Infektion

Eine Infektion (wohl neuzeitliche Sekundärbildung[1] aus lateinisch inficere ‚anstecken‘, ‚vergiften‘; wörtlich ‚hineintun‘) oder Ansteckung ist das (passive) Eindringen von Krankheitserregern in einen Organismus, wo sie verbleiben und sich anschließend vermehren, bei Pflanzen spricht man dabei auch von einem Befall. Der rein mechanische Vorgang, bei dem Infektionserreger mit dem Wirt in Kontakt kommen, wird als Infizierung bezeichnet. Siedelt sich der Infektionserreger nach dem Kontakt nicht im Wirt an, kommt es also zu keiner Haftung des Erregers im Makroorganismus und das Infizierungsgeschehen ist beendet.[2] Konkret handelt es sich bei den Krankheitserregern um pathogene Lebewesen (z. B. Bakterien, Pilze und Parasiten) oder um Moleküle (z. B. Viren, Transposons und Prionen), die zum Überleben einen Wirt benötigen.[3] Krankheiten, die durch Ansteckung mit Krankheitserregern (Pathogenen) verursacht werden, nennt man Infektionskrankheiten.

Das unbeabsichtigte Eindringen von Mikroorganismen, Viren, Viroiden und Prionen in ein Nährmedium wird als Kontamination bezeichnet, das absichtliche (aktive) Hineinbringen als Inokulation und das Vorhandensein und Wachstum ohne Virulenz als Besiedlung[2] oder Kolonisation (Beispiel Darmbakterien).

Infektionen werden grundlagenwissenschaftlich von der Infektionsbiologie erforscht und von der klinischen Infektiologie behandelt. Die statistische Erfassung von Infektionskrankheiten in einer Population ist ein Teilbereich der Epidemiologie.

Als erster wissenschaftlich haltbarer Erklärungsversuch der Lehre von der Ansteckung bzw. mit einer Theorie der Infektion[4] gilt die Schrift De Contagione et contagiosis morbis et eorum curatione libri tres von Girolamo Fracastoro aus dem Jahr 1546.[5] Der Nachweis des Zusammenhangs zwischen einem Infektionserreger und einer Infektionskrankheit wird bis heute durch Überprüfung der Henle-Koch-Postulate erbracht. Wundinfektionen führte Robert Koch 1887 auf ganz bestimmte Bakterien zurück.[6] Der Nachweis eines Erregers oder der Immunreaktion in einem Wirt erfolgt durch eine abgestufte Diagnostik.

Pathophysiologie

Infektionen entstehen, wenn auf einen Organismus Pathogene wie Bakterien, Viren, Pilze, Einzeller (siehe auch Protozoen), Parasiten (zum Beispiel bei Wurmerkrankungen) oder Prionen von außen einwirken (Infektionsdruck), dann in den Körper eindringen, anhaften, sich in ihm vermehren und (außer bei latenten Infektionen) eine Reaktion der körpereigenen Abwehr (Immunsystem) auslösen. Ob es zu einer Vermehrung der Keime kommt und wie heftig die Infektion verläuft, hängt vom Verhältnis zwischen dem Keim („Gast“) und dem Immunsystem des Menschen (Wirt) ab. Bei den meisten Erregern ist für eine Infektion eine bestimmte Anzahl notwendig (minimale Infektionsdosis), die in den Körper gelangen muss. Häufige Begleiterscheinungen einer Infektion sind Immunreaktionen und eventuell auch eine Pathogenität bis hin zur Letalität. Morbidität und die Mortalität in einer Population sind statistische Maßzahlen dafür.

Symptome einer Krankheit im Zusammenhang mit einer Infektion bezeichnet man als apparente Infektionskrankheit. Wenn eine Infektion keine Symptome hervorruft, spricht man von einer inapparenten oder auch asymptomatischen Infektion. Derartige Infektionen können dennoch eine Immunreaktion und eine Immunität gegen weitere Infektionen mit dem gleichen Erreger hinterlassen (stille Feiung).

Kolonisation und Symbiose

Eine Infektion unterscheidet sich von einer „Ansiedlung“ oder „Besiedlung“ (Kolonisation) durch kommensale Bakterien und Pilze, welche auf deren Haut bzw. Schleimhäuten leben, ohne in den Organismus einzudringen. Eine derartige Standortflora verdrängt über die Platz- und Nahrungskonkurrenz sogar pathogene (krankmachende) Keime und bildet dadurch einen sehr wichtigen Teil der Krankheitsabwehr bzw. Krankheitsvermeidung.

Bei geschädigter Haut oder Schleimhaut oder bei Immunschwäche können allerdings auch diese Keime eine Infektion verursachen (endogene Infektion). In diesem Zusammenhang ist besonders Staphylococcus aureus bedeutend, der sehr häufig kleinere Entzündungen verursacht, aber in Verbindung mit Multiresistenzen und geschwächten Patienten lebensbedrohend wird.

