Die Stadt liegt in Hinterpommern in der Pommerschen Schweiz im Gebiet des Pommerschen Höhenrückens, auf einer Höhe von 97 m über dem Meeresspiegel, und wird vom Oberlauf des Flusses Drawa(Drage) berührt. Östlich erstreckt sich ein großes Waldgebiet. Südlich der Stadt liegt der Jezioro Okra (Wuckersee). Stettin im Westen ist etwa 100 km entfernt.
Im Süden der Stadt befindet sich Europas größter TruppenübungsplatzCentrum Szkolenia Wojsk Lądowych Drawsko (Poligon Drawsko), den polnische sowie NATO-Truppen nutzen.[2] Der Truppenübungsplatz und die Umgebung von Drawsko sind ebenfalls regelmäßiger Austragungsort der Rallye Breslau.
Stadtgeschichte
Vom 7. bis in das 13. Jahrhundert hinein befand sich am Oberlauf des Flusses Drage, wenige Kilometer nördlich des Lübbesees eine slawische Befestigungsanlage. Nachdem die brandenburgischen Kurfürsten um die Mitte des 13. Jahrhunderts das Gebiet von Polen erworben hatten, beauftragten sie im Rahmen ihrer Besiedelungsbestrebungen 1254 BelbuckerPrämonstratenser mit der Gründung eines Klosters. Die Pläne scheiterten jedoch, da der vorgesehene Ort zu weit vom Stammkloster entfernt lag und den Ordensmännern das Land wegen seiner Wildnis als ungeeignet erschien. Die Brandenburger hielten jedoch an ihren Plänen fest, und da sich in der Nähe der Burg eine Siedlung entwickelt hatte, erhielten die Prenzlauer Ritter Arnold, Konrad und Johann von Golz von den Markgrafen den Auftrag, den Ort zu einer Stadt zu entwickeln. Durch Ansiedlung deutscher Einwanderer gelang es ihnen, die Ortschaft so weit auszubauen, dass ihr 1297 die brandenburgischen Markgrafen Otto IV. „mit dem Pfeil“ und Konrad I. sowie dessen Söhne das Magdeburger Stadtrecht verleihen konnten.[3] Um die Entwicklung der Stadt weiter zu fördern, erließ ihr Markgraf Ludwig I. von 1338 bis 1350 alle Abgaben. 1350 wurde die Stadt der Adelsfamilie von Wedell als Lehen überlassen. Am 13. Februar 1368 war Dramburg Schauplatz des Friedensschlusses zwischen dem brandenburgischen Markgrafen Otto dem Finner und dem polnischen König Kasimir III. Inzwischen hielt der Zustrom von Siedlern an, sodass sich am Ende des 14. Jahrhunderts am südlichen Drageufer die Dramburger Neustadt entwickelte. 1400 verkaufte Markgraf Sigismund (der spätere Kaiser Sigismund) die Stadt zusammen mit der gesamten Neumark an den Deutschen Orden, der seine Herrschaft jedoch nur bis 1455 ausübte.
Der Franziskanerorden unterhielt Kloster in Dramburg vom 14. Jahrhundert bis 1538, als es infolge der Reformation aufgelöst wurde.[4] Die Reformation war 1537 durch den im selben Jahr konvertierten Franziskaner Faustinus Schliepe in Dramburg eingeführt worden. Ab 1540 war der Johanniterorden Eigentümer der Stadt und blieb es bis zum Jahre 1808. Ein großer Brand zerstörte 1620 weite Teile der Stadt, nur fünf Häuser blieben unversehrt. Fünf Jahre später fielen zahlreiche Einwohner der Pest zum Opfer. Während des Dreißigjährigen Krieges fiel 1638 der schwedische Oberst Beer mit Plünderungen und Brandschatzungen über die Stadt her. Trotz dieser Katastrophen nahm Dramburgs Wirtschaft keinen größeren Schaden. Die Stadt hatte das Stapelrecht für das Kolberger Salz, das über die Drage transportiert wurde, Wollweber und Schumacher waren die bestimmenden Gewerke ausgangs des Mittelalters.
