Der Bielersee stellt einen Rest des ehemaligen Solothurnersees dar, der nach der letzten Eiszeit in einer vom Rhonegletscher am Jurasüdfuss geschaffenen Mulde von 100 Kilometer Länge von den Endmoränen bei Wangen an der Aare und Solothurn bis zur Wasserscheide bei La Sarraz entstanden war. Geschiebe der Alpen- und Juraflüsse füllten einen grossen Teil dieser Fläche auf, so dass heute nur noch die drei Jurarandseen vorhanden sind.
Geografie
Der See mit einer Fläche von 39,8 km² ist 15 km lang und max. 4,1 km breit. Bei Normalwasserstand liegt der Seespiegel auf 429 m ü. M. Vor der Juragewässerkorrektion war der Wasserspiegel ca. 2,7 m höher und der See 3,3 km² grösser.
Der mittlere Abfluss liegt bei 244 m³/s. Die theoretische Aufenthaltszeit des Wassers im See beträgt nur 54 Tage.[4][5]
Der ursprüngliche Abfluss des Seewassers durch den Unterlauf der Zihl bei Nidau ist seit der ersten Juragewässerkorrektion durch den Nidau-Büren-Kanal ersetzt. Das an diesem künstlichen Wasserlauf errichtete Regulierwehr Port erlaubt die Steuerung des Wasserstands der drei Jurarandseen, der bei der Messstation Ligerz kontrolliert wird[1], und der Aare. Bei Hochwasser kann die Regulierung zum Rückfluss durch den Zihlkanal in den Neuenburgersee führen.
Bei der Stadt Nidau ist noch ein etwa 1500 m langer Abschnitt des alten Zihllaufs vom östlichen Ende des Bielersees bis zum neuen Kanal erhalten. Er beginnt beim Strandbad und dem Seehafen und führt auf der Ostseite am Schloss Nidau vorbei. Sieben Brücken und Stege überqueren den Bach zwischen dem See und der Einmündung in den Nidau-Büren-Kanal. Der linksufrige Fussweg trägt unterhalb der Strassenbrücke von Nidau wegen des ehemaligen Schiffstransports noch heute den Namen «Reckweg».
Fauna
Ab 2018 hat sich die invasive Quagga-Muschel massiv ausgebreitet.[6]
Hochwasser
Der höchste Stand des Hochwasser-Pegels wurde am 16. Juli 2021 während des Hochwassers in West- und Mitteleuropa mit 430,94 Metern über Meer erreicht. Vorher lag der Höchstwasserrekord bei 430,88 Metern über Meer und wurde während des Hochwassers 2007 erreicht.[7]
Uferorte
Der bedeutendste Uferort des Bielersees ist die Stadt Biel/Bienne.
Da sich der Bielersee an der deutsch-französischen Sprachgrenze befindet, haben verschiedene Ortschaften rund um den See zweisprachige Namen, von denen aber heute nicht mehr alle verwendet werden:
Der Bielersee bot seit der Jungsteinzeit ein geeignetes Siedlungsgebiet für die Anlage von Pfahlbauten. Die Seeufersiedlungen des Alpenraums zählen zu den bedeutendsten archäologischen Kulturgütern Europas. Auf dem Uferstreifen sind je nach Wasserstand zu unterschiedlichen Zeiten in Sutz-Lattrigen, Mörigen, Lüscherz, Vinelz, Twann und Biel/Bienne (im Stadtquartier Vingelz) prähistorische Siedlungen nachgewiesen und teilweise ausgegraben worden. Einige sind über 6000 Jahre alt und stammen aus der Bronzezeit oder der Jungsteinzeit. In Biel/Bienne (NMB), Lüscherz (Pfahlbaumuseum Lüscherz), Twann und La Neuveville befinden sich Museen zu dieser Epoche der Siedlungsgeschichte. Die Ausgrabungsstätten der Pfahlbauer der Alpenländer Schweiz, Deutschland, Österreich, Slowenien, Italien und Frankreich gehören seit 2011 zum UNESCO-Welterbe.[8]
Schifffahrt
Am Bielersee liegen mehrere Schiffländten (Anlegestellen) für Kursschiffe und Häfen für die private Schifffahrt.
Der Verein Rettungsdienst Bielersee organisiert die Ausbildung in Sicherheitsfragen und den Rettungsdienst auf dem See.[9]
Bei der Mündung des Hagneckkanals in den Bielersee und neben dem Regulierwehr Port betreibt die Bielersee Kraftwerk AG zwei Wasserkraftwerke.[10]
Sehenswürdigkeiten
St. Petersinsel
Die wichtigste und touristisch bedeutendste Attraktion des Bielersees ist die St. Petersinsel bei Erlach. Im Mittelalter wurde auf der Insel ein Cluniazenser-Kloster errichtet. Im 18. Jahrhundert weilte Jean-Jacques Rousseau mehrere Wochen lang an dieser Stelle. Seit der Juragewässerkorrektion ist die Insel durch einen schmalen Landstreifen von ca. 1,7 km Länge mit dem Seeufer bei Erlach verbunden und bildet somit neu eine Halbinsel. Sie ist mit dem Kursschiff der Bielersee-Schifffahrts-Gesellschaft oder zu Fuss von Erlach aus erreichbar. Der nordöstliche Teil der St. Petersinsel gehört zur Gemeinde Twann, der ufernahe südwestliche Teil zur Gemeinde Erlach.
Vogelinsel
Die kleine Vogelinsel an der Einmündung der Schüss bietet Lebensraum für zahlreiche wasserliebende Brutvögel, die dort beobachtet werden können.
Weinbau am See
Am linken Bielerseeufer zwischen Biel/Bienne und Le Landeron wird an den steilen, sonnenexponierten Hängen des Jurasüdfusses Wein kultiviert. Es wird zum überwiegenden Teil Weisswein angebaut, daneben auch Rot- und Roséwein. Im Herbst finden anlässlich der Traubenlese zahlreiche Winzerfeste in diesen Orten statt. Gemäss einer Tradition wird in den Wintermonaten in den Weinkellern dieses Weinanbaugebietes den Besuchern die hiesige Spezialität, die Treberwurst, serviert. In Ligerz steht das regionale Weinbaumuseum.[11]
Entlang dem südlichen Seeufer befindet sich zwischen Mörigen und Hagneckkanal ein wichtiges Feuchtgebiet der Schweiz, welches unter Naturschutz steht. Speziell für Vögel ist dieses Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung. Viele seltene und bedrohte Arten brüten im ufernahen und weitflächigen Schilfgebiet und Marschland, rasten hier auf ihrem Zug zwischen Brutgebiet und Winterquartier oder verbringen den Winter. Durch dieses Naturschutzgebiet und den Schilfgürtel führt ein Naturlehrpfad.
Erich Liechti, Jürg Meister, Josef Gwerder: Die Geschichte der Schiffahrt auf den Juragewässern. Neuenburgersee – Murtensee – Bielersee – Aare. Meier, Schaffhausen 1982, ISBN 3-85801-035-9.
↑Der Zustand der Seen in der Schweiz, Schriftenreihe Umwelt Nr. 237, Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, 1994
↑Kurzmitteilungen der Kantonsverwaltung. «Stopp Quagga»: Sensibilisierungskampagne wegen gebietsfremder Muschelart. In: be.ch. 25. Juli 2022, abgerufen am 25. Juli 2022.
↑Ligerz. In: Andres Moser: Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern, Landband III: Der Amtsbezirk Nidau 2. Teil (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz, 106). Wiese, Basel, 2005, ISBN 3-906131-80-7, S. 341–408 (PDF;6,2 MB)