Tiere benötigen Mikroorganismen zur Verdauung ihrer Nahrung in Darm (und den Vormägen bei Wiederkäuern), so wie manche von diesen ihren Wirt brauchen, um sich zu ernähren und zu vermehren (siehe Symbiose). Meist bleibt diese Symbiose im Gleichgewicht. Es gibt aber Keime, die aus diesem Gleichgewicht ausbrechen und dann gefährlich werden, was als opportunistische Infektion bezeichnet wird. Daneben existieren noch Kommensale, die im Gegensatz zu Symbionten dem Wirt keinen Nutzen erbringen, aber auch nicht in einen gesunden Wirt eindringen.

Koevolution

Eine Beobachtung bei der Pathogenese in natürlichen Wirten ist, dass an den Wirt angepasste Krankheitserreger ihm meist nicht sehr schaden, da sie ihn für ihre eigene Entwicklung benötigen und das Immunsystem durch Zellschäden und Apoptose aktiviert wird. Die Vermeidung einer Immunreaktion erleichtert die Replikation und die Übertragung (synonym Transmission) an weitere Wirte. Beispielsweise erreichen Herpes-simplex-Viren Infektionsquoten (synonym Durchseuchung) von über 90 % der deutschen Bevölkerung mit wenig ausgeprägten Symptomen. Das simiane Immundefizienz-Virus erzeugt in seinen natürlichen Wirten kein AIDS, im Gegensatz zu HIV im Menschen. Dagegen löschen sich Infektionen mit Ebolavirus im Menschen, nicht aber in ihren natürlichen Wirten, gelegentlich durch ihre hohe Virulenz selbst aus, bevor eine effiziente Transmission erfolgt, da der Wirt stark geschwächt ist und bald verstirbt; folglich sind sein Bewegungsradius und somit die Verbreitung des Virus begrenzt. Ein schwerer Infektionsverlauf mit hoher Sterblichkeit (siehe Letalität und Mortalität) ist zumeist ein Anzeichen dafür, dass der verursachende Erreger noch nicht an den betreffenden Organismus als seinen Reservoirwirt angepasst ist. Der Übergang von Pathogenen mit einer hohen Replikation (und erzeugten Schäden) zu einer dauerhaften Infektionsquote (Infect and persist, unter Vermeidung von Schäden) ist fließend. Anders ausgedrückt, neigen angepasste infektiöse Objekte zur Persistenz und einer regulierten Reproduktionsrate, während weniger angepasste Pathogene tendenziell zur vorzeitigen Beendigung der Infektionskette führen.[7][8][9] Ausnahmen sind z. B. H5N1-Viren in Vögeln, Yersinia pestis und humane Pockenviren im Menschen. Die Anpassung erfolgt jedoch meistens seitens des Wirts, da die Pathogene mit ihren Artgenossen in Konkurrenz stehen und ein weniger reproduktives Pathogen schneller untergehen würde.[10] Daher tritt eine Minderung der Pathogenität bei Pathogenen vor allem in Verbindung mit einer erhöhten Reproduktionsrate auf.[7]

Die Anpassung des Wirts an das Pathogen wird als Wirtsrestriktion oder -resistenz bezeichnet. Zu den bekannten antiviralen und antibakteriellen Mechanismen gehören beim Menschen z. B. der Myxovirus-Resistenzfaktor Mx1, die PAMP-Rezeptoren, der dsRNA-aktivierte Inhibitor der Translation DAI, das MDA5, die Oligoadenylatsynthase OAS1, das Langerin, das Tetherin, das APOBEC3, das TRIM5alpha und die Proteinkinase R. Darüber hinaus erfolgt die Immunantwort.

Kriterien zur Einteilung

Infektionen können nach verschiedenen Aspekten eingeteilt werden.

Reihenfolge des Auftretens

  • Primärinfektion (Erstinfektion): die erstmalige Übertragung, also der erste Kontakt des Organismus mit einem Krankheitserreger.
  • Sekundärinfektion (Zweitinfektion): eine Erregerübertragung nach der Erstinfektion, zusätzlich und mit anderen Erregern. Eine solche zusätzliche Infektion kann das Immunsystem vor erhebliche Probleme stellen und auch die Therapie und Medikation (Auswahl und Anwendung von Medikamenten) erschweren. Der Verlauf der Erkrankung ist zumeist heftiger und zeigt vielfältige Symptome.
  • Superinfektion (Suprainfektion):
    • In der Virologie: eine erneute Infektion mit demselben Virus (Neuinfektion) nach einer bereits bestehenden Primärinfektion.
    • In der Medizin und Bakteriologie: eine weitere (meist bakterielle) Infektion auf der Grundlage einer (meist viralen) Infektion.
Auch eine Superinfektion kann das Immunsystem vor erhebliche Probleme stellen. Therapie und Medikation sind erschwert, der Krankheitsverlauf ist zumeist heftiger mit vielfältigen Symptomen.
  • Doppelinfektion: eine gleichzeitige Übertragung von zwei verschiedenen Erregern.
  • Koinfektion: die gleichzeitige Präsenz von mindestens zwei verschiedenen Erregern oder Varianten (Subtypen) des gleichen Erregers.
  • Reinfektion: Neuansteckung mit dem gleichen Erreger nach Abheilen einer Erstinfektion (Primärinfektion).

