Hamm (Westf) Hbf (bis 14. Dezember 2019 Hamm (Westf),[5] bahnbetrieblich Hamm (Westf) Pbf[6]) ist der wichtigste Bahnhof der nordrhein-westfälischen Stadt Hamm. Sein imposantes Empfangsgebäude ist ein Aushängeschild und markanter Eingangsbereich der Stadt. Die Anlage dient gleichzeitig als wichtiger Eisenbahnknoten in Nordrhein-Westfalen, besonders für das östliche Ruhrgebiet. Er ist Teil des Netzes der Deutschen Bahn.
Der Bahnhof verzeichnet etwa 350 Ankünfte und Abfahrten pro Tag. 2019 wurden täglich etwa 27.000 Reisende und Besucher am Bahnhof gezählt.[7]
Infolge des starken Anwachsens des Zugverkehrs reichten die Kapazitäten der Gleisanlagen bald nicht mehr aus. So wurde ab dem Jahre 1911 ein großangelegter Umbau in Angriff genommen, der 1929 abgeschlossen war. In diesem Zusammenhang wurden die Gleise angehoben und der über 60 Jahre alte Bahnhof in Form eines Inselbahnhofs durch das heutige Gebäude ersetzt, das im Jahre 1920 fertiggestellt war.
Im Rahmen dieses Umbaus wurden auch zwei große Bahnbetriebswerke errichtet: Hamm P für den Personenbahnhof und Hamm G für den Rangierbahnhof, ferner ein Abstellbahnhof für Reisezüge und ein Ortsgüterbahnhof. Hamm entwickelte sich daher zu einer typischen sogenannten Eisenbahnerstadt.
Wegen der großen Bedeutung der Bahnanlagen, insbesondere des Rangierbahnhofs, waren diese im Zweiten Weltkrieg immer wieder Luftangriffen ausgesetzt und wurden schwer beschädigt. Dabei wurde die Stadt Hamm zu über 80 % zerstört. Am 18. Juni 1945 fuhren wieder die ersten Personenzüge zwischen Hamm, Dortmund und Duisburg, ab dem 20. Juni fuhren wieder Personenzüge nach Bielefeld, Münster und Soest.
Am 10. Mai 1957 wurde die erste elektrifizierte Strecke nach Düsseldorf in Betrieb genommen, im Dezember 1970 wurde mit der Strecke nach Paderborn die letzte von Hamm ausgehende Strecke elektrifiziert.
Im Jahre 1984 wurde Hamm Intercity-Bahnhof und Anfang der 1990er Jahre kam der ICE hinzu.
Vollständig stillgelegt ist infolge der Verlagerung der Postbeförderung auf den Straßenverkehr der Postbahnhof am Nordkopf des Bahnhofs, der auch mit einem Ablaufberg versehen war. Heute sind dessen Zufahrtsgleise entfernt, das Gelände wurde an private Investoren verkauft und dient der Stadt Hamm als Abstellhalle für Fahrzeuge.
Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019 hat Hamm die Bezeichnung Hauptbahnhof erhalten.[8] Der offizielle Name lautet seitdem Hamm (Westf) Hbf,[9] die Betriebsstelle wird weiterhin als Hamm (Westf) Pbf bezeichnet.[10]
Vollständige Barrierefreiheit erlangte der Bahnhof erst 2020 mit Nachrüstung des letzten bis dahin fehlenden Aufzugs am Bahnsteig der Gleise 12 und 13 im Rahmen des Ausbaus für den Rhein-Ruhr-Express.[11]
Ausblick
Im dritten Gutachterentwurf des Deutschlandtakts sind Ausbaumaßnahmen im Knoten Hamm im Umfang von 392 Millionen Euro vorgesehen.[12][13]
Empfangsgebäude
Das Empfangsgebäude in seiner heutigen Form wurde am 14. Oktober 1920 eröffnet. Es ist ein Beispiel für ein repräsentatives Bauwerk im Stil eines spätbarocke Formen zitierenden Historismus, das der Königliche Baurat Karl Hüter (1867–1920)[14] entworfen hat. Im Zweiten Weltkrieg wurden Dach und Gewölbe beschädigt, aber sehr bald wieder hergerichtet.
Im Jahr 1985 wurde der Bahnhof im Stil der Zeit modernisiert, wobei die Stirnwände der Halle mit Metallpaneelen verkleidet und das Reisezentrum in Form einer Glashalle in die Bahnhofshalle eingebaut wurde.
Im Jahr 1999 wurde der Bahnhof im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Emscher Park (IBA) grundlegend saniert und dabei in den Ursprungszustand zurück versetzt. So ist die Halle wieder entstanden, wie sie heute zu sehen ist. Für die authentische Sanierung erhielt der Bahnhof 2001 den Europa-Nostra-Preis.
Seit 1990 steht das Empfangsgebäude unter Denkmalschutz.
