Die Stadt liegt in Hinterpommern in der Draheimer Seenplatte (Pojezierze Drawskie) der Pommerschen Schweiz auf 138 m n.p.m. zwischen Drawsko(Dratzigsee) und Czaplino (Zepplinsee), etwa 35 Kilometer südwestlich von Szczecinek(Neustettin), 70 Kilometer südlich von Koszalin(Köslin)und 110 Kilometer östlich von Stettin. Das Stadtgebiet ist von Wäldern umgeben.
Geschichte
Am Südufer des Dratzigsees befand sich zunächst eine wendische Siedlung mit Namen Czaplinok, d. h. Reiherburg, benannt nach den zahlreichen dort nistenden Reihern[2]. Im Jahre 1286 schenkte der polnische Herzog Przemislaw II. das Land um den Dratzigsee dem Templerorden.[3] Dieser errichtete am Südufer des Sees eine Wehranlage, die später unter der Bezeichnung „Tempelborch“ erwähnt wurde. Es wird vermutet, dass es sich dabei um ein Blockhaus handelte. In einem Dokument vom 13. November 1291 erläutert der Präzeptor des Templerordens in Polen, Bernhard von Cunstein,[4] wie sich der Orden mit dem Posener Bischof hinsichtlich der Ansiedlung deutscher Kolonisten an dem Ort verglichen habe. Schon 1301 erwähnte eine Urkunde die „civitas Tempelburgiensis“. Nachdem 1312 der Templerorden aufgelöst worden war, ging Tempelburg in den Besitz des Johanniterordens über. Die brandenburgischen Ritter Wiskinus von Vorbeck und Hermann Rode kamen 1334 mit Hilfe des brandenburgischen Kurfürsten Ludwigs den Älteren in den Besitz von Tempelburg. Während dieser Zeit wurde dem Ort das Magdeburger Stadtrecht verliehen. 1345 ging Tempelburg als brandenburgisches Lehen wieder an den Johanniterorden zurück. Viele Einwohner fielen 1349 der Pest zum Opfer und das so verödete Land überließ Kurfürst Otto der Faule 1368 dem polnischen Königreich. Im Krieg zwischen Brandenburg, dem Deutschen Orden und Polen wurde die Burg 1378 vom polnischen Woiwoden Johann Czarnkowski zerstört.
Seit 1439 gehörte Tempelburg zur polnischen Starostei Draheim. Während des 16. Jahrhunderts entwickeln sich Glashütten, Eisenhämmer und das Tuchmacherhandwerk zu den wichtigsten Erwerbszweigen in der Stadt. In den Jahren 1609 und 1610 richteten Großbrände schwere Schäden an, und große Teile der Bevölkerung fielen immer wiederkehrenden Seuchen zum Opfer. Obwohl vom katholischen Polen beherrscht, fasste die Reformation auch in Tempelburg Fuß. 1625 wurde jedoch die Abhaltung von protestantischen Gottesdiensten verboten. Während des Polnisch-Schwedischen Krieges plünderten schwedische Soldaten, und die Pest dezimierte erneut die Einwohnerschaft.
Im Jahr 1668 nahm der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm Tempelburg als nicht eingelöstes Pfand Polens in Besitz. Seither blieb Tempelburg bei Brandenburg-Preußen. Im Vertrag von Wehlau hatte ihm 1657 der König von Polen die Starostei Draheim mit Tempelburg als Pfand der Kosten für Soldatenwerbungen überlassen.[5] Bei einem erneuten Stadtbrand wurden 1725 zahlreiche Häuser, die beiden Kirchen und das Rathaus zerstört. Während ein Jahr später mit dem Neubau der evangelischen Kirche begonnen wurde, weigerte sich der Stadtrat, auch die katholische Kirche wieder aufzubauen. Diese wurde erst im Jahre 1753 erbaut. Als 1765 Tempelburg wieder ein Opfer der Flammen wurde, erhielt der preußische Baudirektor Gilly den Auftrag, den Wiederaufbau zu leiten. Im Vertrag von Warschau verzichtete Polen 1773 endgültig auf die Einlösung der verpfändeten Starostei Draheim. Zur Erweiterung landwirtschaftlichen Bodens wurde in den Jahren 1787 und 1788 der Dratzigsee um über einen Meter abgesenkt.
Nach der Neuordnung Europas durch den Wiener Kongress ordnete auch Preußen seine Territorialverwaltung neu. 1818 wurde Tempelburg in den Kreis Neustettin der Provinz Pommern eingegliedert, wurde aber, obwohl mit 2316 Einwohnern größte Stadt im Kreis, nicht Sitz des Landratsamtes. 1829 wurde mit dem Neubau der evangelischen Kreuzkirche nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel begonnen. Als 1877 die Arbeiten an der Eisenbahnstrecke Ruhnow–Neustettin begannen, weigerte sich der Tempelburger Stadtrat, ein Grundstück für den Bahnhof zur Verfügung zu stellen. So wurde die Bahnlinie südlich an der Stadt vorbeigeführt und der Bahnhof drei Kilometer von der Stadt entfernt gebaut. Dadurch ging auch die Industrialisierungswelle des ausgehenden 19. Jahrhunderts an der Stadt vorbei, und Tempelburg blieb eine Ackerbürgerstadt.
