Kupffer war der erstgeborene Sohn des PastorsKarl Hermann Kupffer (1797–1860) und seiner Frau Henriette geb. Andreä († 1895). 1869 heiratete er Ida Völckers (1831–1913), die ihm einen Sohn und eine Tochter schenkte.
Dorpat
Nach einer elementaren und humanistischen Privatausbildung durch seine Eltern und einen Hauslehrer bestand Kupffer 1848 vor einer Kommission in Dorpat die Reifeprüfung und entschied sich ein Jahr später an der dortigen Kaiserlichen Universität Dorpat für das Studium der Medizin, das er 1854 mit erfolgreichem Examen und Promotion zum Dr. med. abschloss.
Kupffer arbeitete vorwiegend auf den Gebieten der Histologie und Embryologie. Er wies erstmals nach, dass Nervenfibrillen in Drüsenzellen endigen. Darüber hinaus beschäftigte er sich mit dem Epithel und den Drüsen des Magens sowie mit dem Aufbau der Nervenfasern. Im Zusammenhang mit der Beschreibung des zellulären Feinbaues und der Strukturierung des Protoplasmas prägte er den Begriff „Paraplasma“ zur Kennzeichnung des passiven Zellinhaltes. Die Medizin verdankt Kupffer außerdem die histologische Erstbeschreibung der hepatischen Sternzellen (Kupffer-Sternzellen bzw. Browicz-Kupffer-Zellen). Im Rahmen weiterer Arbeiten zum Feinbau des Lebergewebes wies er präexistierende zelluläre Sekretvakuolen nach (Gallensekretion) und zeigte mit einer speziellen Färbemethode (Kupffer-Reagens), dass Gallenkapillaren in Lebergewebe vorkommen. Kupffer gilt darüber hinaus als Mitbegründer der modernen Embryologie und der vergleichenden Entwicklungsgeschichte. Der blasenartig erweiterte Urdarm-Endabschnitt von Knochenfischen wird als „Kupffer-Blase“ und die von ihm entdeckte Sichel bei Vogelembryonen als „Kupffer-Sichel“ bezeichnet.
Er wurde 1889 nobilitiert und als Karl Wilhelm Ritter von Kupffer in den bayerischen Personaladel erhoben.
Werke
mit Friedrich Heinrich Bidder: Untersuchungen über die Textur des Rückenmarks und die Entwicklung seiner Formelemente. Breitkopf & Haertel, Leipzig 1857. (Digitalisat)
De embryogenesi apud chironomos observationes. Dissertation pro venia legendi. Mohr, Kiel 1866. (Digitalisat)
Beobachtungen über die Entwicklung der Knochenfische. In: Arch Mikroskop Anat. 4, 1868, S. 209–272.
Das Verhältnis der Drüsennerven zu Drüsenzellen. In: Arch Mikroskop Anat. 9. 1873, S. 387–395.
Über Differenzierung des Protoplasmas an den Zellen tierischer Gewebe. In: Schr. d. naturwiss. Ver. f. Schleswig-Holstein. 1875, S. 229–242.
Über Sternzellen der Leber. In: Arch Mikroskop Anat. 12, 1876, S. 353–358.
Über den Nachweis der Gallenkapillaren und spezifischen Fasern in den Leberläppchen durch Färbung. In: Sitzungsber. d. Ges. f. Morphol. u. Physiol. 5, 1889, S. 82–86.
Studien zur vergleichenden Entwicklungsgeschichte des Kopfes der Kranioten. 3 Bände. Lehmann, München/Leipzig 1893–1895. (Digitalisat Band 1), (Band 2), (Band 3)
Über Sternzellen der Leber. In: Anatomischer Anzeiger 14, 1898, (Ergänzungsh.), S. 80–86.
Über die sog. Sternzellen der Säugetierleber. In: Arch Mikroskop Anat Entwicklungsgeschichte. 54, 1899, S. 254–288.
Kupffer, Karl Wilhelm. In: Julius Pagel (Hrsg.): Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des 19. Jahrhunderts. Berlin 1901, Sp. 930 f.
August Hirsch (Hrsg.): Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker. Band 3, Berlin 1929–1934, S. 634–635.
Rückert: Zum 70. Geburtstage Karl v. Kupffers. In: Münchn Med Wschr. 46 (1899), S. 1539.
Karl v. Bardeleben: Carl Wilhelm v. Kupffer. In: Dtsch Med Wschr. 29 (1903), S. 58.
Carl von Voit: In: Sitzungsber. d. math.-physikal. Klasse d. Kgl. Bayer. Akad d. Wiss. 33 (1903), S. 492–512.
Chronik d. Ludwig-Maximilians-Universität München. München 1903, S. 9–12.
Gottfried Egerer: Personalbibliographie von Professoren und Dozenten der Anatomie an der Medizinischen Fakultät der Universität München im ungefähren Zeitraum von 1879–1945. Dissertation. Erlangen-Nürnberg 1970.