Als nach dem Ende der Befreiungskriege Preußen seine Territorialverwaltung neu ordnete, wurde Dramburg 1818 zur Kreisstadt des gleichnamigen Kreises im pommerschen Regierungsbezirk Köslin erhoben. Die Pommersche Centralbahn erreichte 1877 die Stadt, die 1896 auch an das Saatziger Kleinbahnnetz angeschlossen wurde. Dies hatte zur Folge, dass sich mehrere Industriebetriebe des Holz- und Textilgewerbes ansiedelten. Vorteilhaft wirkte sich die Einrichtung der Hauptstation der Pommerschen Saatzucht Gesellschaft aus, die in Dramburg ihre Versuchsfelder betrieb.
Nach dem Ersten Weltkrieg, als viele Einwohner aus dem Gebiet des aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags 1920 eingerichteten Polnischen Korridor zuzogen, erweiterte sich Dramburg durch neue Wohngebiete im Süden der Stadt. Nach Auflösung der Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen 1938 kam Dramburg zum Regierungsbezirk Schneidemühl. Während des Zweiten Weltkrieges betrieb die SS eine große Kradfahrer- und Mechanikerschule. Sowjetische und polnische Truppen eroberten am 4. März 1945 die Stadt, deren Stadtzentrum während der Kämpfe zum großen Teil zerstört wurde.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Dramburg im Sommer 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht gemäß dem Potsdamer Abkommen zusammen mit Hinterpommern unter polnische Verwaltung gestellt. Danach begann die Zuwanderung polnischer Bevölkerung. Soweit die deutschen Stadtbewohner nicht geflohen waren, wurden sie in der darauf folgenden Zeit von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde aus Dramburg vertrieben.
1950 erfolgte die Umbenennung in Drawsko Pomorskie. Bis 1975 war die Stadt Verwaltungszentrum eines Powiats. Nach der Verwaltungsreform von 1999 erhielt sie diesen Status zurück.
Bedeutendstes Baudenkmal der Stadt ist die spätgotischeAuferstehungskirche (kościół p.w. Zmartwychwstania Pańskiego) aus dem 15. Jahrhundert, eine dreischiffigeHallenkirche aus Backstein. Der wuchtige Frontturms hatte seit dem Stadtbrand von 1620 auf einem schlichten Zeltdach eine Zwiebelhaube und erhielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts seinen heutigen spitzen Turmhelm. Im Vorraum der Kirche (Turmhalle) befinden sich zwei große Buntglasfenster mit den Familienwappen v. Knebel-Doeberitz, v. Brockhausen, v. Griesheim, v. Zadow, v. Borcke und v. Grünberg. Diese waren bis 1945 die einflussreichsten Großgrundbesitzer des Kreises Dramburg. Die Fenster wurden 1914 anlässlich der Erneuerung der Turmhalle von den Familien gestiftet. Sie wurden in der Werkstatt W. Blaue, Berlin-Dahlem angefertigt. Durch Kriegseinwirkungen wurden sie stark beschädigt. Die Restaurierung hat der polnische Meister der Glasmalerei Krzysztof Mazurkiewicz, Köslin durchgeführt.
Die neuromanische Apostel-Paulus-Kirche wurde von 1928 bis 1929 als erste katholische Kirche nach der Reformation im damaligen Dramburg errichtet.
Reste der Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert
Marktplatz mit teilweise erhaltener historischer Bebauung
Dramburg, an der Drage, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Verkehrs-Lexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Dramburg (meyersgaz.org).
Gustav Kratz; Die Städte der Provinz Pommern – Abriss ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. Berlin 1865, S. 125–128 (Google Books).
Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Band 3: Die Neumark Brandenburg enthaltend. Berlin 1809, S. 223–225 (Google Books).
Paul van Niessen: Die Geschichte der Stadt Dramburg – Festschrift zur Jubelfeier ihres sechshundertjährigen Bestehens. Jancke, Dramburg 1897 (Nachdruck: Microson Reprints, 1994) (Google Books).
↑Dieter Berg: Spuren franziskanischer Geschichte. Chronologischer Abriß der Geschichte der Sächsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Werl 1999, S. 129, 285.
↑ abcdefgGustav Kratz; Die Städte der Provinz Pommern – Abriss ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. Berlin 1965, S. 127–128.