Nach dem Ersten Weltkrieg erweiterte sich die Stadt nach Norden und nach Süden, womit auch der Anschluss an den Bahnhof hergestellt wurde. 1939 hatte Tempelburg 5275 Einwohner.
Um 1930 hatte die Gemarkung der Stadt Tempelburg eine Flächengröße von 59,2 km², und im Stadtgebiet standen zusammen 583 bewohnte Wohnhäuser an zwölf verschiedenen Wohnorten:[6]
Im Zweiten Weltkrieg besetzte am 2. März 1945 die Rote Armee die Ende Februar 1945 geräumte Stadt und überließ sie wenig später der Verwaltung der Volksrepublik Polen. In der Folgezeit benannte diese Tempelburg in Czaplinek um, vertrieb die zum Teil zurückgekehrten Einwohner und siedelte zugewanderte Polen an.
Die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit wurde um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert an der Stelle errichtet, wo wahrscheinlich die Holzburg der Tempelritter und der Johanniterritter und die ehemalige slawische Festung auf einem Hügel namens „Kazimierzowski“ standen. Der turmlose Bau aus Feldsteinen weist Merkmale der Gotik mit Elementen der Romanik auf. Im Inneren der Kirche befindet sich ein einzigartiger barocker Baldachinaltar. Es ist mit einem hölzernen, vergoldeten Baldachin bedeckt, der von sechs Säulen getragen wird, die mit Engelsfiguren geschmückt sind. An der Seite des Altars befinden sich Flügel aus dem 19. Jahrhundert. Neben dem Altar befindet sich eine hölzerne Kanzel im klassizistischen Stil von 1823.
Die ursprünglich evangelische Kreuzerhöhungskirche wurde von 1829 bis 1832 nach dem Entwurf des Architekten Karl Friedrich Schinkel kreuzförmig im neoklassizistischen Stil mit neoromanischen Elementen errichtet.
Städtepartnerschaften
Es besteht seit dem 16. Mai 1993 eine Städtepartnerschaft mit Bad Schwartau (Ostholstein) und seit 2002 mit der vorpommerschen Stadt Grimmen.
Wirtschaft
Zu einem der größten Arbeitgeber in der Region hat sich die Kabel-Technik-Polska (KTP) entwickelt. 2012 waren bei KTP etwa 1.700 Mitarbeiter beschäftigt. Das Produktionsprofil
umfasst vor allem die Kabelkonfektionierung für die Automobilindustrie und den europäischen Schienenfahrzeugbau. Mitte 2014 wurde die KTP erstmals verkauft und befindet sich seitdem für bisher immer nur kurze Zeiträume im Besitz unterschiedlicher Investoren. Auffällig ist die außergewöhnlich hohe Fluktuation von Personen in Führungspositionen.
Karl Hüller (1882–1965), deutscher Unternehmer und Fabrikant
Otto Reichow (1904–2000), deutsch-amerikanischer Schauspieler
Kurt Tetzlaff (1933–2022), deutscher Dokumentarfilm-Regisseur
Erich Maletzke (1940–2021), deutscher Journalist und Autor
Gmina Czaplinek
Die Stadt-und-Land-Gemeinde Czaplinek zählt nahezu 12.000 Einwohner und umfasst eine Fläche von 365 km². Sie liegt am Ostrand des Powiat Drawski und grenzt im Südosten an die Woiwodschaft Großpolen.
Umgeben ist die Gmina Czaplinek von den Nachbargemeinden:
Die Gmina Czaplinek ist partnerschaftlich verbunden mit Grimmen (Mecklenburg-Vorpommern), Lychen (Brandenburg), Marlow (Mecklenburg-Vorpommern) und Ratekau (Schleswig-Holstein).
Literatur
Tempelburg, Stadt, zwischen Zepplinsee und der Südspitze des Dratzigsees, Kreis Neustettin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Tempelburg (meyersgaz.org).
Gustav Kratz: Die Städte der Provinz Pommern – Abriss ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. Berlin 1865, S. 506–509 (Volltext)
Eugen von Glasenapp: Beiträge zu der Geschichte des alt-hinterpommerschen Adelsgeschlechts der Erb-, Burg- und Schlossgesessenen von Glasenapp. Nachrichten aus der eigenen Heimath Hinterpommern resp. Livland, sowie über den specifisch pommersch-germanischen Uradel. Vossische Buchhandlung, Berlin 1884, S. 98, Ziffer 135: Tempelburg (books.google.de).
Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 2: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 694–707.
↑Meyers Reisebuch Die deutsche Ostseeküste, Teil II: Rügen und die pommersche Ostseeküste mit ihrem Hinterland, 2. Auflage, Bibliographisches Institut, Leipzig 1924.
↑Georg Wilhelm von Raumer: Die Neumark Brandenburg im Jahre 1337 oder Markgraf Ludwig’s des Aelteren Neumärkisches Landbuch aus dieser Zeit. Berlin 1837, S. 45.