1903 wählte man ihn in Düren zum Beigeordneten. 1906 wechselte er zur Verwaltung der Stadt Cöln und war von 1910 bis 1914 Bürgermeister von Remscheid, ab 1911 Oberbürgermeister. Anschließend war er von 1914 bis 1933 Oberbürgermeister von Duisburg. Mit der Wahl zum Oberbürgermeister von Duisburg wurde er gleichzeitig zum Mitglied für die Stadt im Preußischen Herrenhaus ernannt.
„Held der Nation“
1918 trat der vormalige Nationalliberale der rechtsliberalen DVP bei. Er wurde dem rechten Flügel der Partei zugerechnet. Beim Kapp-Putsch stand er auf Seiten der rechtmäßigen Regierung Bauer. Zu Beginn der Ruhrbesetzung 1923 wurde er ausgewiesen und, da er sich weigerte, Folge zu leisten, vor ein belgisches Kriegsgericht gestellt und zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt.
Bei der Reichspräsidentenwahl 1925 erhielt Jarres im ersten Wahlgang die meisten Stimmen (10.416.658 = 38,8 %), zog jedoch im zweiten Wahlgang seine Kandidatur zugunsten von Hindenburg zurück, der sich schließlich gegen den republikanischen Kandidaten Wilhelm Marx durchsetzte. Politisch stand er damals Gustav Stresemann nahe. Von 1920 bis 1933 gehörte er dem Provinziallandtag der Rheinprovinz an. Dieser wählte ihn im Mai 1921 in den Preußischen Staatsrat, dem er bis zu seiner Auflösung 1933 angehörte.
Als Oberbürgermeister von Duisburg
Als Oberbürgermeister der Stadt Duisburg bemühte er sich vergebens um die Eingemeindung der linksrheinischen Orte Homberg und Rheinhausen, die erst 1975 zu Duisburg kamen. In einer Studie schlug er auch die Bildung einer Ruhrmündungsstadt vor. Er erreichte nur die Eingemeindung Hamborns 1929, so dass die Stadt kurzzeitig bis 1935 Duisburg-Hamborn hieß.
„Viele unheimliche Leute“
Den Nationalsozialisten stand Jarres kritisch gegenüber: Er sollte das Wedaustadion für eine Kundgebung der NSDAP zugänglich machen und verweigerte die Öffnung. Daraufhin soll es zu folgendem Wortwechsel mit einem Nationalsozialisten gekommen sein: „Es kommen aber unheimlich viele Leute! [Jarres erwidert] Sie meinen wohl: Viele unheimliche Leute.“[5]
Nach der Machtergreifung durch Hitler
Nach der Machtergreifung durch Adolf Hitler verlor er nahezu alle politischen Ämter und betätigte sich in der Wirtschaft. 1933 wurde er jedoch vom Ministerpräsident Preußens, Hermann Göring, in den neugeschaffenen Preußischen Staatsrat berufen, dem er bis 1945 formal angehörte. Er war bis zu seinem Tod Aufsichtsratsvorsitzender mehrerer Unternehmen im Ruhrgebiet. Er war auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Klöckner Werke AG, mit dessen Eigentümer, dem Großindustriellen Peter Klöckner, er eng befreundet war. Des Weiteren war er Vorstandsmitglied verschiedener Industrieunternehmen wie beispielsweise der Demag AG und Vorsteher des Wasserverbandes Schwammenauel, der dort die Rurtalsperre baute.
Im Juli 1945 richtete er eine Denkschrift an den britischen Field Security Service. Anders etwa als Ernst Poensgen und vor allem Walter Rohland in ihren Schriften desselben Jahres räumte er darin offen die Verführung der deutschen Bevölkerung durch nationalsozialistische Gedanken ein. Er gilt neben seinem Konkurrenten Konrad Adenauer als einer der „großen rheinischen Oberbürgermeister“.
Tod
Jarres starb am 20. Oktober1951 in Duisburg und wurde zunächst in der Familiengrabstätte in Remscheid beigesetzt. 1966 wurde er auf den Duisburger Waldfriedhof umgebettet.[6]
Familie
Seit 1903 war Jarres mit Freya Schüll (1880–1945), der Tochter eines Dürener Papierfabrikanten, verheiratet. Seine 1904 geborene Tochter Lotte heiratete später den deutschen Kunsthistoriker Herbert von Einem, die 1911 geborene Lore hieß nach ihrer Eheschließung Kruse-Jarres.[7]
Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 3: I–L. Winter, Heidelberg 1999, ISBN 3-8253-0865-0, S. 17–18.