Dieser Artikel befasst sich mit dem Sportbegriff „Grand Slam“. Weitere Bedeutungen siehe Grand Slam (Begriffsklärung).
Als Grand Slam (deutsch großer Schlag) bezeichnet man vor allem im Sport große (historische) Erfolge. Der Ausdruck selbst stammt vom KartenspielWhist und bedeutet, dass eine Partei alle möglichen Stiche erzielt (vgl. Abschnitt unten).
Der Begriff Grand Slam stammt vom Whist, aus dem sich das Kartenspiel Bridge entwickelt hat, und bedeutet im Bridge das Ansagen sämtlicher 13 Stiche (d. h. die Gebote 7♣, 7♦, 7♥, 7♠ und 7NT). In Deutschland und Österreich ist dafür die Bezeichnung Großschlemm üblich.
Als Grand Slam bezeichnet man im Tennissport den Gewinn aller vier Grand-Slam-Turniere innerhalb eines Kalenderjahres. Diese Turniere – die Australian Open, die French Open, die Wimbledon Championships und die US Open – sind sowohl nach Preisgeld (neben dem Masters) als auch nach den dort zu vergebenden Weltranglistenpunkten die am höchsten dotierten Wettbewerbe im Turnierkalender.
Im Golf setzt sich der Grand Slam traditionell aus dem Gewinn der vier wichtigsten Turniere (Majors) in einem Kalenderjahr zusammen. Derzeit handelt es sich dabei um das Masters-Turnier in den USA (Augusta, Georgia), die Open Championship (Großbritannien), die US Open sowie die PGA Championship (beide in den USA).
Zunächst (ab 1860) gab es nur die Open Championship, so dass es noch keine Grundlage für eine Serie von Major-Turnieren gab. 1885 wurde dann erstmals die Amateur Championship (British Amateur) ausgetragen, 1895 kamen die US Open und die US Amateur dazu. Ab diesem Zeitpunkt kann rückblickend von einem Grand Slam bestehend aus diesen vier Turnieren gesprochen werden, jedoch gibt es keine Quellen, die ein derartiges Konzept auch für die damalige Zeit schon belegen. Der Journalist O. B. Keeler popularisierte den Begriff erst 1930 anlässlich des ersten (und bisher einzigen) Gewinns des Grand Slams durch den Amateur Bobby Jones. Dieser hatte sich das Konzept bereits 1926 ausgedacht, aber niemandem davon erzählt.[1]
Mit der Einführung des Masters 1934 und der geringer werdenden Bedeutung des Amateursports verschob sich die Definition der Major-Turniere und damit auch des Grand Slam hin zu den heutigen vier Profi-Turnieren. Da dies ein allmählicher Übergang war, gibt es für die Jahre zwischen 1934 und 1959 keine genaue Definition, welche Turniere neben der Open Championship und der US Open zu den Majors zählten. 1960 äußerte der einflussreiche Arnold Palmer in einem Gespräch mit dem Journalisten Bod Drum, dass ihm ein „moderner Grand Slam“ gelänge, wenn er neben Masters und US Open auch noch die Open Championship und die PGA Championship gewinnen könnte. Seit dieser Zeit besteht also die heutige Definition von Major und Grand Slam, den allerdings noch kein Golfer gewinnen konnte.
Drei Majors in einem Kalenderjahr gewann Ben Hogan 1953, allerdings konnte er an der PGA Championship wegen zeitlicher Überlappung mit der Open Championship nicht teilnehmen. Alle vier Majors in ununterbrochener Folge – wenngleich auf zwei Kalenderjahre verteilt – gewann Tiger Woods. 2000 gewann er die US Open, die Open Championship und die PGA Championship. 2001 siegte er beim Masters. Der Umstand, dass Woods bei allen vier Majors in ununterbrochener Folge siegte, wird auch als Tiger Slam bezeichnet.
Es gibt jedoch auch Minderheitsmeinungen bezüglich des modernen Grand Slams wie die von Jack Nicklaus, der seine beiden US-Amateurmeisterschaften 1959 und 1961 ebenfalls noch als Majors zählt.[2] Auch die Western Open (ab 1899 bis in die 1920er Jahre), die World Championship of Golf (das mit Abstand höchstdotierte Turnier der 1950er Jahre) und die British PGA Match Play Championship (vor dem Ersten Weltkrieg) werden gelegentlich als Majors für die genannten Zeitabschnitte anerkannt. Außerdem wird bisweilen der Major-Status der PGA Championship bezweifelt und die Players Championship als fünftes Major bezeichnet.