Infektionsverlauf

  • Transiente Infektion: siehe Hit and Run
  • Persistente Infektion: siehe Infect and persist
  • Infektionsattribute nach zeitlichem Ablauf der Krankheitserscheinungen:
    • foudroyant, perakut: schnell und gefährlich, da nachfolgend schwerer, oft tödlicher Krankheitsverlauf.
    • akut: plötzlich beginnend, heftige Auswirkungen
    • subakut: weniger heftig
    • chronisch: allmählich beginnend, sich länger erstreckend
    • rezidivierend: sich wiederholend mit demselben Erreger
    • latent, persistierend: über einen langen Zeitraum mit dazwischenliegenden, klinisch stummen Phasen

Krankheitserreger

Nach ätiologischen Gesichtspunkten werden unterschieden:

Herkunft und Übertragung der Erreger

  • Endogene Infektion (Autoinfektion): Der Erreger stammt aus der körpereigenen, normalerweise völlig harmlosen Flora. Er gelangt bei geschwächtem Immunsystem z. B. über die Haut, aus der Lunge oder aus dem Darm in den Blutkreislauf.
  • Exogene Infektion: Der Erreger stammt aus der Umgebung. Bedeutende Infektionswege sind:
    • Tröpfcheninfektion (die an Sekretpartikelchen haftenden Erreger werden vor allem beim Husten, Niesen, Schreien und Sprechen übertragen)
    • Inhalationsinfektion (etwa bei Varicellen, Lungenpest und Lungenmilzbrand)
    • Schmierinfektion (Kontaktinfektion, Schmutzinfektion) durch Berührung verunreinigter Gegenstände
    • Infektion über Austausch von Körperflüssigkeiten
    • Infektion über blutsaugende Insekten
    • Wundinfektion (bei etwa 10 Prozent aller Operationen[11])
    • Nahrungsmittelinfektion
  • Nosokomiale Infektion: Die Infektion findet im Krankenhaus, in einer Arztpraxis oder einer anderen medizinischen Einrichtung statt, und der Erreger stammt aus dem für diese Orte typischen Keimspektrum. Häufig zeigen die typischen bakteriellen Erreger aus dem Bereich Arztpraxis oder Krankenhaus – z. B. Pseudomonaden – eine hohe Resistenz gegenüber gebräuchlichen Antibiotika (Medikamente zur antimikrobiellen Therapie von Infektionen). Nosokomiale Infektionen sind zugleich auch iatrogene Infektionen, wenn der Erreger bei der Durchführung medizinischer Eingriffe übertragen wird, beispielsweise durch Katheter oder Intubation.
  • Iatrogene Infektion: Wie bei der nosokomialen Infektion wird der Erreger in einer medizinischen Einrichtung bei einem medizinischen Eingriff übertragen (auf den Patienten oder auch auf das Personal), jedoch kann es sich auch um andere als die krankenhaustypischen Erreger handeln. Sollte sich beispielsweise ein Arzt oder das Pflegepersonal im Krankenhaus oder in einer Praxis nach einer intravenösen Injektion bei einem HIV-Patienten hinterher mit der kontaminierten Kanüle verletzen und sich dabei mit HIV infizieren, bezeichnet man dies als iatrogene Infektion, aber nicht als nosokomiale Infektion. Wenn durch Unachtsamkeit ein anderer Patient mit einer kontaminierten Nadel infiziert wird, spricht man ebenfalls von einer iatrogenen Infektion.
  • Polymer-assoziierte Infektion: Erreger besiedeln die Kunststoffoberflächen von Kathetern, künstlichen Herzklappen oder künstlichen Gelenken.

Eintrittspforte der Erreger

  • Enterale Infektion: Die Krankheitserreger dringen über den Darm in den Organismus ein. Der gesamte Verdauungstrakt (Mund, Rachen, Speiseröhre, Magen und der gesamte Darm) wird dabei als das Innere eines Tunnels betrachtet, das selbst nicht zum Körperinneren gezählt wird. Der Darm, aus dem die Infektionserreger in das eigentliche Körperinnere eindringen, gilt hier als Eintrittspforte.
    • Fäkal-orale Infektion: Erreger aus Fäkalien gelangen durch den Mund in den Organismus, z. B. durch verunreinigtes Trinkwasser.
  • Parenterale Infektion: Im wörtlichen Sinn handelt es sich um eine Infektion, bei der die Krankheitserreger „am Darm vorbei“, also nicht über den Verdauungstrakt in den Organismus gelangt sind. Im medizinischen Sprachgebrauch ist parenteral gleichbedeutend mit „direkt ins Blut“.
    • Perkutane Infektion: Die Erreger gelangen über die Haut in den Organismus.
    • Permuköse Infektion: Die Erreger gelangen über die Schleimhäute in den Organismus.
    • Inhalationsinfektion: Die Erreger gelangen über die Atemwege in den Organismus.
    • Urogenitale Infektion: Die Erreger gelangen über den Harntrakt in den Organismus.
    • Genitale Infektion: Die Erreger gelangen über die Geschlechtsorgane in den Organismus.
    • Intrauterine Infektion: Die Erreger gelangen während der Schwangerschaft in den Körper des ungeborenen Kindes.

