Kalmus-Arten sind ausdauernde krautige Pflanzen. Als Überdauerungsorgane bilden diese SumpfpflanzenRhizome. Es ist ein Aerenchym ausgebildet. Alle Pflanzenteile sind kahl. Wenn man Pflanzenteile verletzt riechen sie stark aromatisch. Die grundständigen und zweizeilig angeordneten Laubblätter sind ungestielt. Die einfache Blattspreite ist flach, parallelnervig, unifazial und schwertförmig.
In einem ährigen Gesamtblütenstand sitzen mehrere kolbige Blütenstände zusammen. In Kolben sind viele Blüten angeordnet. Die Spatha ist stängelähnlich.
Die zwittrigenBlüten sind unscheinbar, dreizählig und pentazyklisch (mit fünf Blütenblattkreisen). Die sechs gleichgestaltigen, freien Blütenhüllblätter sind bräunlich und häutig. Es sind zwei Kreise mit je drei freien, fertilen, gelben Staubblättern vorhanden. Meist drei (zwei bis vier) Fruchtblätter sind zu einem oberständigen Fruchtknoten verwachsen mit zwei bis vier (selten bis fünf) Samenanlagen je Fruchtknotenkammer. Ein Griffel ist nicht erkennbar und so sitzen die Narben direkt auf den Fruchtknoten.
Die braunen bis rötlichen Früchte werden als Kapselfrüchte oder Beeren gedeutet und besitzen ein dünnes, ledriges Perikarp.
Der Gattungsname Acorus stammt von griechischἌκορον (Ákoron), einer Arzneipflanze, die Dioskurides als der Schwertlilie ähnlich beschreibt;[4] ob er wirklich den Kalmus meint, bleibt unsicher.
Die Kalmus-Arten sind ursprünglich im gemäßigten bis subtropischen Asien sowie Nordamerika und auch in Südostasien heimisch. Sie sind in vielen Gebieten der Welt, beispielsweise Ägypten und Europa verwildert.
Die Gattung Acorus enthält je nach Autor nur zwei (Flora of China 2010[1] und Kew[2]) bis zu sechs Arten beziehungsweise einige Unterarten oder Varietäten:
Schmalblättriger oder Zwerg-Kalmus (Acorus gramineusSol. ex Aiton, Syn.: Acorus humilisSalisb., Acorus pusillusSiebold, Acorus gramineus var. pusillus(Siebold) Engl., Acorus gramineus var. macrospadiceusYamam., Acorus gramineus var. japonicaM.Hotta, Acorus macrospadiceus(Yamam.) F.N.Wei & Y.K.Li, Acorus xiangyeusZ.Y.Zhu): Sie ist vom Himalaja über Myanmar, Thailand und China bis Japan und zu den Philippinen verbreitet.[1][2]
Kalmus (Acorus calamusL.): Er gedeiht in gemäßigten Gebieten Indiens, Himalaya sowie südlichen Asiens, wird überall auf der Welt kultiviert und ist oft verwildert. Es gibt drei akzeptierte Varietäten:[2]
Acorus calamus var. angustatusBesser (Syn.: Acorus cochinchinensis(Lour.) Schott, Acorus tatarinowiiSchott, Acorus terrestrisRumph. ex Schott nom. illeg., Acorus triqueterTurcz. ex Schott, Acorus spuriusSchott, Acorus calamus var. spurius(Schott) Engl., Acorus gramineus var. crassispadixLingelsh., Acorus asiaticusNakai, Acorus rumphianusS.Y.Hu, Acorus latifoliusZ.Y.Zhu): Sie kommt in Asien vor.[1][2]
Inhaltsstoffe und Verwendung
Aus Kalmus-Arten werden das „Kalmusöl“ (‚Calami aetheroleum‘, aus allen Pflanzenteilen) und „Ackerwurz“ (getrocknete Rhizome, auch „Kalmusrot“ oder „Magenwurz“ genannt) gewonnen. Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind Asarone, deren Gehalt je nach Art (hier sind wechselnde Ploidiegrade vorhanden) und Pflanzenteil (Blätter oder Wurzeln) variiert.[5]Diploider Amerikanischer Kalmus enthält kein β-Asaron, triploider europäischer Kalmus maximal 10 % und indischer Kalmus (tetraploid) bis zu 96 % β-Asaron.[6] Weitere Inhaltsstoffe sind Farnesene (vorwiegend das β-Farnesen, bis 46 %), Geranylacetat (bis 77 %), der Methylether des cis-Isoeugenol (maximal 36 %), Shyobunon (0–53 %), Acorenon (6–9 %) sowie verschiedene Monoterpene (Camphen, Limonen, Myrcen und Pinene).[5]
Kalmusöl wird in der Heilkunde und bei der Parfüm- und Likörherstellung und für Magenbitter verwendet. Kalmus gilt als kräftigend und appetitanregend und wird in der Volksmedizin verschiedentlich als Dekokt gegen Magen- und Verdauungsbeschwerden, Husten (eine krampflösende Wirkung ist belegt) und Erkältungen, Schmerzen und Entzündungen eingesetzt, wobei die Wirksamkeit meist wissenschaftlich nicht belegt ist.[5]
Aufgrund nachgewiesener mutagener, carzinogener sowie reproduktionstoxischer Effekte der Asarone[5] ist der Einsatz von Kalmusöl oder sonstigen Kalmusprodukten in Lebensmitteln nur beschränkt zugelassen; in den USA und Kanada ist die Verwendung von Kalmusprodukten nicht erlaubt.[7]
Standorte
Kalmus-Arten sind schilfartige Röhrichtpflanzen, die in den gemäßigten Klimazonen der nördlichen Hemisphäre Gräben, die Ufer von Teichen, Bächen und langsamfließenden Flüssen sowie Sumpfgebiete besiedeln.[5]
Heng Li, Guanghua Zhu & Josef Bogner: Acoraceae. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven & Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Acoraceae-Cyperaceae. Volume 23. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing u. a. 2010, ISBN 978-1-930723-99-3, S.1 (englisch, „Acoraceae - Online“ – Online-Text ist mit dem gedruckten Werk identisch; Gedrucktes Werk - Volltext-Online). (Abschnitte Beschreibung, Systematik und Verbreitung)
Sue A. Thompson: Acoraceae. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 22: Magnoliophyta: Alismatidae, Arecidae, Commelinidae (in part), and Zingiberidae, Oxford University Press, New York / Oxford, 2000, ISBN 0-19-513729-9 (Abschnitte Beschreibung, Systematik und Verbreitung, textgleich online wie gedrucktes Werk).
Einzelnachweise
↑ abcdef
Heng Li, Guanghua Zhu, Josef Bogner: Acoraceae. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 23: Acoraceae through Cyperaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing/St. Louis, 2010, ISBN 978-1-930723-99-3 (textgleich online wie gedrucktes Werk).
↑ abcdefgAcorus. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 22. März 2020.
↑Acoraceae bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis
↑ abcdeW. Blaschek, R. Hänsel, K. Keller, J. Reichling, H. Rimpler, G. Schneider (Hrsg.): Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 5. Auflage. Folgeband 2: Drogen: A–K. Springer, Berlin / Heidelberg / New York 2012, ISBN 978-3-642-63794-0, S.18–33 (online – Unveränderter Nachdruck der Erstausgabe von 1998).
↑Eintrag zu Kalmusöl. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 29. Mai 2015.
↑Eintrag zu Asarone. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 29. Mai 2015.