Im Norden grenzt Bellinghoven an die Kernstadt Erkelenz, im Nordosten an Wockerath, im Osten an Kückhoven, im Südosten an Neu-Immerath, im Südwesten an Tenholt und im Westen an den Industrie- und Gewerbepark Commerden. Der Wahnenbusch, ein Waldgebiet, liegt im Süden von Bellinghoven.
Zwischen Bellinghoven und Kückhoven entstand ab 2006 der neue Stadtteil Neu-Immerath, dieses Dorf wurde durch den BraunkohletagebauGarzweiler von seinem alten Standort verdrängt.
Siedlungsform
Bellinghoven ist ein Platzdorf. Bei dieser Dorfform sind die Häuser und Bauernhöfe um einen zentral gelegenen Platz angelegt. Hierdurch wird der Grundriss des Dorfes bestimmt. In Bellinghoven befindet sich auf dieser Freifläche der im Panoramafoto erkennbare Weiher.
Erstmals schriftlich wurde der Ort am 18. März 1309 in einer Urkunde erwähnt. Das Dorf gehörte seit dem Mittelalter zur nahen Stadt Erkelenz, die im Herzogtum Geldern lag. Die Bauernhöfe waren ursprünglich im Eigentum des Aachener Marienstiftes. Erkelenzer Schöffen aus den Familien Middelman, Udmann und Haen waren mit einigen dieser Höfe belehnt. 1537 wurde laut Lehnsregister Mathias Baux Secretaris to Erkelentz mit einem Hof belehnt.[2]
1566 denunzierten Nachbarn Frens van Bellinghoven beim Vogt von Erkelenz als Hexe. Ihre Unschuld galt als erwiesen, nachdem sie zweimal der Folter, dem peinlichen Verhör, widerstand. Das Erkelenzer Schöffengericht und das nächsthöhere Gericht in Roermond erkannten ihre Forderung auf Schadensersatz, die ihre Nachbarn zu zahlen hatten, an.[3]
Die Maar wurde 1959/1960 trockengelegt und entschlammt. Die Insel mit der Trauerweide wurde beseitigt.
Zwischen 1965 und 1971 nahm Bellinghoven am Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden teil und gewann auf Kreisebene mehrmals den ersten Platz.
1988/1989 fand eine Dorferneuerung statt, das Dorf wurde an die Kanalisation angeschlossen und die Maar entschlammt, vertieft und eine Insel angelegt.
2009 wurde im Dorf die Ausstellung 700 Jahre Bellinghoven präsentiert.[7]
2015 erhielt Bellinghoven den Anschluss an Glasfaser.
Schule
Ab 1828, nach Einführung der Schulpflicht in Preußen, besuchten die Kinder aus Bellinghoven die Schule in Tenholt. Erst 1865 erhielt das Dorf eine eigene Schule, hierzu wurde zunächst ein Wohnhaus angemietet. 1869 wurden am Ortsrand ein Schulgebäude und ein Wohnhaus für den Lehrer errichtet. 1870 wurde die Schule eingeweiht. Für alle Klassen fand der Unterricht in einem Raum statt und wurde von nur einem Lehrer geleitet. Diese Volksschule existierte bis 1968. Das Dorf gehörte nun zum Grundschulbezirk von Kückhoven. Die älteren Jahrgänge der Bellinghovener Schule wechselten zur Hauptschule nach Erkelenz.
Im Schulgebäude befindet sich heute eine Ausbildungsstätte der Kreishandwerkerschaft. Bei Wahlen dient es der Bevölkerung als Wahllokal.
Sehenswürdigkeiten
Die Maar
Der fast kreisrunde Weiher, die Maar genannt, prägt mit seiner Insel das Ortsbild. Die früheste schriftliche Erwähnung der Mair stammt aus dem Jahr 1494.
Waren früher solche Maare in den Ortschaften des Erkelenzer Landes häufig anzutreffen – selbst die Stadt Erkelenz hatte eine solche, dort, wo sich heute der Franziskanerplatz befindet – so existiert heute nur noch in Bellinghoven ein solches Gewässer. Im benachbarten Jülicher Land weist Hottorf gleichfalls noch eine Maar auf. Sie sind nicht wie die Eifeler Maare vulkanischen Ursprungs.
Diese Wasserflächen hatten unterschiedliche Funktionen, sie waren Löschwasserteich, Viehtränke und Pferdeschwemme, Fischteich und dienten zur Haltung von Hausenten und -gänsen. Wenn sie im Winter zugefroren waren, sägten Eisschneider das Eis in Blöcke und verwendeten es in Eiskellern zur Kühlung. Eine Nutzung als Flachsröste kann wegen der dort auftretenden Fäulnisgase ausgeschlossen werden.
