Die Stadt liegt in Hinterpommern in einem lang ausgestreckten Wiesental, etwa 22 Kilometer westlich von Szczecinek(Neustettin) und 50 Kilometer südlich von Koszalin(Köslin).
Eine erstmalige Erwähnung der wendischen Siedlung civitas Barwitz stammt aus dem Jahr 1286.
Im Jahr 1389 wurden Hans Hechhusen und Reimer Pudwelsch als Eigentümer der Stadt genannt.
Unter Herzog Bogislaw X. kamen die Stadt und die dazugehörigen Dörfer 1477 zu Pommern. Bärwalde war im wechselnden Besitz verschiedener pommerscher Adelsfamilien, so der Vier Geschlechter der Glasenapp, Münchow, Wolde und Zastrow, denen das Land Bärwalde und die Pileburger Heide ab 1523 gemeinsam gehörte.[2]
Herzog Johann Friedrich von Pommern förderte die Stadt und verlieh ihr in den Jahren 1569, 1592 und 1597 die Privilegien zur Abhaltung von Jahrmärkten. Die jahrelangen Streitigkeiten zwischen der adeligen Grundherrschaft und dem Stadtrat über die Gerichtsbarkeit in Bärwalde wurden im Jahr 1620 zugunsten der Herrschaft beigelegt. Im Jahr 1626 zerstörte ein Stadtbrand die Stadt.
Während des Dreißigjährigen Krieges kam es im Jahr 1630 zur Besetzung durch die schwedischen Truppen Gustav II. Adolfs. Die Stadt erlitt starke Schäden. Durch das Aussterben des pommerschen Herrscherhauses kam Bärwalde im Jahr 1653 unter brandenburgische Herrschaft.
Im Siebenjährigen Krieg plünderten und brandschatzten russischen Truppen die Stadt; dabei gingen auch sämtliche Stadturkunden verloren. Im Jahr 1766 erhielt Bärwälde das Recht zur Abhaltung eines vierten Jahrmarktes. Zu dieser Zeit besaß die Stadt vier Tore, war jedoch nicht ummauert. Ihre Bewohner lebten im 18. Jahrhundert von der Tuch- und Raschmacherei sowie vom Ackerbau. Das Tuchmacherhandwerk ging im 19. Jahrhundert ein, stattdessen entstanden Färbereien und Textildruckereien. Nach der preußischen Verwaltungsreform gehörte Bärwalde ab 1818 zum Kreis Neustettin.
Im Jahr 1854 begann der Neubau der Stadtkirche, St. Stephen, der nach zehn Jahren vollendet war. Der aus rotem Backstein errichtete neugotische Bau hat einen schlanken Turm, der mit drei Scheiben-Uhren und Glocke ausgestattet ist. Der Innenraum des Kirchenschiffes ist geprägt durch Galerien und zwei Reihen von Holzpfählen, die das hölzerne Mansarddach abstützen.[3] Die alte Kirche, die in Teilen noch aus dem Ende 13. Jahrhunderts stammte, wurde im Zuge des Neubaus vollständig abgerissen. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Bärwalde außer der evangelischen Stadtkirche eine Synagoge und ein Amtsgericht.[4]
Erst im Jahr 1903 wurde Bärwalde mit der Strecke zwischen Polzin und Gramenz an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Der Bahnhof wurde nördlich der Stadt angelegt (heute ist der ehemalige Bahnhof bewohnt), und nach dem Ersten Weltkrieg erweiterte sich die Stadt in seine Richtung.
Die neue Verkehrsverbindung führte zur Gründung neuer Industriebetriebe, z. B. einer Maschinen- und einer Kalksandsteinfabrik. Später war geplant, Bärwalde an die Reichsautobahn Berlin–Königsberg anzuschließen, die jedoch infolge des Zweiten Weltkriegs nicht fertiggestellt werden konnte. Südöstlich der Stadt sind noch letzte Reste der dort endenden Trasse aus der Luft sichtbar.
Während des Zweiten Weltkriegs war Bärwalde von unmittelbaren Kriegshandlungen kaum betroffen. Gelegentlich überflogen sowjetische Bomber auf ihrem Weg nach Stettin die Stadt. Manche Bewohner nutzten den Bahnhof zur Flucht in den Westen. Nach Kriegsende unterstellte die Sowjetunion Bärwalde zusammen mit ganz Hinterpommern der Verwaltung der Volksrepublik Polen. Bärwalde erhielt den polnischen Namen Barwice. Danach begann die allmähliche Zuwanderung polnischer Bevölkerung. Die verbliebenen deutschen Einwohner wurde in der Folgezeit von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde aus der Stadt vertrieben.
Rudolf von Manteuffel (1817–1903), preußischer Generalleutnant, zuletzt Kommandeur der 6. Division
Walter Langer (1877–nach 1932), deutscher Gewerkschafter und Politiker (DVP)
Literatur
Bärwalde, Stadt, Kreis Neustettin, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Bärwalde (meyersgaz.org).
Gustav Kratz: Die Städte der Provinz Pommern – Abriß ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. Berlin 1865, A. Bath (Nachdruck 1996 durch Sändig Reprint Verlag, Vaduz, ISBN 3-253-02734-1), S. 18–19 (Google Books).
Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 2: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 711–716 (Google Books).
Weblinks
Commons: Barwice – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Ludwig Wilhelm Brüggemann, Hrsg.: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, 2. Band, Stettin 1784, S. 711–716.
↑Christian Friedrich Wutstrack, Hrsg.: Kurze historisch-geographisch-statistische Beschreibung des königlich-preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Stettin 1793, Übersichtstabelle auf S. 736.
↑ abcAlexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 250–211, Ziffer 26.
↑ abcdeMichael Rademacher: Neustettin. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900