neue eingeführt. Was in Frankreich von 1789 bis 1797 unter schweren Kämpfen und vielen Gräueln geworden war, das wurde nun hier in wenigen Monaten und ohne wahrnehmbaren Kampf umgesetzt: der Umsturz der bisherigen Gesellschaftsverfassung und Einführung republikanischer Institutionen. Das Linke Rheinufer wurde in vier Departements unterteilt. Kyllburg gehörte von 1798 bis 1814 zum Saardepartement mit dem Hauptort Trier und wurde zum Hauptort (chef-lieu) des Kantons Kyllburg gemacht, wie auch Prüm, Daun und Gerolstein. Die Franzosen brachten der Stadt die egalisierende Munizipalverfassung, die grundsätzlich keinen Unterschied mehr zwischen Stadt- und Landgemeinden machte. Kyllburg verlor damit, wie auch alle anderen Städte, seinen Stadttitel, wenn es auch wiederum über die Orte der Nachbarschaft hinausragte, indem man es zum Hauptort eines Kantons machte.
Im Zweiten Weltkrieg starben insgesamt 78 Soldaten aus Kyllburg, in der Stadt gab es außerdem 39 Ziviltote zu beklagen.[5]
Am 15. September 1956 wurde der Gemeinde Kyllburg durch das Land Rheinland-Pfalz erneut die Bezeichnung „Stadt“ verliehen.[6]
Im Jahr 2011 erstellte der Deutsche Wetterdienst ein Luft-Klima-Gutachten. Durch das positive Ergebnis trägt die Stadt Kyllburg bis zur nächsten Überprüfung (2020) den Status Luftkurort.
Änderungen des Käuferverhaltens und demografischer Wandel machten auch nicht vor Kyllburg halt. Nachdem am 12. Januar 2012 das letzte Geschäft auf der einst renommierten Hochstraße schloss, gründete sich die bürgerliche Offensive Kyllburg dajeh, kurz: „OK dajeh“, mit dem Ziel, die beiden wichtigsten Straßen Hoch- und Bahnhofstraße zu verschönern und zu beleben. Am 25. Oktober 2012 tagte mit Unterstützung der IHKTrier ein erster Runder Tisch mit interessierten Immobilieneigentümern. Nach einem zweiten Runden Tisch trifft man sich nahezu monatlich in Stammtischen. Die Arbeit der bürgerlichen Initiative findet in regelmäßigen Kunstausstellungen und weiteren Programmpunkten ihren Niederschlag.[7]
Ortsname
762–804
Kiliberge
1222
Kileburgh
1239
Kilburch
13. Jahrhundert
Kieleburch
1558
Kilburg
18. Jahrhundert
Kylburg
19. Jahrhundert
Kyllburg
Der Name geht auf den Fluss Kyll und das Suffix -burg, anfangs -berg zurück. Bei Kyll liegt eine vorgermanische Wurzel *kelu zugrunde, die etwa ‚dunkles Gewässer‘ bedeutet.[8]
Bevölkerungsentwicklung
Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Kyllburg, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[3]
Jahr
Einwohner
1815
708
1835
981
1871
1.140
1905
1.139
1939
1.228
1950
1.288
Jahr
Einwohner
1961
1.242
1970
1.122
1987
1.045
1997
1.085
2005
1.005
2023
958
Politik
Stadtrat
Der Stadtrat in Kyllburg besteht aus 12 Ratsmitgliedern und dem Vorsitzenden.
Die Sitze verteilen sich wie folgt: CDU 7, FREIE WÄHLER 5.[9]
Wolfgang Maria Krämer (CDU) wurde im Juli 2009 Stadtbürgermeister von Kyllburg.[11] Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 69,49 % für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.[12] Bei der Bürgermeisterwahl am 9. Juni 2024 gewann Krämer bei einer Wahlbeteiligung von 59,6 % ohne Gegenkandidaten mit 76,4 % der Stimmen.[13]
Krämers Vorgänger waren Winfried Müller (parteilos, 2004–2009) und zuvor Otto Böcker (CDU).[14]
Wappen
Blasonierung: „In Blau eine silberne Kirche mit rotem Dach und rot gedecktem Dachreiter; beiderseits desselben je ein schwebender silberner Schild mit durchgehendem rotem Kreuz.“
Wappenbegründung: Das Wappen der Stadt Kyllburg geht zurück auf das frühgotische Schöffensiegel von 1347, das einer Lehensurkunde von Jakob von Kirchberg anhängt.