Daneben verkehren zwei Intercity-Linien zwischen Köln/Düsseldorf über das Ruhrgebiet und dem Osten Deutschlands, entweder zweistündlich via Hannover und Magdeburg nach Leipzig oder sechsstündlich über die Mitte-Deutschland-Verbindung via Kassel und Erfurt nach Gera. Eine weitere Linie verkehrt mit zwei Zugpaaren von Münster über Dortmund und Siegen nach Frankfurt.
Den Bahnhof nutzten 2008 täglich etwa 22.500 Personen im SPNV, noch 1997 waren es lediglich rund 10.000.[15] Jeden Tag steuern etwa 350 Züge im Fern- und Nahverkehr Hamm an.
Der Hauptbahnhof wird täglich von den Buslinien 1, 2, 3, 4, 5, 6, 10, 11, 12, 13, 26, 27, 32, 140, R14, R37, R41, S10 und S20, bedient. Nachts starten dort die Linien N1, N2, N3, N4, N5 und N7 der Stadtwerke Hamm (Stand 2022). Den jeweiligen Verlauf findet man unter Nahverkehr in Hamm.
Die Deutsche Bahn unterhält in Hamm ein Reisezentrum und eine DB-Information. Die DB-Lounge gibt es hier jedoch nicht.
In der Bahnhofshalle befinden sich ein Bistro, ein Imbiss, eine Bäckerei, eine Drogerie und ein Buch- und Zeitschriftenladen. Am Gleis 3 (Nordende) ist eine Bahnhofsmission vorhanden. Für Fahrradfahrer existiert vor dem Empfangsgebäude ein Fahrradparkhaus.
Die Toilette ist nicht rund um die Uhr zugänglich. Es existiert ein behindertengerechtes WC, der Euroschlüssel kann verwendet werden.
Busse aller Linien (mit Ausnahme der 7 und 9) halten direkt vor dem Bahnhofsgebäude, am modernen Busbahnhof „Hbf/Willy-Brandt-Platz“ mit Touristen-Information. Die vorerwähnten Linien bedienen den Westausgang, Haltestelle „Bahnhof/A.-Thyssen-Str.“
Rund um den Bahnhof gibt es zurzeit circa 220 kostenlose Park&Ride-Plätze sowie etwa 800 in Parkhäusern und Tiefgaragen, 200 davon stehen in einem Parkhaus am Westausgang zur Verfügung.
An der Nordseite des Empfangsgebäudes befindet sich das Bundespolizeirevier Hamm der Bundespolizeiinspektion Münster, sowie nebenan das Helios-Theater. In südlicher Richtung, gegenüber vom Haupteingang befindet sich ein B&B Hotel.
Reminiszenz
Bereits im Jahr 1967 sang der deutsche Liedermacher Reinhard Mey in einer Ballade auf seiner ersten Studio-LP Ich wollte wie Orpheus singen vom „Hauptbahnhof Hamm“.
Ihr Text ist allerdings eher eine Momentaufnahme der nächtlichen Atmosphäre und hat wenig speziell mit diesem zu tun.[16]
Borghaus/Rüdt: Die maschinentechnischen Anlagen des Bahnhofes Hamm i. Westf. In: Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens N° 12 vom 15. Juni 1929, Seiten 200–208, Tafel 9. (Enthält historischen Gleisplan).
Hanns Jürgen Buchholz: Der Eisenbahnverkehrsknoten Hamm (Westf.) – Entwicklung und Wandlung seiner Bedeutung. In: 750 Jahre Stadt Hamm, Seiten 325–356. Hamm (Westf.): Hrsg. im Auftrage der Stadt Hamm von Dr. Herbert ZINK, 1976.
Heinz Werner Kretschmann: Eisenbahnknotenpunkt Hamm. Entstehung und Entwicklung bis 1927. In: Jahrbuch für Eisenbahngeschichte 1987, Band 19, Seiten 5–54. Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte, Karlsruhe. Lübbecke: Uhle & Kleimann 1987. ISBN 3-922657-59-1.
Markus Meinold: Bahnhof Hamm (Westf). Die Geschichte eines Eisenbahnknotens. Hövelhof: DGEG Medien GmbH 2004. ISBN 3-937189-07-6
Maria Perrefort (Hrsg.): „Alle Gleise führen nach Hamm“. Zur Geschichte des Hammer Bahnhofs. Hamm (Westf.): Westfälischer Anzeiger, 1997, ISBN 3-924966-12-5 (= Notizen zur Stadtgeschichte, Heft 2).
Erich Preuss (Hrsg.): Einzelblatt über den Bahnhof Hamm (Westf.) mit Gleisplan um 1980. In: Das große Archiv der deutschen Bahnhöfe. (Sammelwerk als Loseblattausgabe.) München: GeraNova Zeitschriften-Verlag. ISSN0949-2127