Ausdehnung der Infektion

  • Lokalinfektion: Die Erreger bleiben dort, wo sie den Körper zuerst infiziert haben (Eintrittspforte). Sie verursachen nur an dieser Stelle Symptome, ohne sich im Organismus weiter zu verteilen.
  • Generalisierte Infektion: Die Erreger vermehren sich zuerst an der Eintrittspforte und gelangen dann über das Blut zu ihren eigentlichen Manifestationsorganen (Befallsorganen). Das sind oft die Leber, Milz, lymphatische Organe, die Haut oder das Nervensystem. An der Eintrittspforte sind die Erreger dann nicht mehr nachweisbar.
  • Fokale Infektion (Herdinfektion): eine nach einer lokalen Erregerübertragung durch Bakterien, besonders durch Streptokokken, auftretende nachfolgende (sekundäre) Erkrankung. Die Erreger gelangen von einem Ausgangsherd, der durch eine lokale Infektion im Körper entstanden ist, mit Verzögerung durch septische Metastasierung oder schubweise Ausschüttung aus diesem Ausgangsherd über den Blutkreislauf in entferntere Körperregionen oder Organe und verursachen dort entzündliche oder auch allergische Krankheitsabläufe. Bereits vor dem Aufkommen einer Lehre von der Fokalinfektion hatte Benjamin Rush 1871 den Zusammenhang von Zahnerkrankungen mit anderen Krankheitsherden erkannt; um 1900 begann der Internist[12] Hans Paessler (1868–1938) die von Mundhöhle ausgehenden Herdinfektionen zu erforschen. Gefördert haben um 1916 besonders Frank Billings (1854–1832) und Edward Charles Rosenow (* 1875) die Lehre von der Fokalinfektion in der Zahnmedizin und deren elektiven Lokalisation.[13]
  • Systemische Infektion: Die Erreger breiten sich durch Einschwemmung über die Blutbahn über ein gesamtes Organsystem (beispielsweise das Zentralnervensystem) oder den ganzen Organismus aus.

Symptomauffälligkeit bzw. Abwehrkraft des Organismus

  • Stumme (symptomlose, asymptomatische, inapparente) Infektion: Wenn das Immunsystem gesund und der Erreger an den Menschen angepasst ist, kommt es nach der Erregerübertragung nicht zum Ausbruch der Krankheit (klinisch nicht manifest, symptomlos). Der Mensch dient dann dem Erreger als Reservoirwirt. Es treten keine Krankheitsanzeichen auf, es findet nur eine stille Feiung statt (Immunisierung ohne Impfung und ohne Erkrankung).
    • Subklinische Infektion: Die Abwehrmechanismen überwiegen und verhindern ein Ausbrechen der Krankheit. Durch Ausbildung einer sterilen Immunität oder kurzfristige Resistenzsteigerung wird der Erreger eliminiert. Die Infektion ist zeitlich begrenzt.
    • Persistierende Infektion: Der Erreger lebt zeitlich unbegrenzt mit dem Wirt zusammen, die Vermehrung im Organismus ist jedoch begrenzt, Krankheitsanzeichen treten nicht auf. Es gibt mehrere Möglichkeiten: Ausbildung einer Immunität, Steigerung der erregerunspezifischen Immunabwehr, Bildung von Interferon oder Stimulierung der Lymphozyten. Durch negative Beeinflussung (z. B. Stress) oder Immunsuppression (z. B. mit Medikamenten nach Organtransplantation) kann die persistierende Infektion zu einer manifesten Infektion werden (klinische Symptome).
      • Latente Infektion: Zwischen Erreger und Abwehr besteht ein Gleichgewicht, zeitlich unbegrenzt oder so lange, bis einer von beiden überwiegt und entweder die Krankheit ausbricht oder der Erreger abgetötet wird.
      • Tolerierte Infektion: Der meist intrauterin (in der Gebärmutter) erworbene Erreger kann sich vermehren und anschließend während des ganzen Lebens ausgeschieden werden. Der Wirt erkrankt jedoch nicht, es sei denn, seine Immuntoleranz geht verloren.
      • Okkulte (maskierte) Infektion: Eine Erregerinvasion hat stattgefunden, die Erreger sind jedoch weder direkt noch indirekt nachweisbar. Bei Symptomen ungeklärter Ursache wie Schmerzen und Fieber kann eine solche versteckte Infektion vermutet werden. Ein Virus kann unter Umständen bei einer Zellteilung auf Tochterzellen übertragen werden und sein Genom persistiert in der Wirtszelle, ansonsten ist es aber nicht übertragbar (zeitweilig oder dauerhaft). So wird z. B. eine HBV-Infektion beim Menschen mit nicht nachweisbarem Hepatitis-B-Antigen (HBsAg) als okkulte Infektion bezeichnet.[14]
  • Abortive Infektion: Erregerübertragung mit nur leichten Krankheitserscheinungen.
  • Manifeste (apparente, klinische) Infektion: Erregerübertragung mit deutlichem Ausbruch der Infektionskrankheit (klinische Symptome).
  • Opportunistische Infektion: Erregerübertragung bei schon erkrankten Menschen mit Immunschwäche, die bei gesunden Menschen mit normalem Immunsystem nicht zu einer Erkrankung führen würde. Die Erreger machen sich die erworbene Abwehrschwäche des Körpers zunutze.

