Die Stadt liegt auf der größtenteils hochwasserfreien Terrasse der 500 Meter entfernten Regnitz, acht Kilometer nördlich von Erlangen und acht Kilometer südlich von Forchheim, auf halbem Wege zwischen Nürnberg und Bamberg an der Bundesautobahn 73.[3]
Es gibt die Gemarkungen Baiersdorf und Wellerstadt.[6] Die Gemarkung Baiersdorf hat eine Fläche von 10,066 km². Sie ist in 4557 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Flurstücksfläche von 2208,89 m² haben.[7] In ihr liegen neben dem namensgebenden Ort die Gemeindeteile Baiersdorfermühle, Hagenau und Igelsdorf.[8]
Der Ort wurde 1062 als „Peieresuorahe“ erstmals urkundlich erwähnt. Der Ortsname leitet sich von einem gleichlautenden Flurnamen ab, dessen Grundwortforaha, fohra (ahd. für Föhre, Kiefer) mit angehängtem Kollektivsuffix –ahi ist, und demnach Föhrenwald bedeutet. Das Bestimmungswort ist Peier, wohl der Personenname des Grundstückbesitzers. Erst 1123 wurde der Ort erstmals als „Baieresdorf“ erwähnt.[9]
Der 1835 bis 1846 erbaute Ludwig-Donau-Main-Kanal führte östlich an Baiersdorf vorbei und es gab dort eine Ladestelle (Anlände) für den Güterumschlag. Diese diente hauptsächlich für den Export von Agrarerzeugnissen und dem Import von Kohle und Baustoffen. 1950 wurde der Ludwigskanal wieder aufgelassen und die ehemalige Anlände, die dank ihres Bahnanschlusses an die Ludwig-Süd-Nord-Bahn bereits 1844 einen trimodalen Güterumschlag Schiff/Schiene/Straße bot, ist heute mit der A 73 überbaut. Nur der Kilometerstein 140, der transloziert wurde, erinnert heute noch an die dort ehemals vorhandenen Anlagen des Ludwigskanales.
Baiersdorf hat einen großen Anteil am europäischen Meerrettich-Anbau; es gibt dort zwei weitbekannte Firmen, die Meerrettich-Produkte herstellen und vertreiben. Markgraf Johann der Alchemist (1406–1464) ließ zum ersten Mal in Baiersdorf Meerrettich pflanzen als Beginn des Anbaus in Mittel- und Oberfranken. Das Spezialunternehmen Schamel wurde 1846 in Baiersdorf gegründet und ist der älteste Meerrettichbetrieb der Welt. Auch die Wurzeln des in Baiersdorf ansässigen Unternehmens KOCHs im Meerrettichhandel reichen über hundert Jahre zurück.
20. und 21. Jahrhundert
Der Gemeindeteil Hagenau gehörte bis zur Gemeindegebietsreform 1978 zur Nachbargemeinde Poxdorf. Die Siedlung war 1939 entstanden. Zunächst wurden ein Luftwaffenlager eingerichtet, dann eine Barackensiedlung gebaut, in der französische Kriegsgefangene, nach 1945 Vertriebene aus dem Sudetenland einquartiert wurden. Ab 1946 wurde die Siedlung Hagenau gebaut. Vom 1. bis zum 3. September 2006 fand die 60-Jahr-Feier statt.
Am Abend des 21. Juli 2007 wurde das Gemeindegebiet nach ungewöhnlich starken Regenfällen überschwemmt. Rund tausend Häuser standen unter Wasser, die Bundesautobahn 73 musste für den Verkehr gesperrt werden. Der Schaden wurde auf etwa 100 Millionen Euro[13] geschätzt.
Chronik
Jahr
Baiersdorf mit den Stadtteilen Wellerstadt, Igelsdorf und Hagenau
1007
Erste urkundliche Erwähnung Wellerstadts in der Schenkungsurkunde von König Heinrich II.
1062
Erste urkundliche Erwähnung von Baiersdorf in der Schenkungsurkunde von König Heinrich IV.
1133
Erstmalige Erwähnung der Baiersdorfer Sankt-Nikolaus-Kirche
1158
Nürnberger Burggrafen erhalten das Schirm- und Schutzrecht über Baiersdorf
1348
Erste urkundliche Erwähnung von Igelsdorf im Bamberger Urbar (Güterverzeichnis der Bischöfe)
1353
König Karl IV. erlässt das Recht, Baiersdorf zu einer Stadt auszubauen
1368
Erstmalige Erwähnung einer „Veste Bayersdorf“, welche später auch Scharfeneck genannt wird
1473
Erste Nennung einer jüdischen Gemeinde in Baiersdorf
1474
Großer Stadtbrand. Von der Kirche blieb nur der Turm und das Sakrament übrig.
1525
Thomas Beck – ehemaliger Mönch – wird als erster evangelischer Geistlicher vom Stadtrat eingesetzt.
