Der Greifensee ist ein östlich des nördlichen Zürichsees liegender See in der Schweiz. Er, der Zürichsee und die dazwischenliegende Pfannenstielkette haben in etwa süd-nördliche Ausdehnung. Mit einer Länge von 6 Kilometern und einer maximalen Breite von 1,6 Kilometern ist er der zweitgrösste See des Kantons Zürich. Seine Form ähnelt der eines Fisches: In der Mitte verjüngt sich der See auf eine Breite von weniger als 800 Metern; der Kopf des Fisches ist sein nördliches Ende.
Das Einzugsgebiet des Greifensees beträgt 160 km². Hauptzuflüsse sind die Ustermer Aa (Ausfluss des Pfäffikersees) und der Aabach. Der Abfluss ist die Glatt, die einen grossen Teil des Zürcher Oberlands entwässert.
Der See liegt in einer vom Linthgletscher geformten Hügellandschaft in einer während der letzten Eiszeit entstandenen Mulde. Im Westen erhebt sich die Pfannenstielkette, im Osten beginnt das Zürcher Oberland. Trotz diesen Hügeln zu beiden Seiten sind die Ufer flach. Inseln gibt es im Greifensee keine.
Ursprünglich staute sich der Greifensee an einer Endmoräne bei Dübendorf. Durch Verlandung und Melioration verlor der See seit seiner Entstehung immer mehr von seiner ursprünglichen Grösse.[2]Moore und Ebenen im Norden und Süden sind Zeugen dieser jahrtausendlangen Entwicklung.
Die Seeufer stehen unter Naturschutz. Die Ufer sind nicht verbaut und nur an wenigen Stellen zugänglich. So konnten sich an vielen Orten der Schilfgürtel, die Flachmoore und Riedwiesen mit einer reichen Fauna und Flora erhalten: Um den See gibt es 400 Pflanzenarten, im See und seinen Zuflüssen 19 Fischarten. Die Naturschutzgebiete sind wichtig für die Vogelwelt. Es wurden mehr als 120 Zugvögel-Arten nachgewiesen. Für die Aufsicht und Information des Naturschutzgebiets ist die Greifensee-Stiftung verantwortlich.
Im Schilfgebiet am Südostende etwa 200 Meter vom Ufer entfernt steht rechts des Aabachs eine Aussichtsplattform (Koordinaten47.324238.70562). Die Plattform des «Beobachtungsturms» befindet sich in 4,5 Metern Höhe und dient der Vogelbeobachtung. Sie gehört zur nahen Naturstation Silberweide der Greifensee-Stiftung. Die ursprünglich 1997 errichtete Holzkonstruktion wurde 2015 mit heimischem Lärchenholz erneuert.[4]
Aufgrund der starken Besiedlung und landwirtschaftlichen Nutzung der Region um den See war im Wasser lange eine sehr starke Phosphor-Konzentration festzustellen, die der Artenvielfalt im See schadete. Algen und Gestank hielten die Menschen fern. Seit 1970 konnte durch Belüftung und Reduktion der Phosphateinleitung die Lage markant verbessert werden. Seit 1972 bestehen im ganzen Einzugsgebiet Kläranlagen.[1]
Die Werte liegen aber noch immer bei mehr als dem Doppelten des Zielwertes. Pro Jahr gelangen heute rund 10 Tonnen Phosphor in den See. Der Sauerstoffgehalt im Wasser ist insbesondere in den Sommermonaten oft zu niedrig. In Jahren mit heissen Sommern kam es deshalb wiederholt zu einem Fischsterben. Insbesondere Felchen und Seeforellen leiden unter zu hohen Temperaturen und den dabei entstehenden Algen. Das kantonale Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft plante deshalb, westlich der Aa-Mündung eine Seewasserbelüftungsanlage – wie sie schon im Nachbarsee Pfäffikersee und anderen kleinen Zürcher Seen in Verwendung ist – zu installieren. Im Frühjahr 2009 wurde eine Belüftungsanlage installiert, welche Wasser ab einer Tiefe von 12,5 Metern mittels zwei Diffusoren mit Luftsauerstoff anreichert.[5] Diese Anlage soll auf einer Fläche von rund einem Quadratkilometer eine Schicht schaffen, die den Fischen auch im Sommer ausreichend Sauerstoff sowie günstige Temperaturverhältnisse bietet.[6]
Nutzung
Naherholungsgebiet
Die Natur um den See und die ruhige Lage ziehen zahlreiche Erholungsuchende an. Rundherum führen beliebte Wander- und Velowege. Für Badende stehen mehrere Badeanstalten zur Verfügung. Am Westufer gibt es diverse Campingplätze. In Fällanden steht nahe am Wasser eine Jugendherberge.
