Zu Zehna gehören die Ortsteile Braunsberg, Groß Breesen, Klein Breesen und Neuhof.
Geschichte
Zehna
Fürst Nikolaus von Werle schenkte am 16. April 1291 dem Güstrower Domstift das Patronat der zum Archidiakonat des Güstrower Dompropstes gehörenden Kirche zu Zehna mit den Dörfern Groß Zehna und Wendisch Zehna.
Auf dem Herrenhof in Wendisch Zehna saß bis kurz vor 1400 die Familie von Zehna.[2] 1298 bestätigte in Güstrow auch der Bischof Petrus[3] zu Camin dem Güstrower Domstift das Patronat der Kirche zu Zehna.[4] Während der Zeit des Erlöschens dieser Familie war 1357 dort schon der werlesche Vasall Machorius von Brüshaver, der die Pfandrechte beider Ortschaften durch Fürst Nikolaus von Werle erlangt hatte.[5] Die von Passow lösten die von Brüsehaver nach einem kurzen Zwischenspiel vom Pfandbesitz ab und verdrängten sie.
1364 kamen die von Passow mit Heino de Partzow (von Passow) auf Zidderich in den Besitz von Zehna und den benachbarten Gütern Vietgest und Bellin. Er war der Stifter des Hauses Zehna. Vom alten Rittersitz hat sich nichts erhalten. Er wurde wahrscheinlich von den von Passow über den See verlegt. 1353 lagen die Knappen Christian und Godeke von Passow in Fehde mit dem Kloster Dobbertin. Bernhard von Passow verkaufte 1385 eine Rente an das Kloster Dobbertin.[6] Otto von Passow zu Zehna verkaufte am 28. Dezember 1508 sein Erbe an die Priorin Anna von Dessin und Unterpriorin Katharina von Oldenburg vom Kloster Dobbertin, da seine Schwestern Adelheid und Anna dort Nonnen waren.[7]
Claus von Passow war nach 1500 Holzvogt des Klosters Dobbertin in Goldberg und lag 1528 im Streit mit Henning von Holstein. Und 1520 gab Claus von Passow 300 Mark aus der Pacht von Zehna dem Kloster Dobbertin, da seine Töchter Catarina und Emerenz dort Nonnen in Dobbertin waren.[8] Die Grabplatte von Mathias von Passow, der in der Jugend gegen die Türken in Ungarn kämpfte, befindet sich in der Kirche zu Zehna. Seine Gemahlin Anna von Finecke stiftete mit den Söhnen Carl und Günther 1591 die Grabplatte.
1605 erwarb Adam von Passow die letzten Anteile der von Gadow auf Zehna. Der herzoglich mecklenburgische Hofjunker Adam von Passow hatte auch Anteile in Bellin mit der dortigen Mühle, führte 1596 einen Prozess wegen der Mühle und heiratete 1592 Anna von Plessen, die Hofjungfer der Herzogin Elisabeth in Güstrow war. Die von Passow behielten Zehna bis 1657.[9] Eine Belehnung wurde erst viel später urkundlich gemacht. Ihre Rechtsnachfolger waren die Freiherren von Sala, die 1675 den Allodialbrief über Zehna und Bellin und 1689 das Kirchenpatronat von Herzog Gustav Adolph von Mecklenburg-Güstrow erhielten.[10] 1662 war Angelius von Sala Leibarzt von Herzog Gustav Adolph.
Um 1685 hatte das Kloster Dobbertin Ansprüche auf die Mühle in Zehna, es kam zum Vergleich mit Hans Christian von Sala.[11] 1781 übernahm Hans Ernst Graf von Hardenberg den Besitz von Zehna, Bellin und Steinbeck mit dem Kirchenpatronat.
Am 1. Juli 1950 wurden die bisher eigenständigen Gemeinden Braunsberg, Groß Breesen und Neuhof eingegliedert.
Dorf und Gut
Das von den Cene 1291 begründete Bauerndorf Groß Zehna und mit Zuwanderern aus dem Westen besiedelt, ist das heutige Gut.[12] Der Ort liegt in einer Talmulde am tief gelegenen See. Zu den Feldern geht es überall bergauf. Um 1573 hatte Günter von Passow Streit mit dem Herzog wegen der Straßenrechte an seinem Gut.[13]
Um 1674 gab es in Zehna nach Verzeichnis im Amtsbuch noch Bauern, die als fremd ritterschaftliche Bauern bezeichnet wurden. Doch unter Hans Christian Freiherr von Sala waren sie 1694 mit ihren Höfen verschwunden.[10][13] Die Bauernhöfe dürften an dem alten Landweg nach Lohmen gestanden haben, da war die Kirche tatsächlich noch im Dorf und gar nicht so abseits, wie es heute erscheint.
Um 1800 hatte Zehna mit den umliegenden Ortschaften eine Fläche von 1.600 Hektar Land. Zehna war Poststation, hatte neben dem Gut mit Park auch eine Pfarrkirche und Schule sowie eine Schmiede mit Krug.
Besitzfolge des Gutes
erwähnt 1263 Magorius (Machorius) de Cene
erwähnt 1357 Marchorius von Brüshaver
erwähnt 1364 Heino (de Partzow) von Passow auf Zidderich, Stifter des Hauses Zehna.[14]
erwähnt 1373 Johann (Henneke) von Passow, 1353 in Fehde mit Kloster Dobbertin.