Das Gewässer wird vom Regenwasser der umgebenen Dachflächen und Straßen gespeist. Kontakt zu Grundwasser existiert nicht. Als Abfluss dient das Bellinghovener Fließ, das ab dem Dorfrand als offener Graben in nordöstlicher Richtung zur Niers hin entwässert.
Schon immer wurde in Bellinghoven die Maar auch für Freizeitaktivitäten genutzt, im Winter zum Schlittschuhlaufen und im Sommer zum Kahnfahren. Der Rasen an der Maar wird von den Vereinen als Festplatz genutzt. Auch der Maibaum der Dorfjugend wird hier alljährlich aufgestellt. Zahlreiche Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein.
Eine historische Wasserpumpe erinnert an die Zeit vor Einführung der Wasserleitung, der ursprüngliche Pumpenplatz liegt nur wenige Meter entfernt, der dazugehörige Brunnen ist noch erhalten, aber abgedeckt.
Eine Mispel, die Geldernsche Rose, erinnert an das 700-Jahr-Jubiläum des Dorfes.
Die Veranstalter haben die traditionellen sommerlichen Freizeitmöglichkeiten, die die Maar bietet, aufgenommen und zu zwei Varianten ausgebaut. Es sind die Hauptattraktionen des Sommerfestes.
Beim Wasservehikelrennen, erstmals 1984 veranstaltet, müssen die Teilnehmer selbstgebaute Muskelkraftbetriebene Fahrzeuge benutzen, die möglichst bootsunähnlich sind. Gebaut werden diese Vehikel teilweise im Stil von Tretbooten oder Amphibienfahrrädern. Manche werden geschmückt und mit einem Motiv gestaltet wie die Umzugswagen beim Karneval oder Blumenkorso, manche bestehen auch nur aus einer Badewanne oder sind ein Floß. Das Wasservehikelrennen ist eine Weiterentwicklung der Badewannenrennen. Die Prämierung erfolgt nach Schönheit und Schnelligkeit.
Die Wasserspiele, erstmals 1988 veranstaltet, werden im Stil der Spiel ohne Grenzen oder Takeshi’s Castle durchgeführt. Bei dem Wettbewerb auf der Maar sollen so wenige Teilnehmer wie möglich trocken bleiben.
Direkt am Weiher befindet sich das Hotel und Restaurant Schwanenhof. Im Dorf bestehen drei Reithöfe. Das Dorf weist nur noch einen Bauernhof im Vollerwerb auf, 1963 gab es hingegen noch elf Höfe.[8]
Verkehr
Fahrrad
Ein Radweg führt von Lövenich über Bellinghoven, endet aber kurz vor Erkelenz. Die Mispelbaumtour verläuft durch das Dorf, sie verbindet alle Erkelenzer Ortschaften, die zum Herzogtum Geldern gehörten.
Das südliche Stadttor der Stadt Erkelenz wurde Kölner Tor und auch Bellinghover Tor genannt.
Jenseits der Stadtmauern Richtung Wockerath befand sich ehemals die Bellinghover Mühle. Eine Windmühle, die schon vor 1558 bestand, 1910 wurde sie abgebrochen.
Beim Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden gewann Bellinghoven bisher viermal den Titel auf der Kreisebene und 1967 einen Sonderpreis auf der Landesebene.
Literatur
Die Bellinghovener Kapellengemeinde, in Pfarrkirche und Gemeinde St. Lambertus in Erkelenz, Schriften des Heimatvereins der Erkelenzer Lande, Band 23, Erkelenz 2009, S. 338–342
Verena Böckle: Die Grundherrschaft des Aachener Marienstifts in Erkelenz-Bellinghoven, 1500-1634: Transkription und Kommentar zum historischen Quellenwert spätmittelalterlicher Lehnsregister, in: Geschichte im Bistum Aachen 15, (2019/20), S. 87–122
↑ Duisburg, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abt. Rheinland, Aachen, St. Marien, Akten Nr. 17, fol. 35v.
↑Gerard Venner: Die Roermonder Haupturteile für das Erkelenzer Stadtgericht, (=Studien zur Geschichte der Stadt Erkelenz vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit, hg. von der Stadtverwaltung anläßlich der 650-Jahr-Feier der Stadt Erkelenz (Schriftenreihe der Stadt Erkelenz 1), Köln 1976)
↑Jakob Werth, Der Krieg zwischen Linnich und Erkelenz – 1655 am 14. und 15. Oktober, in: Rur-Blumen, Jg. 1924, Nr. 27
↑Allan H. Mick: With the 102nd Infantry Division Through Germany. Infantry Journal Press, Washington April 1947, ISBN 978-0-89839-045-2, Czechoslovakia 1945.
↑Hubert Rütten: Das Kriegsende im Erkelenzer Land aus amerikanischer Sicht. In: Aus der Geschichte des Erkelenzer Landes. Schriften des Heimatvereins der Erkelenzer Lande, Nr. 24, Erkelenz 2010