1528
Baiersdorf wird evangelisch und 1558 Sitz des Dekanats.
1602
Die Pest tritt auf – durch einen Bettler eingeschleppt.
1611
Baiersdorf wird Sitz des Oberrabbinats.
1632
Fünfte Zerstörung von Baiersdorf mit dem neu gebauten Schloss durch die Bamberger
Anschluss an das Königreich Bayern. Außerdem werden Ämter nach Erlangen abgezogen.
1812
Das Justizamt und damit die letzte überörtliche Verwaltungsbehörde wird abgezogen.
1814
Baiersdorf verliert den Sitz des Dekanats.
1819
Baiersdorf verliert den Sitz des Oberrabbinats.
1892
Abbruch der Schlossruine Scharfeneck
1905
Einweihung des Kindergartens in der Seligmannstraße
1911
Errichtung der Jahnturnhalle
1925
Bau der ersten katholischen Kirche Sankt Josef seit der Reformation
1938
Zerstörung der Synagoge in der Pogromnacht
1946
Hagenau wird von den eintreffenden Heimatvertriebenen gegründet
1965
Bau der zweiten katholischen Kirche
1969
Bau der Industriestraße zur Ansiedlung von Gewerbebetrieben
1972
Im neuen Baugebiet In der Point entstehen die ersten Wohnhäuser.
1983
Einweihung der neuen Hauptschule und der dazugehörigen Mehrzweckhalle. Im Stadtteil Hagenau wird das Pfarrzentrum Sankt Marien eingeweiht.
1998
Beginn der Ausweisung des Baugebietes In der Hut (heute ca. 1000 Einwohner)
2007
In der Nacht vom 21. auf den 22. Juli wird Baiersdorf von einer riesigen Flut heimgesucht. Im gesamten Stadtgebiet entstehen enorme Schäden in Millionenhöhe
2008
Einweihung der neu errichteten Stadtsporthalle
2010
In Baiersdorf leben 7800 Menschen. 2000 Personen sind in der Stadt beschäftigt und rund 600 Unternehmen und Gewerbetreibende ansässig.
2011
Fertigstellung der Sanierungsmaßnahmen nach der Flutkatastrophe
2012
Baiersdorf feiert 950 Jahre Baiersdorf – Erste urkundliche Erwähnung
Wählergemeinschaft für Familien in Baiersdorf (WGFB)
02,2 %
0
Wahlbeteiligung: 60,5 %
Bürgermeister
Erste Bürgermeisterin ist Eva Ehrhardt-Odörfer (SPD). Sie wurde bei der Bürgermeisterwahl im März 2022 mit 51,9 Prozent der Stimmen gewählt, nachdem ihr Vorgänger Andreas Galster (CSU) das Amt aufgrund der Folgen eines Verkehrsunfalls niederlegen musste.[36]
Wappen und Flagge
Wappen
Blasonierung: „Gespalten; vornegeviert von Silber und Schwarz; hinten auf grünem Boden stehend ein grün gekleideter Geleitsmann mit schwarzem Gürtel, Hut und schwarzen Stiefeln, der in ein goldenes Horn bläst und in der Linken einen goldenen Spieß hält.“[37]
Wappenbegründung: Aus dem Jahr 1458 ist der Abdruck eines Siegels überliefert, das wohl im späten 14. Jahrhundert entstanden ist. Das Wappenbild hat sich bis heute nicht geändert. Die Vierung von Silber und Schwarz weist auf die damaligen Ortsherren, die Burggrafen von Nürnberg. Die Figur des Mannes änderte sich im Lauf der Jahre, sie wechselt vom wilden Mann zum Postboten, Wächter, Hirten oder Jäger. Vermutlich stellt sie einen Geleitsmann dar.
FrankreichFrankreich: Seit 2000 ist auch die Stadt Pacé Partnerstadt, nach der der Park nahe der Point benannt wurde.
PolenPolen: Die Partnerschaft mit der Gemeinde Brenna wurde im Juli 2007 zur Tausendjahrfeier von Wellerstadt besiegelt.
Wirtschaft
Aufgrund der günstigen Lage an A 73 und der Bahn hat Baiersdorf eine gute Verkehrsanbindung, die ein bedeutender Standortfaktor für Industrie und Handel ist.
Zwei Industriegebiete, der rund 15.000 Quadratmeter große Gewerbehof Heinlein im Süden der Stadt und der im Nordosten gelegene Gewerbepark, bilden das Rückgrat des örtlichen Gewerbes. Dort stellt das 1846 gegründete Unternehmen Schamel Meerrettichprodukte her. Daneben haben sich moderne Handelsunternehmen unterschiedlicher Branchen angesiedelt.
