Das Kloster wurde um 1117 dank einer Stiftung von Reginbold von Rommersdorf (auch: Reginbold von Isenburg (Adelsgeschlecht)[1]) gegründet. Die ersten dort ansässigen Geistlichen waren Benediktiner aus Schaffhausen. Schon nach wenigen Jahren verließen die Benediktiner den Ort wieder. Als Grund ist wohl die zu große Armut der Niederlassung anzunehmen. Nachdem die Benediktiner gegangen waren, verfiel Rommersdorf nach und nach.
Die einstmals prächtige Klosterkirche diente auch als Begräbnisstätte des isenburgischen Herrscherhauses, vornehmlich für den Abt und andere Konventsmitglieder, aber auch für Vertreter der umliegenden Adelsgeschlechter. Dazu gehörten vor allem die Grafen von Wied und Grafschaft Isenburg und die Herren von Braunsberg. Einer der Äbte, Bruno von Isenburg-Braunsberg (ab 1214 Abt, † 10. Dezember 1236), wurde von der katholischen Kirche heilig-gesprochen. Unter ihm nahm das Kloster einen bedeutenden Aufschwung. Bruno wurde 1213 von Papst Innozenz III. und noch einmal 1220 von Papst Honorius III. als Kreuzzugsprediger nach Trier gerufen. Unter seiner Leitung wurde das Kloster erweitert, auch errichtete er ein Krankenhaus. Papst Gregor IX. beauftragte ihn, für ihn einen Bericht der Wunder der hl. Elisabeth von Thüringen abzufassen, da er mit Ludwig IV. (Thüringen) und seiner Frau Elisabeth freundschaftlich verbunden war.
Die Kirche stand unter dem Patrozinium der hl. Jungfrau Maria. Sie hatte umfangreichen Besitz im umliegenden Kirchspiel Heimbach. Von Rommersdorf aus wurden weitere Tochterklöster gegründet. Diese waren allesamt Frauenklöster. Zu nennen sind dabei die Klöster Wülfersberg, dem Rommersdorfer Männerkloster benachbart, und der Hof Steinebach (Westerwald, bei Puderbach), Retters im Main-Taunus-Kreis, das Kloster Altenberg und das Kloster Dorlar bei Wetzlar. Bedeutsam wurde auch die Klosterkapelle in Adenroth bei Großmaischeid und das Hospital in Andernach.
Dem Wesen ihres Ordens nach waren die Prämonstratenser von Rommersdorf bestrebt, die Seelsorge in den umliegenden Pfarreien zu übernehmen. Die Orte Heimbach, Weis und Gladbach, die ein Kirchspiel bildeten, waren besonders eng an die Abtei Rommersdorf gebunden. Auch Neuwied und Engers zählten zu den Pfarreien des Klosters Rommersdorf.
Im Zuge der Säkularisation und des Reichsdeputationshauptschlusses kam es 1803 zur Auflösung der Prämonstratenserabtei Rommersdorf. Am 2. November 1802 begann der nassau-weilburgische Justizrat Carl Hergenhahn mit der vorläufigen Inbesitznahme des Stiftes Limburg und der Abteien Rommersdorf und Sayn. Am 16. November traf er in Rommersdorf ein und begann mit der Inventarisation des Besitzes der Abtei Rommersdorf. Gemäß Anweisung der kurtrierischen Regierung protestierte Müller dagegen, ergriff aber keine Maßnahmen. 5 Tage später erschien der kurtriersche Regierungsrat Stähler in Rommersdorf, konnte dort aber das kurfürstliche Verbot einer Zusammenarbeit mit Nassau nicht durchsetzen. Nach den Beschlüssen des Reichsdeputationshauptschlusses war jeder Widerstand gegen den Übergang der Landesherrschaft sinnlos geworden. Am 17. Juni 1803 gab der nassauische Hofrat Kayser den Beschluss zur Aufhebung der Abtei bekannt. Augustin Müller wurde mit einer Pension von 1500 Gulden pro Jahr in den Ruhestand geschickt. Ursprünglich hatte Kayser eine Pension von 2000 Gulden angeboten, Müller verzichtete aber zugunsten des Konventes auf 500 Gulden. Die Konventualen erhielten (soweit sie keine Pfarreien übernahmen) eine Pension zwischen 300 und 500 Gulden. Am 20. Juli 1803 ging die erste Zahlung ein und der Konvent wurde aufgelöst.[2]
Zahlreiche Brände und mangelnder Gebäudeschutz führten dazu, dass nach 1912 lediglich eine Ruine der Kirche und des Turms bestand.