Nicht zu verwechseln ist der Grand Slam im Golf mit dem Turnier PGA Grand Slam of Golf. Dort sind ausschließlich die vier Gewinner der Major-Turniere des jeweiligen Jahres (bzw. ggf. ein oder mehrere frühere Major-Gewinner, sofern ein Spieler mehr als ein Major-Turnier in der Saison gewonnen hat) startberechtigt.
Ein Grand Slam beim Baseball bezeichnet einen Home Run, bei dem alle drei Bases besetzt sind, so dass insgesamt vier Runs (Punkte) erzielt werden. Den New York Yankees gelangen erstmals drei solche Grand Slams in einem Spiel, gegen Oakland am 25. August 2011,[4] wobei ein 2:7-Rückstand in eine deutliche Führung umgewandelt wurde. Bei der World Series 2024 schaffte Freeman von den Los Angeles Dodgers im ersten Spiel gegen die New York Yankees den ersten Grand Slam in der Geschichte der World Series.
Rugby Union
Ein Grand Slam kann in der Sportart Rugby Union auf zwei Arten erzielt werden:
Six Nations
Wenn eine teilnehmende Mannschaft alle ihre Gegner im jährlich stattfindenden Six Nations besiegt, spricht man von einem Grand Slam. Das erste Mal wurde dieser Begriff wahrscheinlich im Jahr 1957 von der Zeitung The Times für Englands Sieg über alle Gegner im Vorgängerturnier Five Nations benutzt. Siegt eine britische Mannschaft gegen alle anderen Mannschaften von den britischen Inseln (also ohne Frankreich und Italien), so spricht man von einer Triple Crown.
Von einer Grand Slam Tour spricht man, wenn eine Mannschaft aus der südlichen Hemisphäre in der gleichen Saison gegen alle vier britischen Mannschaften gewinnt. Bisher gelang es Australien, Neuseeland und Südafrika, alle Gegner zu schlagen und damit die Tour erfolgreich abzuschließen.
Der Grand Slam of Eventing (zu deutsch: Grand Slam des Vielseitigkeitsreitsports) ist ein vom Uhrenhersteller Rolex gesponserter Sonderpreis im Vielseitigkeitsreiten, der seit 1999 ausgeschrieben ist. Um diesen mit 350.000 € dotierten Sonderpreis zu erlangen, müssen drei der weltweit wichtigsten Turniere im Vielseitigkeitsreiten in Folge gewonnen werden. Dies gelang bisher erst einer Reiterin.
Ebenfalls von Rolex gesponsert ist der Grand Slam der Springreiter, der seit dem Jahr 2013 ausgerichtet wird.
Renn- und Motorsport
Automobilrennsport allgemein
Der „Grand Slam“ des Automobilrennsports ist ein fiktiver Titel, der durch den Gewinn des 24-Stunden-Rennens von Le Mans, des Indianapolis 500, des Großen Preises von Monaco, und einer der bedeutenden Monoposto-Meisterschaften (Formel-1-Weltmeisterschaft und/oder die amerikanischen IndyCar-Rennserien) erreicht wird. Gelegentlich wird analog zum Pferderennsport auch von der „Triple Crown“ des Automobilrennsports gesprochen: Dabei wird die entsprechende Monoposto-Meisterschaft außen vor gelassen.[5] Erreicht wurden die „Triple Crown“ und zugleich der „Grand Slam“ bislang nur von einem Fahrer:
Vereinigtes KonigreichGraham Hill: Sieger des 24-Stunden-Rennens von Le Mans (1972), Sieger der Indianapolis 500 (1966), Sieger des Großen Preises von Monaco (1963–1965, 1968, 1969), Formel-1-Weltmeister (1962, 1968).
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fahrer diesen Titel gewinnt, wurde im Laufe der Jahre geringer, da sich die Spezialisierung der Fahrer auf entweder Monoposti, Sport- oder Tourenwagen während der letzten Jahrzehnte mehr und mehr durchsetzte.
