1991 wurde er im Verlauf von Fälschungsvorwürfen (die später nicht erhärtet werden konnten[1])[2] um eine Professorin des MIT (Thereza Imanishi-Kari), die er in der Affäre stark unterstützte und mit der er auch am MIT gemeinsam veröffentlichte, zum Rücktritt als Präsident gezwungen. Er blieb zunächst Professor, wechselte aber 1994 wieder zum MIT. 1997 wurde er Präsident des Caltech, ein Amt, das er bis 2005 innehatte. Er ist zurzeit Professor an einem nach ihm benannten Labor am Caltech.
David Baltimore ist seit 1968 mit Alice S. Huang verheiratet, einer Biologin, die ebenfalls auf Virologie spezialisiert ist. Das Paar hat eine Tochter.
Werk
Baltimore entdeckte unabhängig von Temin das Enzym Reverse Transkriptase, das die Ribonukleinsäure (RNA) in Desoxyribonukleinsäure (DNA) umschreibt. RNA und DNA spielen eine wichtige Rolle in der Synthese von Proteinen und der Weitergabe des Erbguts. Die reverse Transkriptase ist für die Vermehrung von sogenannten Retroviren wie dem Aidsvirus essentiell und spielt eine wichtige Rolle in der Gentechnik.
1981 baute er mit seinem Mitarbeiter Vincent Racaniello das Genom des Poliovirus über einen Plasmid in eine Säugerzelle ein, so dass sich dort das Virus vermehrte.
Baltimore, Alejandro Balasz und andere gehörten 2012 zu einem Team, das eine neue Impfstrategie gegen Aids entwickelte unter Verwendung von Methoden der Gentherapie (Vector Immuno Prophylaxis, IVP). Der Impfstoff umgeht die Produktion von Antikörpern durch das körpereigene Immunsystem (das durch das HI-Virus angegriffen wird), die Gene für die gewünschten Antikörper werden direkt in Zellen des Körpers eingebaut. Baltimore testete das Prinzip, in dem er Gene für die Antikörper b12, VRC01 gegen Aids in Muskelzellen von Mäusen einbaute, was diese wirksam gegen Aids schützte.[3]
Die Furin-Spalte des SARS-CoV-2 betrachtete Baltimore als Indiz einer menschengemachten Labor-Mutation – eine Interpretation, die andere Fachleute wie Kristian Andersen umgehend widerlegten.[4]
↑Das Office of Research Integrity (ORI) sah aufgrund von Geheimdienst-Analysen der Laborbücher 1994 zwar die Fälschungsvorwürfe bestätigt, das US-Gesundheitsministerium kam aber nur ein Jahr später zu gegenteiligen Ergebnissen und sah keine Beweise für Fälschungen vorliegen. Baltimore selbst wurde zu keiner Zeit wissenschaftliches Fehlverhalten vorgeworfen. Daniel Kevles schrieb darüber das Buch The Baltimore Case, Norton 1998 und auch der Mathematiker Serge Lang schrieb darüber. David Baltimore selbst veröffentlichte ebenfalls eine Stellungnahme 2003 (Memento vom 3. Juli 2008 im Internet Archive).
↑Das war nicht die einzige Affäre, die Baltimores Ko-Autoren berührte. 2007 untersuchte das Caltech auch Fälschungsvorwürfe gegen Luk van Parijs (auch auf Veranlassung von Baltimore selbst). Van Parijs hatte ebenfalls mehrere Arbeiten mit Baltimore veröffentlicht und die Untersuchung ergab, das aufgrund von dessen Fälschungen vier gemeinsame Arbeiten korrigiert werden müssten.
↑Alejandro B. Balazs, Joyce Chen u. a.: Antibody-based protection against HIV infection by vectored immunoprophylaxis. In: Nature. 481, 2011, S. 81–84, doi:10.1038/nature10660.
↑Joachim Müller-Jung: Die Pandemie wird zur Elitenfalle.FAZ, Nr. 109/2021, S. N2.