Dem 1972 gegründeten Fördererkreis und der 1976 hieraus entstandenen Abtei-Rommersdorf-Stiftung – die erste dem Denkmalschutz verpflichtete Stiftung landesweit – ist es zu verdanken, dass seit 1977 die Rettung des zunehmend verwahrlosten Komplexes in Angriff genommen wurde. Unter anderem erhielt die Kirche ein neues Dach, so dass der weitere Zerfall verhindert wurde und der Innenraum wieder genutzt werden kann, der Turm wurde mit einer neuen barocken Haube versehen. Heute dient die ehemalige Klosteranlage als Erholungs- sowie Veranstaltungsort für die Freilichtfestspiele der Stadt Neuwied und der Kreuzgangkonzerte. In den Abteigebäuden ist eine Außenstelle des Landeshauptarchivs Koblenz untergebracht. 2003 förderte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die denkmalgerechte Neueindeckung des von Nikolaus Lauxen geplanten, 1783 errichteten barocken „Gästehauses oder Hospitals“ in altdeutscher Deckung.
Äbte in Rommersdorf von der Gründung bis zur Aufhebung der Abtei im Jahre 1803
Liste der Äbte des Benediktinerkonvents zu Rommersdorf 1117–1125 [3]
Johann I. von Löwen, Subprior und Prior in Floreffe, 1267 Propst in Wenau, 1268 Abt in Sayn, 1272 Abt in Steinfeld, 1287 Abt in Rommersdorf, ab 14.11.1289 Abt in Floreffe, resignierte, († 27. August 1293)
1288
18.
Waltelinus I. († 6. April 1293 ?)
1294–1301
19.
Enolf von Sterneberg, († 10. Februar oder 26. Februar)
1303–1304
20.
Philipp, aus Vallendar, 1263 Kleriker, resignierte oder abgesetzt († 3. Oktober)
1305–1306
21.
Ludwig I. († 3. Dezember)
1307 ?
22.
Konrad I., resignierte
1308–1329/30
23.
Krafto von Bedendorf, († 7. April)
1330
24.
Rorich I., 1330 Prior in Wülfersberg, Abt in Rommersdorf 25. April 1330
1332–1335
25.
Arnold von Winter, 1330, resignierte, († als Prior in Altenberg)
Hubert, aus Köln, decretorum doctor, Abt in Rommersdorf 1433 ?–4. November, Bischof von Azot 6. Februar 1451, († 5. Februar 1793 oder 23. Juni 1485) ⚰ in Rommersdorf
1484–1516
41.
Gisbert Keller, aus Heimbach, 1467, († 22. April 1517 ?)
1516–1524
42.
Johann IV. Mant von Limbach, verschwägert mit den Herren von Helfenstein),[5] Prior 1499, 1500, resignierte (Lepra), († 19. April 1527)
1524–1553
43.
Thomas, aus Dieblich, Novize in Rommersdorf 1505, Sacellanus und Prior in Dorlar 1516, Abt in Rommersdorf 5. Juli 1524, (* um 1489, † 1553) ⚰ in Rommersdorf
1553–1559
44.
Adam von Mülnarck, aus Westerburg, Abt in Rommersdorf 6. Dezember 1552, († 1. September 1559), ⚰ in Rommersdorf
1559–1576
45.
Servatius Gerhards, aus Wetzlar, Abt in Rommersdorf 15. September 1559, († 21. Januar 1576), ⚰ in Rommersdorf
1576–1595
46.
Johann V. Urbar, aus Koblenz, Prior in Marienroth, resignierte oder abgesetzt 1595, († 1618 in Beselich), ⚰ in Rommersdorf
1595–1634
47.
Johann VI. von Limburg, aus Heddesdorf, Priester 1578, Abt in Rommersdorf 1595, Stellvertreter des Visitators Abt de Roberti von Floreffe, 1632 Flucht vor den Schweden, (* 1551; † 29. April 1634), ⚰ in Rommersdorf
1634–1645
48.
Johann VII. Bielen, aus Heimbach-Weis, Prior in Altenberg, Abt in Rommersdorf 2. Mai 1634, († 29. Juli 1638), ⚰ in Rommersdorf
1638–1645
49.
Kaspar Schildt, aus Köln, in Steinfeld 22. Juli 1617, Profeß März 1618, Ordination 1625, Vorsteher des Prämonstatenser-Seminars in Köln Mai 1628, in Prémontré 1630, Prior in Steinfeld 1631, Abt in Sayn 26. Dezember 1635, Abr in Rommersdorf 15. August 1638, (* 17. Oktober 1601 in Andern bei Köln; † 16. Mai 1645 oder 28. Mai in Köln in der Kirche des St. Norbert-Seminars)
1645–1654
50.
Nikolaus Simonis, aus Kaifenheim im Maifeld, Subprior in Rommersdorf, Abt in Rommersdorf 1645, (* um 1590 im Kaifenheim † 13. Dezember 1654 in Koblenz), ⚰ in Rommersdorf[6]
1655–1657
51.