Entsprechend waren mehrere Fahrer in den Monoposto-Serien erfolgreich und gewannen dort verschiedene Teile des Grand Slam; einige Fahrer waren allerdings sowohl in einer der Monoposto-Meisterschaften als auch in Le Mans erfolgreich:
In der Formel-1-Weltmeisterschaft taucht der Begriff Grand Slam, zumeist im englischen Sprachraum, auch im Zusammenhang mit einem sogenannten „perfekten Rennen“ auf, bei dem ein Fahrer das Rennen von der Pole-Position über die gesamte Renndistanz anführt und die schnellste Rennrunde erzielt.[6] Dies gelang beispielsweise Michael Schumacher bei 91 Siegen fünfmal. Rekordhalter mit acht solchen „Grand Slams“ ist der Brite Jim Clark.[7] Für einen Grand Slam ist es dabei „nur“ erforderlich, dass der Fahrer jede Rennrunde als Führender beendet; ein kurzzeitiger Verlust der Spitzenposition während einer Runde ist für die Bewertung als Grand Slam irrelevant. In Abgrenzung zum Grand Slam gilt als Hattrick das Erreichen der Pole-Position, das Fahren der schnellsten Rennrunde und der Sieg im selben Rennen, ohne es notwendigerweise auch nach jeder Rennrunde anzuführen.
Übersicht über die Fahrer, denen ein Grand Slam gelang:
Fahrer, die in der Saison 2024 bei einem Team unter Vertrag stehen, sind blau hinterlegt.
Siege auf den vier „klassischen“ Strecken
Gelegentlich wird ein Sieg bei allen vier „klassischen“ Rennen in Monaco, Spa-Francorchamps, Silverstone und Monza als Grand Slam bezeichnet.[6][8] In den 44 Jahren von 1950 bis 2023, in denen sie zusammen ausgetragen wurden, erreichte nur ein einziger Fahrer Siege bei allen vier Rennen innerhalb einer Saison, Max Verstappen 2023. Bereits zuvor erreichte er mit den Siegen in Spa und Monza 2022 und Monaco sowie Silverstone 2023 Siege in allen vier Rennen hintereinander. Diesen folgten zwei weitere Siege in Spa und Monza 2023.
Daneben erreichten sechs Fahrer drei Siege in einer Saison: Jim Clark (1963), Alain Prost (1985), Ayrton Senna (1990), Damon Hill (1994), Sebastian Vettel (2011) und Lewis Hamilton (2015 und 2017). Hierbei verpasste Sebastian Vettel den Grand Slam nur durch einen zweiten Platz in Silverstone. Alain Prost, Ayrton Senna und Lewis Hamilton verpassten den Grand Slam jeweils durch einen dritten Platz in einem der vier Rennen. Binnen zwei Jahren erreichten Michael Schumacher (Monaco, Spa-Francorchamps 1997, Monza, Silverstone 1998) sowie Lewis Hamilton (Silverstone, Monza, Spa-Francorchamps 2015, Monaco 2016), sowie wie oben erwähnt Max Verstappen Siege bei allen vier Rennen.
Übersicht über die Fahrer, die auf allen vier Strecken siegreich waren:
Fahrer, die in der Saison 2023 bei einem Team unter Vertrag stehen, sind blau hinterlegt.
Cyclocross
Ein Grand Slam in der vor allem in Belgien und den Niederlanden populären Radsportdisziplin Cyclocross besteht aus dem Gewinn der Welt- und nationalen Meisterschaft sowie den drei wichtigsten Wertungen in diesem Sport, Weltcup, Superprestige und bpost bank Trofee (früher: GvA Trofee), innerhalb einer Saison.[9] Erreicht wurde diese Leistung von den Belgiern Sven Nys (2004/05) und Wout van Aert (2015/16). Teilweise wird auch nur von den drei Serien Weltcup, Superprestige und bpost bank Trofee als „Grand Slam“ gesprochen.[10]
Skispringen
Im Skispringen hat sich in den letzten Jahren in Anlehnung an Tennis und Golf die Bezeichnung Grand Slam für den Gewinn aller vier Springen der Vierschanzentournee eingebürgert. Der erste Sieger aller vier Tournee-Wettbewerbe innerhalb eines Winters war Sven Hannawald (2001/2002). Dem Polen Kamil Stoch gelang dies als zweitem Springer (2017/2018) sowie dem Japaner Ryōyū Kobayashi als drittem Springer (2018/2019).
Mit dem Begriff Explorers Grand Slam oder Adventurers Grand Slam wird das Erreichen der Seven Summits sowie des Nord- und Südpols[11] oder diese Leistung in Kombination mit dem Besteigen aller 14 Achttausender[12] bezeichnet, wobei letzteres auch unter dem Begriff True Explorers Grand Slam bekannt ist oder als 14+7+2.
Bislang gelang es nur zwei Menschen, die Achttausender und die Seven Summits zu besteigen und auch Nord- sowie Südpol zu erreichen: dem Südkoreaner Park Young-Seok und dem Chinesen Zhang Liang.