Umgangssprachlich werden verschiedene krankheitserregendeMikroorganismen wie Bakterien, Amöben und Viren als Bazillus oder Bazille bezeichnet. Die so bezeichneten Organismen bilden aber keine biologisch-systematische Gruppe (Taxon) und die weitaus meisten von ihnen gehören nicht zur Gattung Bacillus.
Sie vermehren sich nur unter aeroben Bedingungen und zwar auch auf einfachen Grundkulturmedien. Alle Arten bilden Lecithinase und Katalase, die meisten Arten unterscheiden sich in der Verwertung von Kohlenhydraten und der Fähigkeit zur aktiven Bewegung. Zur Zersetzung von biotischen Geweben besitzen sie ein breites Spektrum artspezifischer Enzyme (Bsp.: Kollagenasen, Proteasen). Einige Vertreter der Gattung bilden Toxine (beispielsweise Hämolysine).
Der GC-Gehalt ihrer DNA ist sehr uneinheitlich. Er liegt bei 32 bis 69 %.
Als Besonderheit enthalten viele Arten der Gattung Bacillus in ihren Membranen einen hohen bis überwiegenden Anteil verzweigter Fettsäureketten.[3]
Bacillus cereus Frankland & Frankland 1887. Weit verbreitetes Bodenbakterium, in verschiedenen Lebensmitteln (insbesondere Reis) häufig nachweisbar. Seine beiden bekannten Enterotoxine können zur Lebensmittelvergiftung führen. Eine Variante ist B. cereus biovar anthracis, Erreger einer 2016 gefundenen neuen Form des Milzbrands.[6][7] Eine weitere Variante ist B. cereus var. mycoides, welche ein pilzmycelähnliches Wachstum auf der Nährbodenoberfläche aufweist. Es gibt „links-“ und „rechtsdrehende“ Stämme.
Bacillus circulans Jordan 1890 bildet Kolonien, in denen sich die Bakterienmassen kreisförmig um die Koloniemitte bewegen (daher der Name).
Bacillus polymyxa (Prazmowski 1880) Macé 1889 (früher: B. asterosporus) hat seinen Namen wegen der starken Schleimbildung. Die Sporen sind im Querschnitt sternförmig.
Bacillus stearothermophilus Donk 1920 ist aufgrund seines Wachstumsoptimums bei 50 – 65 °C ein ausgesprochen thermophiler Organismus, unter 30 °C wächst er nicht. Er dient als Prüforganismus bei Sterilisationsprozessen.
Bacillus subtilis (Ehrenberg 1835) Cohn 1872. Ein in Heuaufgüssen anreicherbarer Bacillus, und deshalb auch Heubazillus genannt. Einzelne Stämme sind Antibiotikabildner (Bacitracin).
Hans G. Schlegel: Allgemeine Mikrobiologie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-13-444607-3.
Michael T. Madigan, John M. Martinko: Brock Mikrobiologie. Pearson Studium, 2006, ISBN 978-3-8273-7187-4.
Marianne Abele-Horn: Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten. Unter Mitarbeit von Werner Heinz, Hartwig Klinker, Johann Schurz und August Stich, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Peter Wiehl, Marburg 2009, ISBN 978-3-927219-14-4, S. 260.
↑T. Kaneda: Iso- and anteiso-fatty acids in bacteria: biosynthesis, function, and taxonomic significance. In: Microbiol. Rev. 55(2); June 1991: S. 288–302 PMID 1886522 (freier Volltextzugang).
↑Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 42.
↑A. M. Grierson: "Bacillus Anthracoides": A Study of its Biological Characters and Relationships and its Pathogenic Properties under Experimental Conditions. In: The Journal of hygiene. Band 27, Nummer 3, März 1928, S. 306–320, doi:10.1017/s0022172400032022, PMID 20474969, PMC 2167720 (freier Volltext).