Weitere Unterscheidungen

Infektionsort (geographisch)

  • Autochthone Infektion: eine Infektion vor Ort mit dem jeweiligen Erreger
  • Allochthone Infektion: eine von einem anderen Ort eingeschleppte (importierte) Infektion.

Direkte und indirekte Infektion

  • Direkte Infektion: Erregerübertragung von Mensch zu Mensch ohne Zwischenschritte.
  • Indirekte Infektion: Übertragung mittels verschiedener Überträger. Hierzu zählen Vektoren wie beispielsweise blutsaugende Insekten sowie Wasser, Nahrung und beliebige Gegenstände.

Horizontale und vertikale Infektion

  • Horizontale Infektion: Erregerübertragung vom Wirt zu einem anderen Wirt der gleichen Generation.
  • Vertikale Infektion: Erregerübertragung von einem Wirt zu seinen Nachkommen.
    • Pränatale Infektion: Erregerübertragung vor der Geburt in der Gebärmutter (intrauterin) über den Mutterkuchen (transplazentar).
    • Perinatale Infektion: Erregerübertragung während der Geburt.
    • Postnatale Infektion: Erregerübertragung nach der Geburt, z. B. durch die Muttermilch.

Präpatente und patente Infektion (bei Zoonosen)

  • Präpatente Infektion: bei einer Parasiteninfektion die Phase von der Aufnahme bzw. dem Eindringen infektionsfähiger Parasitenstadien in den Organismus bis zur Entwicklung ausgewachsener, eierlegender Parasiten. In den Körperausscheidungen des Wirtes sind keine Fortpflanzungsprodukte zu finden.
  • Patente Infektion: die Phase nach der Entwicklung der Eindringlinge zu ausgewachsenen, eierlegenden Parasiten. Ihre Fortpflanzungsprodukte treten nun in den Körperausscheidungen des Wirtes auf.

Diese Begriffe werden in der Humanmedizin bei Zoonosen verwendet, aber auch in der Veterinärmedizin (z. B. bei Infektionen von Kleintieren mit Würmern).

Zeitliche Dynamik von Infektion und Erkrankung

Hinsichtlich des zeitlichen Ablaufs einer Infektion unterscheidet man den Infektionszeitpunkt, eine eventuell darauffolgende Latenzperiode und schließlich die infektiöse Periode (Infektionsperiode) als die Zeitspanne, innerhalb deren der Infizierte, anders als während des latenten Stadiums, ansteckend ist.[15] Der Zeitraum zwischen der Ansteckung und der ersten Ausbildung klinischer Symptome wird Inkubationszeit genannt.

Prävention

Die überwiegend hygienischen Maßnahmen der Expositionsprophylaxe verhindern weitgehend eine Übertragung von Krankheitserregern, die für Infektionen verantwortlich sind. Außerdem kommen unter Umständen eine Chemoprophylaxe bzw. Postexpositionsprophylaxe in Betracht.[16]

Vielen Infektionskrankheiten kann außerdem durch gezieltes Bewirken einer Immunität vorgebeugt werden, vor allem durch Impfung (Infektionsprophylaxe durch aktive Immunisierung),[17] in einigen Fällen auch durch passive Immunisierung.

