Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Maar (Begriffsklärung) aufgeführt.
Ein Maar (lateinischmare‚Meer‘) ist eine schüssel- oder trichterförmige Mulde vulkanischen Ursprungs, die in eine vorvulkanische Landfläche eingesenkt ist. Gebildet werden Maare durch Wasserdampfexplosionen beim Zusammentreffen von Grundwasser und heißem Magma, in den meisten Fällen in einer einzigen Explosionsperiode.[1] Maare sind überwiegend kreisförmig oder oval, die Mulde kann flach oder trichterförmig wie ein Krater sein. In der Regel ist das Maar von einem Ringwall aus Auswurfmaterial umgeben. Man unterscheidet den Maarsee vom Trockenmaar.
Der Name Maar geht höchstwahrscheinlich auf den gleichlautenden Eifler Mundartbegriff aus der Dauner Gegend zurück. Die Ableitung dieses Worts vom lateinischen mare (Meer) und dem spätlateinischen mara (See) liegt nahe. Eine der ersten schriftlichen Erwähnungen des Wortes Marh findet sich in der 1544 erschienenen Cosmographia des Sebastian Münster. Er bezeichnete damit das Ulmener Maar und den Laacher See, wenn auch letzterer nach heutiger Typologie eine Caldera darstellt. Der TriererGeologe und GymnasiallehrerJohannes Steininger (1794–1874) wandte den Mundartnamen Maar erstmals als geologischen Fachbegriff auf einen normalerweise mit Wasser gefüllten Vulkantrichter an. Später ging der Begriff in die internationale Fachsprache ein.[1]
Aufbau und Entstehung
Die Bildung von Maaren war lange umstritten, konnte jedoch aufgrund der Beobachtungen an aktiven Maarvulkanen rund um den Pazifik geklärt werden.
Maare entstehen bei einer phreatomagmatischen Explosion, wenn Wasser (Grund- oder Oberflächenwasser) auf heiße Gesteinsschmelze (Magma) trifft. Der davon verursachte Explosionsvorgang führt zu einem raschen Auswurf von Tuffmaterial, das in manchen Fällen fast gänzlich aus zertrümmertem nichtvulkanischem Nebengestein besteht, auf jeden Fall ist ein Nebengesteinsanteil in den ausgeworfenen Tuffen festzustellen. Die Tuffe können einen Wall um den Maarrand bilden, in unregelmäßig verteilten Tufffächern vom Maar ausgehen oder als Tuffdecke die Umgebung des Maars überdecken. Der Durchmesser typischer Maare liegt zwischen 50 und 2000 m, noch größere Maare sind bekannt.
Die Größe des Maars hängt im Wesentlichen von der zugeführten Wassermenge ab. Bei geringer Wassermenge liegt das Zentrum der Explosion nahe der Erdoberfläche in etwa 30 bis 100 m Tiefe. Der herausgesprengte Trichter des Explosionskraters ist einige hundert Meter groß, sein Volumen entspricht dem des ausgeworfenen Materials. Ist die Wassermenge groß, weil etwa ein wasserreicher Bach oder ein See in den Vulkanschlot hinein läuft, so kann das Wasser größere Tiefen erreichen und die Explosion findet in bis zu 500 m Tiefe statt. Sie kann das Gestein darüber nicht vollständig ausräumen, so dass das bei der Explosion zertrümmerte Gestein in engen Explosionskanälen und -spalten nach oben durchbricht und dort als Tuffstrahl oder -Fächer ausgeworfen wird, während der entleerte Hohlraum schließlich einbricht. Explosionen solchen Typs erzeugen Maare mit mehr als 1000 m Durchmesser.
Maarseen und Trockenmaare
Im Maarsee füllt das Grund- oder Niederschlagswasser die trichterförmige und meist runde Hohlform des Maarkessels, der durch die vulkanischen Explosionen entstanden ist. Beispiele für diesen Maartyp sind die drei Dauner Maare in der Eifel. Ein Trockenmaar ist ein mit Sediment aufgefüllter (verlandeter), angelandeter oder trockengelegter Maarsee. Ein verlandeter Maarsee ist zum Beispiel das Eckfelder Maar. Bei Steffeln ist das im letzten Jahrhundert trockengelegte „Eichholzmaar“ (auch „Gussweiher“ genannt) wieder zu einem Maar renaturiert worden. In einigen Fällen ist der Untergrund so wasserdurchlässig, dass sich kein Maarsee bilden kann. Nach schneereichen Wintern und starken Regenfällen füllen sich manche Trockenmaare partiell und temporär mit Wasser, andere enthalten kleine Moore oder oft künstlich angelegte Weiher, die jedoch nur Teile der Hohlform einnehmen.