In dem Bauwerk wird die Stiftskirche im damaligen Bauzustand vermutet. Die beiden Schilde zeigen das kurtrierische Kreuz.
Kyllburg liegt am Kyll-Radweg. Der Radwanderweg erstreckt sich über 130 km vom belgischen Losheimergraben bis zur Mündung der Kyll in die Mosel bei Trier-Ehrang.
Mit Fertigstellung der Eifelbahn Köln – Trier begann im 19. Jahrhundert in Kyllburg ein florierender Tourismus. Gäste aus den Großstädten, vor allem Köln und Düsseldorf sowie dem Ruhrgebiet, pflegten ihre Sommerfrische an der Kyll zu verleben. Hauptanziehungspunkt war das luxuriöse Hotel Eifeler Hof mit seinen großen Veranstaltungsräumen und Kuranwendungen. Schon vor langer Zeit konnte man Gäste aus den Niederlanden begrüßen, heute ein bedeutender Teil für den Tourismus in der gesamten Region der Kyllburger Waldeifel. Die örtliche Chronik berichtet, dass Kyllburg bereits vor dem Ersten Weltkrieg täglich an die 150 Niederländer zu seinen Dauergästen zählte und am Geburtstag der Königin ein Fackelzug der Niederländer in Kyllburg stattfand.
Nach dem Zweiten Weltkrieg trafen ganze Touristiksonderzüge bekannter Reiseveranstalter mit 400 Personen in Kyllburg ein. Doch geändertes Reiseverhalten nach Südeuropa setzte dem munteren Treiben fast ein Ende.
Heutzutage erstarkt der Tourismus nach Kyllburg und in die Region wieder. Wochenendreisende kommen aus den Großstädten, niederländische Gäste verbleiben bis zu einer Woche „in den Bergen“. Ein deutliches Plus entsteht aktuell durch Fahrradreisende, hier ist für Kyllburg der Kyll-Radweg von besonderer Bedeutung. Für viele Gäste ist auch das Freibad direkt an der Kyll attraktiv.
Kyllburg hat (Stand 2014) elf Touristikbetriebe und jährlich über 20.000 Übernachtungen, den Naturcampingplatz nicht mit eingerechnet.[3]
Ernst Wackenroder (Bearb.): Die Kunstdenkmäler des Kreises Bitburg (= Paul Clemen [Hrsg.]: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band12/I). Trier 1983, ISBN 3-88915-006-3, S.133–161 (315 S., Mit 12 Taf. u. 227 Abb. im Text. Nachdr. d. Ausg. Schwann, Düsseldorf 1927).*
Gerten, Wisniewski, Höster: Die Kyll-Geschichte und Geschichten um einen Eifeler Wasserlauf. Hrsg.: Bernd Spindler, Verbandsgemeinde Kyllburg. Oktober 2006.
Karl E. Becker: Das Kyllburger Land – Geschichte, Landschaft, Kunstdenkmale. Hrsg.: Verbandsgemeinde Kyllburg. Paulinus-Druckerei, Trier 1977.
Eifelverein (Hrsg.): Luft- und Kneippkurort Kyllburg, Südeifel. Geschichte und Geologie. Ein Gang durch die Stadt des Mittelalters und Wanderungen durch die Landschaftsschutzgebiete des Kyllburger Raumes. Düren 1964.
Durch alle Welt – Kyllburg in der Eifel. Heft 30. Peter J. Oestergaard Verlag, Berlin-Schöneberg Juli 1938.
Heinz Drossard (Hrsg.): Entlang der Kyll – Kyllburger und Speicherer Land. ISBN 978-3-924631-33-8.
F. Bock: Kyllburg und seine kirchlichen Bauwerke des Mittelalters. Verlag Wilh. Schulte, Kyllburg (lbz-rlp.de – Erstausgabe: 1895).
Franz-Josef Heyen: Das St.-Marien-Stift in Kyllburg (= Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier. Teil 11). ISBN 3-11-019472-4.
Marie Luise Niewodniczanska: Rheinische Kunststätten. Kyllburg in der Eifel. Hrsg.: Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz. Köln 1989, ISBN 3-88094-646-9.