Die 1920er-Jahre (kurz Zwanzigerjahre oder 20er-Jahre) begannen mit dem 1. Januar 1920 und endeten mit dem 31. Dezember 1929. Das Jahrzehnt wird auch, vor allem für die Jahre ab 1924, als „Goldene Zwanziger“ bezeichnet.
Das Jahrzehnt war von einer gesellschaftlichen wie politischen Zeitenwende nach dem Ersten Weltkrieg geprägt. Friedensverträge wie den Versailler Vertrag schufen neue Staaten und Grenzen auf Kosten der ehemaligen Mittelmächte. Zudem entstanden im ehemaligen, fast ausschließlich monarchistisch geprägten Europa, mehrere neue Republiken wie zum Beispiel der osmanische Nachfolgestaat Türkei.
1922: In New York City wird das MedienunternehmenTime Inc. gegründet (Erstausgabe im Jahr 1923), das im Laufe der Zeit zum größten Verleger in den Vereinigten Staaten aufsteigt.
1926: Das Unternehmen Ducati wird von Adriano und Marcello Ducati in Bologna (Italien) gegründet. Die Società Scientifica Radiobrevetti Ducati produziert zunächst Bauteile für Radios.
1929: Die Deutsche Bank, die Disconto-Gesellschaft, die Rheinische Creditbank und der Schaafhausen'sche Bankverein schließen sich zur Deutschen und Disconto-Bank (DeDi-Bank) zusammen. Diese Fusion ist die bis dahin größte Bankenfusion in der deutschen Wirtschaftsgeschichte.
Bei Aufräumarbeiten auf einem Hügel findet der Bauer Peder Platz in Jütland einen Baumsarg. Darin wird nach Untersuchungen dänischer Wissenschaftler das Mädchen von Egtved entdeckt, das in der Nordischen Bronzezeit (1800–530 v. Chr.) bestattet wurde.
Warner Brothers produzieren den ersten Spielfilm mit Soundtrack Don Juan (1926), den ersten halbvertonten Spielfilm (Der Jazzsänger, 1927), den ersten vollvertonten Spielfilm (Lights of New York, 1928) und den ersten komplett in Farbe gedrehten vollvertonten Spielfilm (On with the Show, 1929).
Der deutsch-österreichische Ingenieur Fritz Pfleumer entwickelt ein Verfahren zur Magnetaufzeichnung von Audiosignalen und meldet dieses zum Patent an. Der Prototyp seines Rekorders kann auf 900 Meter Magnetband rund eine Stunde Ton aufzeichnen.
Die deutsche Reichspost führt 1928 probeweise erste Bildfunkübertragungen über ihren Sender Königs Wusterhausen mit Hilfe eines Fultographen durch. Sie testet damit eine Vorstufe in der deutschen Geschichte des Fernsehens. Der Sender Witzleben überträgt die ersten Fernsehbilder zu Testzwecken in das Berliner Forschungslabor der Reichspost.
1921: Nachdem Rechtsradikale bereits im November versucht haben, das Filmnegativ zu vernichten, wird am 29. Dezember der Spielfilm Nathan der Weise von Manfred Noa mit Werner Krauß in der Titelrolle im Berliner Alhambra uraufgeführt. Der Film erhält positive Kritiken, fällt aber bald der antijüdischen Propaganda zum Opfer. Es handelt sich um die bisher einzige Verfilmung des gleichnamigen Stücks von Gotthold Ephraim Lessing.
1923: Die Filmproduktionsfirma Warner Bros. wird in Hollywood gegründet.
1924: Durch den Zusammenschluss dreier Filmproduktionsgesellschaften entsteht das Unternehmen Metro-Goldwyn-Mayer in Hollywood.
1925: Goldrausch (Regie: Charlie Chaplin): Chaplin wollte für diesen Film in Erinnerung bleiben. Mit dem Verspeisen des Schuhs und dem „Brötchentanz“ enthält der Film zwei berühmte Szenen.