Abgrenzung zu anderen Vulkanformen
Der Vulkantyp des Maars lässt sich gegen ähnliche vulkanische Formen wie folgt abgrenzen:
im Gegensatz zu Kraterseen sind Maare in eine nicht vulkanische Oberfläche eingesenkt. Von ihm gehen keine oder selten Lavaströme aus.
im Gegensatz zu Calderen entstehen Maare nicht durch den Einsturz einer Magmakammer. Durch den Auswurf von Gesteinsmaterial aus tieferen Regionen bei einer Maareruption kann der Einsturz der Oberfläche verursacht werden, Reste eines Vulkankegels oder anderer Vulkangebäude fehlen jedoch, ebenso Hinweise auf eine längere Entstehungszeit.
im Gegensatz zum Diatrem weist ein Maar einen in die Erdoberfläche eingesenkten Trichter oder Krater auf.
die ausgeworfenen pyroklastischen Gesteine (bzw. die „Tephra“) sind vergleichsweise nebengesteinsreich bzw. arm an Lavabruchstücken und -bomben.[4]
Vorkommen
In Deutschland
Eifelmaare
In der Vulkaneifel kommen etwa 75 Maare vor, sowohl als wassergefüllte Maarseen, in der weitaus überwiegenden Zahl der Fälle jedoch als Trockenmaare. Beide Formen sind typisch für die Vulkaneifel. Die letzten Ausbrüche liegen mindestens 11.000 Jahre zurück und viele Maare der Eifel sind deutlich älter. Aus diesem Grund sind viele bereits stark erodiert und ihre Formen und vulkanischen Merkmale nicht so deutlich, wie dies bei jüngeren oder gar aktiven Maaren anderswo auf der Erde der Fall ist. Dennoch sind die Maare der Eifel gut erhalten.[1]
Die dort wassergefüllten Maare werden auch als (blaue) Augen der Eifel bezeichnet.[5]
Die im Folgenden genannten Vulkanformen werden oft landläufig als „Maar“ oder „Maarsee“ bezeichnet, obwohl es sich dabei nicht um Maare im eigentlichen Sinn handelt:
In Deutschland gibt es auch außerhalb der Eifel einige Maare. Ein berühmtes Beispiel dafür ist die bei Messel im Landkreis Darmstadt-Dieburg gelegene Grube Messel, ein ehemaliger Maarsee, der durch seine ausgezeichnet erhaltenen Fossilien bekannt ist. Daneben gab es auf der Schwäbischen Alb und im Albvorland (Schwäbischer Vulkan) maarebildende Vulkane; da die über 350 Eruptionspunkte nur im Ober-Miozän vor 17 bis 11 Millionen Jahren aktiv waren, sind alle Maare außer dem Trockenmaar Randecker Maar und der Molach nur noch geologisch auffindbar. Im Erzgebirge bei Hammerunterwiesenthal bildete sich vor etwa 30 Millionen Jahren während des Oligozän das Maar von Hammerunterwiesenthal, das in Ost-West-Richtung 2 km lang und in Nord-Süd-Richtung 1,4 km breit ist.
Die Newer Volcanics Province in der Provinz Victoria, Australien, enthält zahlreiche Maare, so Mount Gambier und Mount Schank. Auf Papua-Neuguinea ist der Koranga bekannt, und im Krummel-Garbuna-Welcker-Vulkanfeld auf Neubritannien liegt das Numundo-Maar. Der Kawah Masem am Sempu in Indonesien ist ebenfalls ein Maar, und das San Pablo Volcanic Field in der Provinz Laguna auf der Insel Luzon auf den Philippinen enthält Maare.
Werner D’hein: Natur- und Kulturführer Vulkanland Eifel. Mit 26 Stationen der „Deutschen Vulkanstraße“. Gaasterland-Verlag, Düsseldorf 2006, ISBN 3-935873-15-8.
Hans-Ulrich Schmincke: Vulkanismus. Primus-Verlag, Darmstadt 2010, ISBN 978-3-89678-690-6, S. 184.
Wilhelm Meyer: Geologie der Eifel. 1. Auflage. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1986, ISBN 3-510-65127-8.
↑ abc
Wilhelm Meyer: Geologie der Eifel. 1. Auflage. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1986, ISBN 3-510-65127-8, S.311, 311f.
↑Ute Kehse: Von Sandstürmen zur Eiszeit. In: Bild der Wissenschaft. 12. August 2005, abgerufen am 8. September 2019 (Maare in der Eifel zeichneten Klimawandel vor der letzten Kälteperiode auf).
↑
H. Wolfgang Wagner et al.: Trier und Umgebung (= Sammlung geologischer Führer. Band60). 3., völlig neu bearbeitete Auflage. Borntraeger, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-443-15094-5 (Geologie der Süd- und Westeifel, des Südwest-Hunsrück, der unteren Saar sowie der Maarvulkanismus und die junge Umwelt- und Klimageschichte).
↑Wilhelm Meyer: Die Geologie. In: Heimatjahrbuch 2006. Kreis Ahrweiler, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Mai 2016; abgerufen am 21. Januar 2016 (zu Ungeklärte Herkunft des Rodder Maars).
↑Johannes Baier: Das Vulkanfeld Chaîne des Puys. In: Aufschluss 72 (6), S. 310–321, 2021.
↑
Neumann et al.: Holocene vegetation and climate history of the northern Golan heights (Near East). In: Vegetation History and Archaeobotany. Band16, Mai 2007, S.329–346, doi:10.1007/s00334-006-0046-x (englisch).