Therapie

Die Behandlung von Infektionen hängt unter anderem von den auslösenden Erregern ab. Es kommen dabei vor allem die Entfernung des Infektionsherdes sowie eine antimikrobielle Therapie mit Antibiotika in Betracht.[18]

Siehe auch

Literatur

Wiktionary: Infektion – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Werner Köhler: Infektiologie. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 667.
  2. a b Michael Rolle: Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. Thieme, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8304-1060-7, S. 12, Kapitel 1.3: Von der Infizierung bis zur Seuche (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Definition des Begriffs ‚Infection‘ in mehreren Lexika. (englisch); abgerufen am 15. August 2012.
  4. Charles Singer, Dorothea Waley Singer: The scientific position of Girolamo Fracastoro (1478(?)–1553), with especial reference to the source, character and influence of his theory of infection. In: Annals of Medical History. Band 1, 1917, S. 1 ff.
  5. Walther Schönfeld: Einleitung. In: Girolamo Fracastoro: Syphilidis sive morbi gallici libri tres. in der Übersetzung von Ernst Alfred Seckendorf (1892–1941), eingeleitet von Walther Schönfeld, Lipsius & Tischer, Kiel 1960 (= Schriftenreihe der Nordwestdeutschen dermatologischen Gesellschaft. Heft 6), S. 5–20, hier: S. 5 f.
  6. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer-Verlag, Berlin / Göttingen / Heidelberg 1960, S. 42.
  7. a b V. J. Torres, D. L. Stauff et al.: A Staphylococcus aureus regulatory system that responds to host heme and modulates virulence. In: Cell host & microbe. 19. April 2007, Band 1, Nr. 2, S. 109–19, PMID 18005689, PMC 2083280 (freier Volltext).
  8. G. Silvestri: Naturally SIV-infected sooty mangabeys: are we closer to understanding why they do not develop AIDS? In: Journal of Medical Primatology. 2005, Band 24, Nr. 5–6, S. 243–52, PMID 16128919.
  9. M. J. Pantin-Jackwood, D. E. Swayne: Pathogenesis and pathobiology of avian influenza virus infection in birds. In: Revue scientifique et technique (International Office of Epizootics). 2009, Band 28, Nr. 1, S. 113–36, PMID 19618622.
  10. K. D. Mir, M. A. Gasper, V. Sundaravaradan, D. L. Sodora: SIV infection in natural hosts: resolution of immune activation during the acute-to-chronic transition phase. In: Microbes and Infection. 2011, Band 13, Nr. 1, S. 14–24, PMID 20951225, PMC 3022004 (freier Volltext).
  11. Friedrich Wilhelm Gierhake: Asepsis. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 33–42, hier: S. 41.
  12. Sächsische Biografie.
  13. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin / Göttingen / Heidelberg 1960, S. 32, 55 und 61.
  14. Irene Cacciola, Teresa Pollicino, Giovanni Squadrito et al.: Occult hepatitis B virus infection in patients with chronic hepatitis C liver disease. In: The New England Journal of Medicine. 1. Juli 1999, Band 341, Nr. 1, S. 22–26, doi:10.1056/NEJM199907013410104.
  15. Alexander Krämer, Ralf Reintjes: Infektionsepidemiologie. Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg 2003, ISBN 978-3-642-62731-6, S. 41.
  16. Infektionsschutz und Infektionsepidemiologie. Fachwörter – Definitionen – Interpretationen. (PDF; 1,1 MB) Robert Koch-Institut, 2015, S. 26 und 41; abgerufen am 2. April 2019.
  17. Marianne Abele-Horn: Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten. Unter Mitarbeit von Werner Heinz, Hartwig Klinker, Johann Schurz und August Stich, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage, Wiehl, Marburg 2009, ISBN 978-3-927219-14-4, S. 326–329.
  18. Marianne Abele-Horn: Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage, Wiehl, Marburg 2009, ISBN 978-3-927219-14-4.

Read other articles:

Artikel ini memberikan informasi dasar tentang topik kesehatan. Informasi dalam artikel ini hanya boleh digunakan untuk penjelasan ilmiah; bukan untuk diagnosis diri dan tidak dapat menggantikan diagnosis medis. Wikipedia tidak memberikan konsultasi medis. Jika Anda perlu bantuan atau hendak berobat, berkonsultasilah dengan tenaga kesehatan profesional. LeptospirosisLeptospira perbesaran 200 kali lipat dengan mikroskop bidang gelap.Informasi umumNama lainDemam tikus,[1] field fever,&#...

 

Wikispecies mempunyai informasi mengenai Ipomoea obscura. Ipomoea obscura TaksonomiDivisiTracheophytaSubdivisiSpermatophytesKladAngiospermaeKladmesangiospermsKladeudicotsKladcore eudicotsKladasteridsKladlamiidsOrdoSolanalesFamiliConvolvulaceaeTribusIpomoeeaeGenusIpomoeaSpesiesIpomoea obscura Ker Gawl. Tata namaBasionimConvolvulus obscurus (en) lbs Ipomoea obscura (Inggris: obscure morning glorycode: en is deprecated ) adalah spesies tumbuhan berbunga dari genus ipomoea.[1][2]...

