Kurtinig ist eine Gemeinde im Unterland, einem Abschnitt des Etschtals im Süden Südtirols, und befindet sich etwa in der Mitte zwischen Bozen und Trient knapp nördlich der Salurner Klause. Unter den Südtiroler Gemeinden weist sie mehrere Besonderheiten auf. Für Südtirol ungewöhnlich ist, dass die Gemeinde Kurtinig nur aus einer einzigen Siedlung besteht und mit einer Gesamtfläche von 1,99 km² eine relativ geringe geographische Ausdehnung hat (allein Kuens ist noch kleiner). Für Südtirol einzigartig ist, dass sich das Gemeindegebiet auf den intensiv landwirtschaftlich genutzten Talboden beschränkt, wodurch der Höhenunterschied zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Punkt Kurtinigs lediglich 4 m beträgt und die Gemeinde weder Anteil an felsigem noch bewaldetem Gelände hat.[1]
Das Ortszentrum liegt auf einer Höhe von 212 m s.l.m. und befindet sich auf der orografisch rechten (westlichen) Seite der Etsch etwas versetzt gegenüber von Laag. Das Gemeindegebiet, das zu kleinen Teilen auch auf das linke Etschufer übergreift, ist von den Gemeinden Neumarkt, Margreid und Salurn umschlossen.
Geschichte
Das Dorf wird 1276 als Cortinegum (von lateinisch: curtis = Gehöft) erwähnt, zwanzig Jahre später wird dessen Zugehörigkeit zum Gericht Salurn bezeugt. Das Gebiet war schon zur Stein- und Römerzeit ein ertragreiches Jagd- und Fischereigebiet. Mit dem benachbarten Salurn liegt Kurtinig an der deutsch-italienischen Sprachgrenze und damit unmittelbar an der Schnittstelle zweier europäischer Kulturräume.
Im Salurner Gerichtsweistum von 1403 wurden die Curtyniger zu landesfürstlichen Weinfuhrdiensten nach Bozen verpflichtet.[2] Kurtinig gehörte bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zur Grafschaft Tirol und damit zu Österreich-Ungarn. Innerhalb Tirols war Kurtinig bis 1913 dem Gerichtsbezirk Kaltern zugeordnet, anschließend dem Gerichtsbezirks Neumarkt; beide waren wiederum Teil des Bezirks Bozen. Mit dem Vertrag von Saint-Germain kam Kurtinig 1920 zusammen mit dem Großteil Tirols südlich des Alpenhauptkamms zu Italien. Als 1927 auf diesen ehemals österreichischen Gebieten die beiden Provinzen Bozen und Trient entstanden, wurde Kurtinig wie auch einige andere umliegende Gemeinden der mehrheitlich italienischsprachigen Provinz Trient zugeschlagen, wo es ein Jahr später der Gemeinde Margreid zugeordnet wurde. Erst 1948 wurde Kurtinig in die Provinz Bozen bzw. Südtirol eingegliedert. Seit 1952 ist Kurtinig, das damals noch auf Italienisch den Namenszusatz all’Adige („an der Etsch“) trug,[3] wieder eine eigenständige Gemeinde.
Seit 1971 trägt die Gemeinde den werblichen Zusatz „an der Weinstraße“ im amtlichen Namen.[4]
Demographie
Nach der Volkszählung 2011 rechnen sich 68,67 % der Einwohner zur deutschen Sprachgruppe, 31,15 % zur italienischen und 0,17 % zur ladinischen Sprachgruppe.
↑Hannes Obermair: Soziale Produktion von Recht? Das Weistum des Gerichts Salurn in Südtirol von 1403. In: Concilium Medii Aevi 4, 2001, S. 179–208, Bezug S. 196 (online, PDF-Datei; 274 kB).