1955 stellte Crick seine Adapterhypothese vor, die besagt, dass eine bis dato unbekannte Struktur die Aminosäuren zu ihrem Zielort bringt und dort richtig verknüpft (heute wissen wir, dies ist die tRNA als Adaptermolekül, siehe Translation (Biologie)).
1959 war Crick Gastprofessor an der Harvard University und Gastwissenschaftler am Rockefeller Institut für Medizin (heute Rockefeller University) in New York.[6] 1960/61 war er Fellow des Churchill College in Cambridge. 1961 gelang ihm mit Sydney Brenner und anderen der Nachweis der Triplett-Struktur des genetischen Codes[7] (wobei George Gamow in einem Brief an Crick den Anstoß für die Untersuchung gab),[8] die genaue Zuordnung der Aminosäuren zu den Triplett-Codebausteinen erfolgte durch Marshall Warren Nirenberg, Heinrich Matthaei (Poly-U-Experiment) und anderen in der Zeit von 1961 bis 1966. 1962 wurde er Leiter der Abteilung Molekulargenetik am MRC Laboratory und war mit Sydney Brenner ab 1963 Ko-Direktor. Gleichzeitig war er ab 1962 Non Resident Fellow des Salk Institute for Biological Studies in La Jolla und zog 1975 ganz dorthin. Er war dort von 1977 bis 2004 J. W. Kieckhefer Distinguished Professor und 1994/95 Präsident. Außerdem war er Professor für Biologie, Chemie und Psychologie an der University of California, San Diego.
Crick war für unkonventionelle Ideen auf verschiedenen Gebieten bekannt. In den 1970er Jahren griff Crick die Panspermie-Hypothese auf (gerichtete Panspermie). Später wandte er sich den Neurowissenschaften und der Theorie des Bewusstseins zu.
Im hohen Alter versuchte sich Crick am Salk-Institut im kalifornischen La Jolla an einer großen Herausforderung, dem Versuch, das Wesen des Geistes zu enträtseln und durch eine umfassende Theorie zu erklären. So postulierte er 1990, dass nun die Zeit reif wäre, das Rätsel des menschlichen Geistes naturwissenschaftlich in Angriff zu nehmen. Die Menschen, „ihre Freuden und Leiden, ihre Erinnerungen, ihre Ziele, ihr Sinn für ihre eigene Identität und Willensfreiheit – bei alldem handelt es sich in Wirklichkeit nur um das Verhalten einer riesigen Ansammlung von Nervenzellen und dazugehörigen Molekülen“, formulierte er in seinem 1994 erschienenen Buch „Was die Seele wirklich ist“.
Watson, Wilkins und Crick sind später für Verletzung der Regeln für gute wissenschaftliche Praxis kritisiert worden, da ihre Veröffentlichung in Nature von 1953 auf röntgenkristallographischen Aufnahmen und unpublizierten Forschungsergebnissen von Rosalind Franklin am King’s College beruhten, deren missliebiger Kollege Maurice Wilkins sie für Watson ohne ihre Kenntnis zugänglich machte.[9][10][11] Watson und Crick bedankten sich immerhin am Schluss in ihrer Nature-Veröffentlichung summarisch für die „Beiträge“ von Franklin und Wilkins, ohne genauer auf die Umstände einzugehen.
Crick war der Eugenik positiv gegenüber eingestellt, äußerte seine Ansichten dazu vor allem in persönlicher Kommunikation. Er war der Ansicht, auf Dauer wäre die Gesellschaft gezwungen, sich um eine (genetische) Verbesserung der kommenden Generationen Gedanken zu machen. In der Gegenwart sah er aber aufgrund weit verbreiteter religiöser Vorbehalte wenig Aussichten dafür.[12]
Siehe auch
Francis Crick Institute, kurz The Crick, bis Juli 2011 UK Centre for Medical Research and Innovation (UKCMRI)
Schriften
Francis Crick: Was die Seele wirklich ist, Rowohlt TB, 1997, ISBN 3-499-60257-1 (englisches Original: The astonishing hypothesis: the scientific search for the soul, Scribner 1995)
Francis Crick: Of Molecules and Men, Prometheus Books, 2004 (zuerst 1967)
Francis Crick: What mad pursuit. A personal view of scientific discovery, Basic Books 1990
Francis Crick: Life itself. Its origin and its nature, Simon and Schuster 1981
Literatur
Mark S. Bretcher, Graeme Mitchison: Francis Harry Compton Crick OM. 8 June 1916 – 28 July 2004, Biographical Memoirs Fellows Royal Society, Band 63, 2017, Online
Matthew Cobb: Life`s greatest secret. The race to crack the genetic code, Basic Books 2015
Horace Freeland Judson; The eighth day of creation: makers of the revolution in biology, Touchstone Books 1979, 2. Auflage Cold Spring Harbor Laboratory Press 1996
Robert Olby: The Path to the Double Helix. The Discovery of DNA. Dover 1994
Ernst Peter Fischer: Am Anfang war die Doppelhelix – James D. Watson und die neue Wissenschaft vom Leben. Ullstein, München 2003
Remembering Francis Crick, Salk Institute, Hrsg. 2004
Matt Ridley: Francis Crick. Discoverer of the genetic code, Harper Collins 2009
↑J. D. Watson, F. H. C. Crick: Molecular Structure of Nucleic Acids: A Structure for Deoxyribose Nucleic Acid. In: Nature. Band 171, S. 737–738, 25. April 1953, doi:10.1038/171737a0.
↑Eine ausführlichere Arbeit dazu erschien 1954: Watson, Crick, The complementary structure of deoxyribonucleic acid, Proc. Roy. Soc. A, Band 223, 1954, S. 80–96