Adam Eifert (* 2. April 1841 in Hof Merlos/Grebenau; † 2. März 1910 in Stadtilm) war der Sohn des Müllers Johannes Eifert (* 1. Dezember 1810 in Schwarz; † 9. Januar 1877 in Hof Merlos/Grebenau) und dessen Ehefrau Anna Margarethe Noll. Er begründete das Unternehmen. Von 1858 bis etwa 1861 erlernte er den Orgelbau bei Friedrich Wilhelm Bernhard im hessischen Romrod.[2] Anschließend folgten um 1862/1863 Gesellenjahre bei Ibach & Söhne in Barmen um 1864/1865 bei August Martin in Riga und von 1865 bis 1867 bei August Witzmann. Eifert heiratete am 20. Januar 1867 in Stadtilm die einzige Tochter, Auguste Fanny Lina Witzmann (* 24. Juni 1843 in Stadtilm; † 30. September 1896 in Stadtilm) und wurde dessen Werkstattmeister. Von 1871 bis 1905 war er selbstständig in Stadtilm tätig.[3] Er war privilegierter „Großherzoglicher Sächsischer Hoforgelbauer“.[4] Da die Ehe von Adam Eifert kinderlos blieb, übernahm 1905 sein Neffe Johann Eifert die Firma.
Johann Eifert
Johann Eifert (* 10. Mai 1870 in Hof Merlos/Grebenau; † 1944 in Stadtilm), Sohn des Landwirts und Müllers Konrad Eifert (* 5. November 1838 Hof Merlos/Grebenau; † 7. Juli 1910 Hof Merlos/Grebenau) und dessen Ehefrau Anna Katharina Schwärzel (* 18. Juni 1841 in Grebenau; † 16. Februar 1902 in Hof Merlos/Grebenau) war von 1905 bis 1907, zusammen mit August Müller, Geschäftsführer und Inhaber von Eifert & Müller und von 1908 bis 1926 Inhaber von Adam Eifert Nachfolger. 1936 bis 1944 führte das Unternehmen Otto Schäfer.[5] Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm Lothar Heinze die leer stehende Werkstatt. Ab 1967 führte Orgelbau Schönefeld das Unternehmen unter neuem Namen fort.[6]
Werk
Bis 1907 baute Adam Eifert in Stadtilm mehr als 140 Orgeln. Der Großteil wurde nach Thüringen geliefert, etwa zwei Dutzend Instrumente über die Eisenbahn in Eiferts hessische Heimat transportiert, vor allem in den Vogelsberg. Die ein- oder zweimanualigen Dorforgeln verfügen über 5 bis 26 Register. Eifert verwendete anfangs die mechanische Schleiflade, spätestens ab 1887 die mechanische Kegellade und ab 1891 parallel die Röhrenpneumatik. Ab dem 20. Jahrhundert kommt fast ausschließlich die pneumatische Traktur zum Einsatz. Auf diese Weise konnte er günstig Orgeln produzieren und im Konkurrenzdruck bestehen. Die Registertraktur ist ungewöhnlich: Die Manubrien (Registerzüge) werden nicht wie sonst üblich gezogen, sondern zum Aktivieren mithilfe einer Stechermechanik nach unten gedrückt. Johann Eifert lieferte bis 1926 42 Orgelneubauten.[7]
Klanglich sind seine Orgeln von der Romantik geprägt. Eifert bevorzugte grundtönige Labialstimmen in Acht-Fuß-Lage (Äquallage), um eine stufenlose Klangdynamik zu ermöglichen. Hingegen sind Zungen- und Aliquotregister selten. Das zweite Manual ist als Echowerk konzipiert und verfügt über ausgesprochen sanfte Flöten- und Streicherstimmen.[8]
Werkliste (Auswahl)
Kursivschreibung gibt an, dass die Orgel nicht oder nur noch das historische Gehäuse erhalten ist. In der fünften Spalte bezeichnet die römische Zahl die Anzahl der Manuale und ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ ein nur angehängtes Pedal. Die arabische Zahl gibt die Anzahl der klingenden Register an. Die letzte Spalte bietet Angaben zum Erhaltungszustand oder zu Besonderheiten.
Neubau; hohe Anteile an klanglicher und technischer Originalsubstanz, mechanische Spiel- und Registertraktur, Schleifladen; 2020 Restaurierung durch Jehmlich Orgelbau Dresden[13]
Neubau, 1909 Ergänzung der Register Trompete und Violoncello durch Adam Eifert Nachfolger, 1996 bis 2001 Restaurierung durch Orgelbau Schönefeld, 2001 Orgelweihe zur 1125-Jahr-Feier[35]
Neubau, mechanische Kegelladen, hinter historischem Gehäuse, nachdem das gotisierende Gehäuse wegen der Denkmalpflege nicht errichtet werden durfte[44]
Neubau im alten Prospekt der Volckland-Orgel von 1749
Literatur
Franz Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band7,1). Band2: Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden. Teil 1: A–K. Schott, Mainz 1975, ISBN 3-7957-1307-2.
Franz Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band7,2). Band2: Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden. Teil 2: L–Z. Schott, Mainz 1975, ISBN 3-7957-1370-6.
Franz Bösken, Hermann Fischer: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band29,1). Band3: Ehemalige Provinz Oberhessen. Teil 1: A–L. Schott, Mainz 1988, ISBN 3-7957-1330-7.
Franz Bösken, Hermann Fischer: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band29,2). Band3: Ehemalige Provinz Oberhessen. Teil 2: M–Z. Schott, Mainz 1988, ISBN 3-7957-1331-5.
Hartmut Haupt: Orgeln in Nord- und Westthüringen. Hrsg.: Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege, Landeskonservator Rudolf Zießler. Ausbildung und Wissen GmbH, Bad Homburg und Leipzig 1998, ISBN 3-932366-00-X.
Hartmut Haupt: Orgeln im Bezirk Gera. Rat des Bezirkes Gera, Gera 1989.
Uwe Pape (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band1: Thüringen und Umgebung. Pape, Berlin 2009, ISBN 978-3-921140-86-4, S.64–65.
Uwe Pape (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band2: Sachsen und Umgebung. Pape Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-921140-92-5, S.73–75.
Viola-Bianka Kießling: Königin der Instrumente. Ein Orgel-Führer durch die Region Weimar und Weimarer Land. Hrsg.: Landratsamt Weimarer Land. Fagott-Orgelverlag, Friedrichshafen 2007, ISBN 978-3-00-021071-6.