Petrus Diederich, aus Boppard, Student in Köln, Student in Löwen 1635/36, Novize in Rommersdorf 1640, Prior in Altenberg 1643, Abt in Rommersdorf 2. Januar 1655, Generalvikar für Westfalen, resignierte 1657, danach in Floreffe und Prémontré, Pfarrer in Irlich und Freusburg, Pfarrer in Kirchen/Sieg 1665, (* um 1617 in Treis-Karden/Mosel, 20. April 1667 in Kirchen/Sieg) ⚰ in Kirchen
1657–1671
52.
Gerhard II. von Entzen, aus Zülpich, Lizentiat 6. Februar 1625, MA 5. März 1625, Profeß 1626, Priester 23. Februar 1630, Rektor in St. Andreas 18. März 1636, Subprior und Prior in Niederehe 1644, Abt in Sayn 29. September 1655, Subprior und Lektor in Steinfeld, Abt in Rommersdorf 21. September 1657, Generalvikar für Westfalen (* 26.3.1604 ?; † 21. September 1671 in Koblenz)
1671–1705
53.
Carl Wirtz, aus Cochem, Pfandherr von Rhens, Profeß in Rommersdorf 1655, Subprior, Pfarrer in Irlich, Prior in Engelport 1664–1670, Abt in Rommersdorf 1671, (* um 1640 in Cochem; † 10. Dezember 1705)
1706–1729
54.
Johann VIII. Wirtz, aus Cochem, Neffe von Karl Wirtz, Profeß 14. oder 19. Juni 1692, Prior in Marienroth, Provisor in Rommersdorf, Abt in Rommersdorf 24. Januar 1706, (* um 1660 in Cochem; † 25. Oktober 1729 in Heimbach)
1729–1723
55.
Hermann Scheuss, aus Köln, Profeß 1691, Pastor in Irlich 1703–1729, († vor Juni 1732)
1732–1746
56.
Friedrich (Ludwig II.) von Coll, Bruder des trierischen Kanzlers, Abt in Rommersdorf 25. Juni 1732, Benediction 5. Oktober 1732 von Kurfürst Franz Georg in Koblenz, († 1. oder 14. Juli 1746 in Koblenz)
1746–1772
57.
Werner Diepram, aus Xanten, Abt in Rommersdorf 1. August 1746, († 26. Juni 1772)
1772–1792
58.
Franz Kech, aus Wetzlar, Profeß 29. September 1745, Cellarius 5. Dezember 1753, Abt in Rommersdorf 14. Juli 1772, Generalvisitator, († 10. Juli 1792)
1792–1803
59.
Augustinus Müller, aus Vallendar, Profeß in Rommersdorf 25. Juli 1771; Pastor in Heimbach 1789, Abt in Rommersdorf 6. August 1792, verließ die Abtei am 25. Juli 1803, (* 1751 in Vallendar; † 2. Juni 1821 in Ehrenbreitstein), letzter Abt in Rommersdorf
Literatur
Julius Wegeler: Die Prämonstratenser-Abtei Rommersdorf. Nach einer Handschrift und Urkunden-Sammlung des Weihbischofs W. A. Günther bearbeitet. Schuth, Coblenz 1882.
Herbert Leicher: Die Geschichte der Abtei Rommersdorf von der Gründung bis zum Beginn der Reformation. Bonn 1953, (Manuskript).
Hermann Reinhard: Der mittelalterliche Schmuckfußboden in der ehemaligen Abtei Rommersdorf. In: Heimat-Jahrbuch des Landkreises Neuwied 1981, S. 48–51.
Heiko K. L. Schulze: Die ehemalige Prämonstratenser-Abtei Rommersdorf. Untersuchungen zur Baugeschichte unter besonderer Berücksichtigung des 12. und 13. Jahrhunderts. Gesellschaft für Mittelrheinische Kirchengeschichte, Mainz 1983, (Quellen und Abhandlungen der mittelrheinischen Kirchengeschichte 44, ISSN0480-7480).
Bruno Krings: Zur Geschichte des Prämonstratenserstiftes Rommersdorf im 12. Jahrhundert. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 36, 1984, ISSN0066-6432, S. 11–34.
Albert Hardt: Das Kloster Rommersdorf (bei Neuwied) und dessen Tochterklöster Altenberg (bei Wetzlar), Dorlar (bei Wetzlar), Mariaroth (bei Waldesch), Retters (bei Königstein), Steinebach (bei Puderbach), Wülfersberg (bei Neuwied-Gladbach). 2. verbesserte Auflage. Selbstverlag Albert Hardt, Wolfenacker 2001.
Dieter Pokorra: Die Prämonstratenser und ihr Wirken im Rheinland am Beispiel der Abtei Rommersdorf. Vallendar 2006, (Diplomarbeit an der Philosophisch-Theologischen-Hochschule Vallendar).
↑Reinhard Lahr: Die Mittelrheingemeinden Heimbach, Weis und Gladbach zwischen Grundherrschaft und Industrialisierung : (1680 - 1880) ; ländliche Gesellschafts- und Wirtschaftsstruktur im Umbruch, Diss., 1995, S. 271 ff.