 

Artikel ini sebatang kara, artinya tidak ada artikel lain yang memiliki pranala balik ke halaman ini.Bantulah menambah pranala ke artikel ini dari artikel yang berhubungan atau coba peralatan pencari pranala.Tag ini diberikan pada April 2012. Untuk biara di Belgia, lihat Biara Aulne. Aulne adalah sebuah sungai sepanjang 140 km di bagian Barat Prancis, mengalir ke bukit Bretagne Prancis dan masuk ke pelabuhan Brest, salah satu teluk fjord di selatan Brest. Sungai ini adalah bagian dari Ca...

Artikel ini membutuhkan rujukan tambahan agar kualitasnya dapat dipastikan. Mohon bantu kami mengembangkan artikel ini dengan cara menambahkan rujukan ke sumber tepercaya. Pernyataan tak bersumber bisa saja dipertentangkan dan dihapus.Cari sumber: Lexar – berita · surat kabar · buku · cendekiawan · JSTOR (November 2013) LexarJenisAnak perusahaanIndustriPenyimpanan dataDidirikan1996; 28 tahun lalu (1996)PendiriJohn Reimer, Mike Liccardo, Paul Wenz,...

 

Village in Massachusetts, United States Waterford is a village located on and around St. Paul Street in North Smithfield, Rhode Island and Blackstone, Massachusetts. The Blackstone River and Branch River converge just south of the village. Turn-of-the 20th century photo of Mammoth Mill (1864) off Canal Street with the old Blackstone Canal (1828) and Blackstone River in the foreground Waterford was developed in 1824 by Welcome Farnum, a Yankee entrepreneur, who purchased land, built a dam on t...

 

Questa voce o sezione sull'argomento Cina contiene errori ortografici o sintattici oppure è scritta in una forma migliorabile. Contribuisci a correggerla secondo le convenzioni della lingua italiana e del manuale di stile di Wikipedia. Segui i suggerimenti del progetto di riferimento. Questa voce o sezione sull'argomento Storia è ritenuta da controllare. Motivo: scritta in modo pessimo. Forse da utente né italiano, né italofono Partecipa alla discussione e/o correggi la voce. S...

Ramsey Clark William Ramsey Clark (18 Desember 1927 – 9 April 2021) adalah seorang Jaksa Agung Amerika Serikat yang dikenal karena membantu membentuk undang-undang hak-hak sipil AS selama pemerintahan Johnson. Ia merupakan salah satu pembuat Undang-Undang Hak Suara 1965 dan Undang-Undang Hak Sipil 1968. Clark membela atau memberikan nasihat kepada pemimpin Libya Kolonel Muammar Gaddafi, Presiden Yugoslavia Slobodan Milosevic, tokoh politik Liberia Charles Taylor dan Saddam Hus...

 

عامةمعلومات عامةصنف فرعي من ثابت انحلال يُصوِّر tendency (en) يدرسه نظرية برونستد-لوري تعريف الصيغة K a = [ A − ] [ H 3 O + ] [ H A ] [ H 2 O ] {\displaystyle K_{\mathrm {a} }=\mathrm {\frac {[A^{-}][H_{3}O^{+}]}{[HA][H_{2}O]}} } تعديل - تعديل مصدري - تعديل ويكي بيانات الأحماض والقواعد: ثابت الانحلال الحمضي استخلاص حمض-قلوي تفاعل ح�...

 

Cercle Arctique T. Cancer Équateur T. Capricorne Cercle AntarctiqueTracé du méridien de 164° ouest En géographie, le 164e méridien ouest est le méridien joignant les points de la surface de la Terre dont la longitude est égale à 164° ouest. Géographie Dimensions Comme tous les autres méridiens, la longueur du 164e méridien correspond à une demi-circonférence terrestre, soit 20 003,932 km. Au niveau de l'équateur, il est distant du méridien de Greenwich de...

土库曼斯坦总统土库曼斯坦国徽土库曼斯坦总统旗現任谢尔达尔·别尔德穆哈梅多夫自2022年3月19日官邸阿什哈巴德总统府(Oguzkhan Presidential Palace)機關所在地阿什哈巴德任命者直接选举任期7年,可连选连任首任萨帕尔穆拉特·尼亚佐夫设立1991年10月27日 土库曼斯坦土库曼斯坦政府与政治 国家政府 土库曼斯坦宪法 国旗 国徽 国歌 立法機關(英语:National Council of Turkmenistan) ...

 

Baja Ferit Austenit Sementit Grafit Martensit Mikrostruktur Sferoidit Pearlit Bainit Ledeburit Martensit temper Struktur Widmanstätten Jenis Baja krus Baja karbon Baja pegas Baja paduan Baja maraging Baja nirkarat Baja cuaca Baja alat Material besi lainnya Besi tuang Besi abu Besi putih Besi ulet Besi lunak Besi tempa Baja karbon (Inggris: Carbon steel) adalah baja dengan karbon sebagai campuran interstisial utama berkisar 0.12–2.0%. Institut Besi dan Baja Amerika mendefinisikan: Baja dian...