1925: Panzerkreuzer Potemkin (Regie: Sergei Eisenstein): In mehreren Abstimmungen wurde dieser Film in den Folgejahrzehnten zum besten Film aller Zeiten gewählt.
1927: Der Film Der Jazzsänger von Alan Crosland ist der erste kommerzielle Tonfilm, obwohl es bereits früher zahlreiche Experimente mit Vertonungen von Filmen gegeben hat. Mit seinem Erfolg sorgt er für den Durchbruch des neuartigen Tonfilms.
1927: Metropolis (Regie: Fritz Lang). Nach schwachem kommerziellen Erfolg entwickelt sich dieser Film in den folgenden Jahrzehnten zu einem der visuell einflussreichsten Werke der Filmgeschichte. Im Jahr 2001 wird er in die Liste des Weltdokumentenerbes der UNESCO aufgenommen.
1928: Walt Disney veröffentlicht mit Steamboat Willie den ersten animierten Kurzfilm mit einem, in der Nachbearbeitung hinzugefügten, Soundtrack inklusive Musik, Geräuscheffekten und Dialogen.
1929: Uraufführung des ersten in Deutschland gedrehten Tonfilms Die Nacht gehört uns in Berlin.
1920: Vom Sender Königs Wusterhausen wird erstmals ein Weihnachtskonzert mit Instrumentalmusik ausgestrahlt. Auf das Livekonzert folgen Zuschriften von privaten Zuhörern aus Luxemburg, Holland, England und den nordischen Staaten. Aus Deutschland kamen keine Reaktionen, da Rundfunk (ab)hören bei Strafe verboten war.
1921: KDKA aus Pittsburgh bringt die erste religiöse Rundfunksendung und sendet den ersten Sportbericht: Florent Gibson von der Zeitung Pittsburg Star kommentiert den Boxkampf zwischen Johnny Ray und Johnny Dundee im Motor Square, Pittsburg.
1922: Der Wirtschaftsrundspruchdienst startet als erster regelmäßiger Rundfunksender in Deutschland.
1922: In Großbritannien sendet die Station 2LO die erste Live-Sportberichterstattung. Der spätere BBC-Mitarbeiter Arthur Burrows kommentiert den Boxkampf zwischen Ted Kid Lewis und Georges Carpentier in Olympia, London. Aufgrund von Protesten der Zeitungsverleger kann sich diese Form der Berichterstattung in England erst 1927 etablieren.
1922: Die Eildienst, ein dem deutschen Außenministerium nahestehendes Wirtschaftsnachrichten-Büro, gründet in Berlin als Tochterunternehmen die Deutsche Stunde. Gesellschaft für drahtlose Belehrung und Unterhaltung mbH.
1922: Gründung der privaten British Broadcasting Company, die fünf Jahre später in die öffentlich-rechtliche British Broadcasting Corporation (BBC) umgewandelt wird.
1923: Wilhelm Kollhoff meldet als erster Rundfunkteilnehmer in Deutschland sein Radio an. Aufgrund der Inflationszeit zahlt er 350 Milliarden Mark für die Genehmigung.
1923: Der deutsche Rundfunk wird offiziell gestartet. Seine erste Sendung fand am 29. Oktober von 8 bis 9 Uhr abends statt, die von der Gesellschaft „Radiostunde“, der späteren bekannten „Funk-Stunde Berlin“, aus dem Vox-Haus gesendet wurde.
1923: In den USA kommen die ersten Rundfunkempfänger mit Lautsprechern auf den Markt. Bis dahin konnte man das Programm nur über Kopfhörer verfolgen.
1927: Die Bell Laboratories übertragen mittels Telefonkabeln eine Rede von US-Wirtschaftsminister (und späteren Präsidenten) Herbert Hoover auf eine Distanz von 200 Meilen (ca. 321 Kilometer). Es ist dies die erste erfolgreiche Fernübertragung eines Fernsehsignals.