Anfang Herbst findet jährlich der Greifenseelauf statt. Dieser Halbmarathon führt ab Uster rund um den See.
Schifffahrt
Private Motorboote sind auf dem Greifensee verboten.
Die Personenschiffe der Schifffahrts-Genossenschaft Greifensee bieten Rundfahrten an und betreiben einen Kursverkehr zwischen Maur und Niederuster.
Die Schifffahrts-Genossenschaft Greifensee verfügt über drei Schiffe.
Im Jahr 2022 wurde die Heimat auf Elektroantrieb umgerüstet und nahm Ende April als erstes Elektrokursschiff der Schweiz den Betrieb auf.[7][8] Die Dampfschifffahrten werden von der Trägerstiftung und der Schifffahrts-Genossenschaft Greifensee in Zusammenarbeit durchgeführt.[9]
Als im 12. Jahrhundert die Burg Greifensee gebaut wurde, wurde der See noch Glattsee genannt. Seinen heutigen Namen erhielt er erst 100 Jahre später.
Am 1. April 1663 ertranken sieben Männer aus Uessikon, die mit sechs weiteren in einem Weidling auf dem Weg nach Uster zu einer militärischen Musterung waren.[11]
Durch die Korrektion der Glatt und des 1891 angebrachten Wehrs wurde der mittlere Pegel des Sees um rund 80 Zentimeter gesenkt. Die Regulierung war damals wichtig, damit die Industriebetriebe an der Glatt auch in trockenen Zeiten über ausreichend Wasser verfügten.[2]
Seit 1890 verbindet ein Kursschiff das westliche und das östliche Ufer. Am 3. April 1892 kenterte ein überladenes Schiff. Vier Menschen ertranken dabei. Das neue Dampfschiff «Greif» von 1895 wurde ab 1916 mit Benzin angetrieben. Restauriert dampft es heute, wieder mit der Originalmaschine von 1895 angetrieben, über den See. Es ist das älteste Dampfschiff der Schweiz. 1933 nahm das erste Motorschiff, die «MS Heimat», den Betrieb auf.[12]
1941 wurden der See und seine Ufer unter Naturschutz gestellt. 1994 erliess der Regierungsrat des Kantons Zürich eine überarbeitete Schutzverordnung.
↑ abcdefGreifensee. (PDF; 84 kB) In: Kanton Zürich. Amt für Wasser, Energie und Luft, Abteilung Gewässerschutz, abgerufen am 25. Februar 2013.
↑ abcCharles Knapp, Maurice Borel, Victor Attinger, Heinrich Brunner, Société neuchâteloise de géographie (Hrsg.): Geographisches Lexikon der Schweiz. Band 2: Emmenholz – Kraialppass. Verlag Gebrüder Attinger, Neuenburg 1904, S. 438 f., Stichwort Greifensee (Scan der Lexikon-Seite).
↑Annette Schär: Der Bomberabsturz im Zweiten Weltkrieg. Teil 1. In: Maurmer Post. 6. November 2020, S. 6 f. (PDF; 4,0 MB), Teil 2, 13. November 2020, S. 6 f. (PDF; 5,1 MB), Teil 3, 20. November 2020, S. 6 f. (PDF; 4,6 MB).
Schweizer Seen
Schweizer Seen mit einer Fläche von über 1 km² (ohne künstliche Speicherseen):