1991 ließ sich die Brodos AG im Gewerbehof Heinlein nieder. Mit rund 200 Vollzeitbeschäftigten ist dieser Mobiltelefongroßhandel und IT-Dienstleister größter Arbeitgeber am Ort. Deutschlandweit gehört Brodos zu den drei größten Distributoren von Telekommunikationsartikeln und erzielten zeitweise einen Umsatz von über 200 Millionen Euro.
Die Baiersdorfer Kirchweih am Johanniswochenende im Juni und die Wellerstädter Kirchweih (Kerwa) am zweiten Augustwochenende haben eine lange Tradition.
Am Faschingssonntag ziehen die sogenannten Fasalecken durch Baiersdorf und treiben einen der ihren, der von Kopf bis Fuß in Stroh gepackt ist und den personifizierten Winter darstellt, am 11. Februar ab 14:15 Uhr durch die Straßen. Der „Winter“ wird dabei ausgepeitscht, ebenso jeder der sich den Fasalecken in den Weg stellt. Nach dem Umzug wird dem „Bären“ das Stroh über die Ohren gezogen und auf dem Festplatz erfolgt ein „Feuersprung“.[43] Das ist ein alter Brauch des Winteraustreibens, der aber nichts mit Fasching/Fastnacht zu tun hat.
Nur in Baiersdorf wird Meerrettich, im Fränkischen Kren genannt, im großen Stil angebaut und verarbeitet.[44] Seit dem Jahr 2006 findet am dritten Sonntag im September in der Stadtmitte der Baiersdorfer Krenmarkt mit bis zu 10.000 Besuchern statt. Alle zwei Jahre wird in Baiersdorf die bayerische Meerrettichkönigin in ihr Amt eingeführt.
Naherholung
Rund 1 km nordwestlich vom Rathaus entfernt liegen die Baiersdorfer Baggerseen. Sie bestehen aus zwei aneinandergrenzenden Seen, dem nördlichen Ausee und dem südlichen Angersee. Bei letzterem handelt es sich um einen Anglersee; Baden ist dort verboten. Auch der größere Ausee – rund 300 m lang und 150 m breit, bis zu 10 m tief – ist offiziell nicht als Badesee ausgewiesen. Es gibt keine Badeaufsicht; Baden wird nur als Gemeingebrauch von Gewässern geduldet. Im nordwestlichen Uferbereich ist FKK möglich. Der See wird über einen unterirdischen Zufluss gespeist; der Abfluss erfolgt nach Norden. Trotz der relativen Tiefe und der Quelle gab es 2020 bei sehr hohem Badebesuch eine so starke Ausbreitung von Cyanobakterien (Blaualgen), dass das Ordnungsamt der Stadt Baiersdorf vom Baden dringend abriet.[45]
Baiersdorf liegt an der Bahnstrecke Nürnberg–Bamberg. Hier halten Züge der S-Bahn Nürnberg (Linie S1 Bamberg–Neumarkt).
Am 4. Mai 2014 erhielt der S-Bahn-Triebwagen 442 222 am Bahnhof Baiersdorf den Namen der Stadt.[46]
Thomas Stöhr (* 1976), Geigenbaumeister spezialisiert auf Cellobau, fertigt hochwertige Celli in Handarbeit für nationale und internationale Orchester und Solisten. Gewann 2004 und 2012 den Deutschen Musikinstrumentenpreis in der Kategorie Cello.
Johann Daniel Albrecht Hoeck: Geschichte und Beschreibung der der in dem königl. baier. Rezatkreise liegenden Stadt Baiersdorf und der Ruine Scharfeneck. Verlag der Riegel und Weißner´schen Buchhandlung, Nürnberg 1834 (digitale-sammlungen.de).
↑Gemarkungs- und Gemeindeverzeichnis. Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, 17. Februar 2022, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Februar 2021; abgerufen am 7. Mai 2022.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ldbv.bayern.de
↑W.-A. v. Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen, S. 33.
↑Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933. 2., unveränderte Auflage. Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1978, ISBN 3-87707-013-2, S.107 (Erstausgabe: 1950).
↑Im Jahr 1609 betrug mit 350 Personen der Anteil der Juden an der Gesamtbevölkerung Baiersdorfs ein Drittel somit mehr als in anderen Gemeinden der Landeshauptmannschaft Neustadt. Vgl. Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933. 2., unveränderte Auflage. Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1978, ISBN 3-87707-013-2, S.171f. (Erstausgabe: 1950).
↑Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S.458.
↑Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 118
↑Martin Droschke: Baiersdorf bei Erlangen. In: Franken 2024. Franken-Wissen für das ganze Jahr. Emons Verlag, Köln 2023, ISBN 978-3-7408-1797-8, Blatt 10. Februar.
↑Martin Droschke: Bevor in Baiersdorf bei Erlangen ein seltener Schatz gehoben werden kann […]. In: Franken 2024. Franken-Wissen für das ganze Jahr. Emons Verlag, Köln 2023, ISBN 978-3-7408-1797-8, Blatt 15. September.
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