1927: Dem US-amerikanischen Erfinder und Fernsehpionier Philo Farnsworth gelingt mit Hilfe einer Kathodenstrahlröhre unter Laborbedingungen die Demonstration der Übertragung eines Bildes auf rein elektronischem Weg.
1929: Die Radiooper Der Ozeanflug von Bertolt Brecht über die erste Atlantikquerung per Flugzeug wird „radiophonisch“ uraufgeführt.
1929: Der Hörfunkjournalist und Schauspieler Alfred Braun berichtet für den Hörfunk live von den Begräbnisfeierlichkeiten für Gustav Stresemann. Seine Reportage ist eine der bekanntesten der deutschen Hörfunkgeschichte und gilt als älteste überlieferte Sendung.
1929: Das von der Funk-Stunde Berlin produzierte Hörspiel SOS … rao rao … Foyn des Autors Friedrich Wolf feiert seine Hörfunkpremiere. Das Hörspiel, das die (authentische) Rettungsaktion des in der Arktis in Not gerateten Luftschiffs Italia schildert, ist die älteste komplett überlieferte Hörspielproduktion der deutschen Rundfunkgeschichte.
1929: Am 8. Mai um 23:10 Uhr beginnt die Deutsche Reichspost eine 80-minütige Test-Fernsehsendung, allerdings noch ohne Tonübertragung.
1928: Dr. Harrison Martland entdeckt bei etwa jedem zweiten langjährigen Profiboxer eine Erkrankung die Symptome wie Sprachschwierigkeiten, Gedächtnisverlust oder Depressionen aufweist. Er nennt die Krankheit Punch Drunk.[2]
1929: Die bis dahin außerhalb Großbritanniens unbesiegte englische Fußballnationalmannschaft verliert am 14. Mai 1929 erstmals ein Länderspiel. Spanien behält in Madrid mit 4:3 Toren die Oberhand in der Begegnung.
Gesellschaft
1921: Als Atlantic City Pageant beginnt zum ersten Mal ein zweitägiger Schönheitswettbewerb in Atlantic City, aus dem sich die Wahl zur Miss America entwickelt. Die 16-jährige Margaret Gorman gewinnt den Schönheitswettbewerb und wird nachträglich zur ersten Miss America erklärt.
1923: Der Internationale Polizeikongress in Wien beschließt, die Internationale Kriminalpolizeiliche Kommission zu gründen, eine Vorläuferorganisation der Interpol. Damit soll die Verbrechensbekämpfung über Grenzen hinweg verbessert werden.
1923: Eine Maklerfirma wirbt mit dem Schriftzug „Hollywoodlands“ in Los Angeles für Immobilienkäufe. Das bekannte Hollywood Sign bleibt ab 1949 schließlich hiervon erhalten.
1925: Im US-Bundesstaat Tennessee beginnt der mit Spannung verfolgte Scopes-Prozess (auch „Monkey-Trial“) gegen den Lehrer John Thomas Scopes, der entgegen den bestehenden Gesetzen des Staates Tennessee an öffentlichen Schulen nicht die vorgeschriebene biblische Schöpfungslehre, sondern die Evolutionstheorie unterrichtet hat. Er wird am 21. Juli zu einem Bußgeld von 100 Dollar verurteilt.
1927: Beim Schulmassaker von Bath, einer Serie von Bombenanschlägen auf die Bath-Gesamtschule, kommen 45 Personen, zumeist Schüler der ersten bis sechsten Klasse, ums Leben. Es ist der größte Massenmord an einer Schule in der US-Geschichte.
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Einzelnachweise
↑Margaret MacMillan: Krieg. Wie Konflikte die Menschheit prägten. Aus dem US-Amerikanischen von Klaus-Dieter Schmidt. Propyläen, 2020, ISBN 978-3-549-10042-4, S.280.