 

Preparatory boarding school in Clinton, New York, U.S. Drawing of the main (male) building of the Clinton Liberal Institute, published in Historical Collections of the State of New York in 1842. At that date Clinton had not yet been incorporated, so it is described as being in the town of Kirkland. The Clinton Liberal Institute was a preparatory boarding school established by the Universalist Church in the village of Clinton, in the Town of Kirkland, New York, in 1831. Its main building, a ma...

Halaman ini berisi artikel tentang lukisan Van Gogh. Untuk cerita karya Alphonse Daudet, lihat L'Arlésienne (novel dan drama). Untuk opera, lihat L'Arlésienne (Bizet). Untuk film yang berasal dari karya-karya tersebut, lihat L'Arlésienne (film). L'Arlésiennejuga dikenal sebagai: Potret Madame GinouxSenimanVincent van GoghTahun1888MediumMinyak di kanvasUkuran92.5 cm × 73.5 cm (36.4 in × 28.9 in)LokasiMusée d'Orsay, Paris L'Arlésienne, L'Arlési...

 

Porta MonforteI caselli daziari di Porta Monforte, con l'omonimo corsoLocalizzazioneStato Italia Città Milano Informazioni generaliTipoPorta cittadina Intitolazionecorso Monforte ProgettistaLuigi Tormenti Costruzione1888 Demolizione1919 Mappa Modifica dati su Wikidata · Manuale Porta Monforte è stata una delle cinque porte più recenti di Milano, ricavata lungo i bastioni spagnoli, oggi demoliti, per consentire una più diretta comunicazione fra la città e il nuovo asse stradale...

 

Comune in Tuscany, ItalyMontevarchiComuneComune di MontevarchiMontevarchi in May 2008 Coat of armsLocation of Montevarchi MontevarchiLocation of Montevarchi in ItalyShow map of ItalyMontevarchiMontevarchi (Tuscany)Show map of TuscanyCoordinates: 43°31′43″N 11°34′12″E / 43.52861°N 11.57000°E / 43.52861; 11.57000CountryItalyRegionTuscanyProvinceArezzo (AR)FrazioniCaposelvi, Pestello, Levane, Levanella, Mercatale Valdarno, Moncioni, Rendola, Ricasoli, San Marc...

Korea Selatan Artikel ini adalah bagian dari seri Politik dan KetatanegaraanRepublik Korea Konstitusi Pemerintahan Presiden (daftar) Yoon Suk-yeol Perdana Menteri (daftar) Han Duck-soo Wakil Perdana Menteri (daftar) Dewan Negara Sekretariat Kepresidenan Majelis Nasional Ketua Chung Sye-kyun Daftar anggota Yudisial Mahkamah Konstitusi Presiden: Kim Yi-Su Mahkamah Agung Ketua MA: Kim Myeong-soo Pemilihan Umum Komisi Pemilihan Umum Nasional Pemilihan umum terakhir Presiden: 200720122017 Legislat...

 

Si ce bandeau n'est plus pertinent, retirez-le. Cliquez ici pour en savoir plus. Cet article ne cite pas suffisamment ses sources (septembre 2012). Si vous disposez d'ouvrages ou d'articles de référence ou si vous connaissez des sites web de qualité traitant du thème abordé ici, merci de compléter l'article en donnant les références utiles à sa vérifiabilité et en les liant à la section « Notes et références ». En pratique : Quelles sources sont attendues ?...

 

Place in Upper Carniola, SloveniaŠentjakob ob SaviŠentjakob ob SaviLocation in SloveniaCoordinates: 46°5′25.71″N 14°35′1.40″E / 46.0904750°N 14.5837222°E / 46.0904750; 14.5837222Country SloveniaTraditional regionUpper CarniolaStatistical regionCentral SloveniaMunicipalityLjubljanaElevation[1]285 m (935 ft) Šentjakob ob Savi (pronounced [ʃɛnˈtjaːkɔp ɔp ˈsaːʋi] or [ʃənˈtjaːkɔp ɔp ˈsaːʋi]; in older sources...

جغرافيايمتهنه جغرافي الموضوع مكان التاريخ تاريخ الجغرافيا تعديل - تعديل مصدري - تعديل ويكي بيانات تاريخ الجغرافيا اليونانية الرومانية الصينية الإسلامية عصر الاستكشاف تاريخ علم الخرائط حتمية جغرافية جغرافيا إقليمية ثورة كمية جغرافيا نقدية عنت خارطة الأرض الجُغْرَافيّة&#...

 

AwardTerritorial Force Imperial Service BadgeThe Imperial Service BadgeTypeBadgeDescriptionas follows: Ribbon = None Metal = Cupro-nickel / white-metal Size = 10mm by 43mm Shape = Horizontal Bar surmounted by royal crown. Raised inscription: IMPERIAL SERVICE. Presented byThe United KingdomEligibilityThose officers, NCOs and men of the Territorial Force, who undertook liability in the event of national emergency, to serve in any place outside the United Kingdom, in accordance with the provisio...