Disconto-Gesellschaft

Hauptgebäude der Disconto-Gesellschaft, Behrenstraße 43/44 (alte Fassade)
Kassensaal der Disconto-Gesellschaft in Berlin (1903, die Büste Adolph von Hansemanns wurde zu seinem Tode aufgestellt)
Kommandit-Anteil der Disconto-Gesellschaft vom 28. März 1922
Innenansicht der Deutschen Bank und Disconto-Gesellschaft, 1930

Die Disconto-Gesellschaft – eigentlich Direction der Disconto-Gesellschaft – war eine der größten deutschen Bankgesellschaften. Sie wurde 1851 gegründet und fusionierte 1929 mit der Deutschen Bank. Ihr Sitz war in Berlin.

Geschichte

Die Disconto-Gesellschaft wurde nach den Plänen des Bankiers David Hansemann als Genossenschaft mit 236 Mitgliedern, die zusammen 541.600 Taler (= 1,6 Millionen Mark) einbrachten, gegründet und nahm am 15. Oktober 1851 ihren Geschäftsbetrieb auf. Ursprünglich sollte der Höchstbetrag eines Geschäftsanteils 10.000 Taler (= 30.000 Mark) betragen. Dieser Höchstbetrag wurde jedoch bis 1855 auf 60.000 Taler (= 180.000 Mark) erhöht, so dass die Disconto-Gesellschaft aufgrund der geänderten Gesellschafterstruktur 1856 in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien umgewandelt wurde. Ab 1859 beteiligte sich die Disconto-Gesellschaft auch bei der Emission von preußischen Staatsanleihen. Sie war nach 1866 über Jahrzehnte die mächtigste Bank im Preußen-Konsortium, das die preußischen und deutschen Staatsanleihen am Markt unterbrachte.

Adolph von Hansemann, ein Sohn von David Hansemann, übernahm nach dessen Tod 1864 die Geschäftsführung und führte die Bank bis zu seinem Tod 1903 sehr erfolgreich. Die Bank engagierte sich im Geschäft mit der Südsee und wurde einer der Antreiber beim Übergang zur aktiven Kolonialpolitik, die Reichskanzler Otto von Bismarck bislang ablehnte, 1879/80 gelang es der Bank, die Reichsregierung dazu zu bewegen, die Samoa-Vorlage in den Reichstag einzubringen: Dabei ging es um eine Garantie, die das Reich für das Hamburger Handelshaus von Johan Cesar VI. Godeffroy übernehmen sollte, das nach Geschäften auf Samoa bankrottgegangen war. Die Liberalen sahen dies aber als einen weiteren Schritt Bismarcks in Richtung Staatsinterventionismus an und ließen die Vorlage durchfallen.[1] Im September 1880 forderte Hansemann, das Deutsche Reich müsse Kolonien in der Südsee erwerben, namentlich auf Samoa und Neuguinea, wo die Disconto-Gesellschaft geschäftliche Interessen hatte. Hansemann gründete die Neuguinea-Kompanie, welche bis 1886 Teile Neuguineas, den Bismarck-Archipel und die Salomon-Inseln erwarb. Die Hoheitsrechte über diese Gebiete übernahm bis 1899 das Reich.[2]

Bis 1895 war die Disconto-Gesellschaft ausschließlich in Berlin tätig.[3] Im Jahre 1895 wurde die Norddeutsche Bank in Hamburg durch Verhandlungen von Max von Schinckel – dem späteren Aufsichtsratsvorsitzenden beider Institute – in eine Tochtergesellschaft der Disconto-Gesellschaft umgewandelt. Die Aktionäre der Norddeutschen Bank erhielten 40 % der Aktien der Disconto-Gesellschaft, deren Grundkapital durch diese Fusion auf 115 Millionen Mark erhöht wurde. In den folgenden Jahren wuchs die Disconto-Gesellschaft durch Übernahme anderer Bankhäuser zu einer der größten deutschen Banken heran.

Gründeraktie der Deutschen Bank und Disconto-Gesellschaft vom November 1929
Disconto-Gesellschaft – Siegelmarke der Direktion in Essen

Die Disconto-Gesellschaft übernahm:

Im Jahre 1929 schlossen sich die Deutsche Bank, die Disconto-Gesellschaft, die Rheinische Creditbank und der A. Schaaffhausen’sche Bankverein zur Deutschen Bank und Disconto-Gesellschaft (DeDi-Bank) zusammen, die sich ab 1937 nur noch Deutsche Bank nannte.

Persönlichkeiten

Adolph von Hansemann

Bankiers der Disconto-Gesellschaft spielten in der deutschen Politik und Wirtschaftsgeschichte oft eine bedeutende Rolle, unter anderem:

Literatur

  • Manfred Pohl: Konzentration im deutschen Bankwesen (1848–1980). Verlag Fritz Knapp, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-7819-0269-2.
  • Erich Achterberg: Berliner Hochfinanz. Kaiser, Fürsten, Millionäre. Fritz Knapp Verlag, Frankfurt am Main 1965.
Commons: Disconto-Gesellschaft – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Cornelia Essner: Berlins Wirtschaft und der Kolonialismus. In: Wolfgang Ribbe, Jürgen Schmädeke (Hrsg.): Berlin im Europa der Neuzeit. Ein Tagungsbericht. Walter de Gruyter, Berlin / New York 1990, ISBN 3-11-011663-4, S. 221–226, hier S. 223; Dirk van Laak: Imperiale Infrastruktur. Deutsche Planungen für eine Erschließung Afrikas 1880 bis 1960. Schöningh, Paderborn 2004, ISBN 3-506-71745-6, S. 64.
  2. Winfried Speitkamp: Deutsche Kolonialgeschichte. Reclam, Stuttgart 2005, S. 21 und 31.
  3. Anzeigen. In: Adreßkalender für die Königlichen Residenzstädte 1918, Teil 1, S. vor Titelblatt (Geschäftsanzeige der Disconto-Gesellschaft mit insgesamt 34 Filialen in verschiedenen Berliner Stadtteilen und den damals selbstständigen Städten Charlottenburg und Lichtenberg).
  4. a b Disconto-Gesellschaft in Berlin Geschäftsbericht für das Jahr 1919. (PDF) bankgeschichte.de, S. 11
  5. Peter Melichar: Wer war Alexander Weiner? In Edmund de Waals Erinnerungsbuch über die Familie Ephrussi fehlt eine für die Geschichte bedeutende Person. Eine Ergänzung. In: Wiener Zeitung, 30./31. Oktober 2021, S. 33; tagblatt-wienerzeitung.at – Peter Melichar: Neuordnung im Bankwesen. Die NS-Maßnahmen und die Problematik der Restitution. Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission 11, Wien / München 2004, S. 242–258.