1929–1945 Arthur Georgi, aus Berlin-Charlottenburg[16]
Arthur Georgi war Inhaber des Paul Parey Verlages in Berlin. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg fanden Flüchtlinge Unterkunft auf dem Gut. Das Gutshaus selbst fiel Anfang 1980 einem Brand zum Opfer. Russische Soldaten erschossen Arthur Georgi und seine Schwester auf dem Nachbargut der Familie Freytag in Neuhof. Auch der Inspektor und die Sekretärin wurden im Wald ermordet aufgefunden.[17] Der Sohn Christian war mit seinen zwei Kindern auf dem Weg nach Zehna und überlebte. Mit der Bodenreform wurde die Familie Georgi 1945 auch noch enteignet.
Der ehemalige Gutshof ist heute keine geschlossene Anlage mehr. Für das Anfang 1980 abgebrannte eingeschossige Haupthaus mit hohem Souterrain wurde danach ein schlichter zweigeschossiger Putzbau errichtet. Erhalten blieben der Flügelanbau des ehemaligen Gutshauses, der Wasserturm und das Maschinenhaus. Von dem 1930 durch den Berliner Gartenarchitekten Erwin Barth angelegten Park ist nur wenig erhalten geblieben.
Braunsberg
Das Gut Braunsberg gehörte nach den von Hardenbergs ab 1802 dem Kammerherrn Friedrich Joachim von Lepel ab 1831 Heinrich Friedrich Handt. In einer öffentlichen Versteigerung im November 1876 kaufte Wilhelm Bosselmann das Gut und es blieb bis 1945 in Familienbesitz. Das Gut mit einer Größe von 1600 Hektar Land, Wald und Wasser wurde landwirtschaftlich und viehwirtschaftlich genutzt. Um 1920 wurde der Gutshof und alle Gutsarbeiterwohnungen durch eine 35 m hohe Windturbine mit Strom versorgt. Wasser wurde mit Eimern aus der Dorfpumpe geholt.
Nach 1933 war der Gutsbesitzer Bosselmann zugleich Bürgermeister der Gemeinde. Anfang März 1945 kamen die ersten Flüchtlinge aus dem Osten und am 2. Mai 1945 dann die sowjetischen Soldaten. Der nicht geflohene Gutsbesitzer Bosselmann wurde zur sowjetischen Kommandantur in das Schulhaus beordert und wenige Meter vor dem Eingang erschossen. Seine Grabstelle befindet sich auf dem Friedhof in Zehna.[18]
Besitzfolge des Gutes
1779–1781 Oberst Matthias von Bülow
1781–1800 Legationsrat und Landrat Hans Ernst Graf von Hardenberg
1800–1802 Geheimer Kammerrat Ernst Christian Graf von Hardenberg
1802–1804 Kammerherr Friedrich Joachim von Lepel
1804–1820 Gebrüder von Heimrod und Geschwister von Haynau
1820–1823 Caroline, Gräfin von Hessenstein
1823–1831 Oberhofmarschall August Wilhelm Graf von Hessenstein
1832–1857 Heinrich Friedrich Handt
1857–1876 Heinrich Handt
1876–1877 Wilhelm Bosselmann
1877–1884 Johannes Bosselmann
1911–1945 Wilhelm Bosselmann
1945 Bodenreform
Groß Breesen
1850 wurde die vom Sturm umgeworfene Scheune durch das Klosteramt Dobbertin wieder errichtet.
Neuhof
Das ehemalige als „Rittergut“ bezeichnete Allodialgut Neuhof hatte eine Größe von 345 Hektar. Im Jahre 1872 war an einem Abhang bei Neuhof, auf dem früher Eichen standen, in einer Tiefe von vier bis fünf Fuß in horizontaler Lage ein gut erhaltenes Schwert von Bronze gefunden worden. Dieses schenkte der Gutsbesitzer Gösch dem Verein für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde in Schwerin.[19]
1926 kaufte Kurt Freytag das Gut vom bisherigen Verpächter Graf Bernstorff und dessen Schwiegersohn Baron von Stenglin für 240.000 Reichsmark. Am 18. Mai 1926 kamen die Freytag mit 30 Pferden, 50 Kühen, 20 Sauen, Jungvieh und Fohlen, vielen Maschinen und landwirtschaftliche Geräten nach Neuhof. Das Wohnhaus war gut erhalten, doch die landwirtschaftlichen Gebäude in einem baulich schlechtem Zustand.
Bei einem schweren Gewitter im August 1929 schlug der Blitz in eine hohe Pappel neben der großen reetgedeckten Scheune ein. Es brannten auch noch die zweite Scheune, die Wagenremise und der Schweinestall ab. Nach dem Neubau kam die Wirtschaftskrise auch nach Neuhof. Im März 1945 kamen die Flüchtlinge aus dem Osten, im Mai 1945 dann die Russen. Nach „dem grausigen Mordtag“, der Erschießung der Zehnaer Gutsbesitzer Georgi durch die Russen begann auch in Neuhof „die große Plünderung“.[20]
Gemeindevertretung und Bürgermeister
Der Gemeinderat besteht (inkl. Bürgermeister) aus acht Mitgliedern. Bei der Wahl zum Gemeinderat am 26. Mai 2019 erreichte die Wählergemeinschaft Gemeinde Zehna 100 % der Stimmen und damit alle acht Sitze.[21]
Bürgermeister der Gemeinde ist Fred Lange, er wurde mit 76,1 % der Stimmen gewählt.[22]
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Gemeinde ist von der Landwirtschaft geprägt. Durch den Süden des Gemeindegebietes führen zwei Europa-Wanderwege. In der Gemeinde gibt es eine Kindertagesstätte, eine Schule sowie die Feldsteinkirche.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Gutsanlage mit Gutshausflügel und Wasserturm sowie Park in Zehna
Nördlicher Flügelanbau des ehemaligen Herrenhauses mit Wasserturm (2013)
Dorfkirche Zehna (2008)
Verfallene Scheune des ehemaligen Gutes (2013)
Verkehrsanbindung
Die Gemeinde Zehna liegt an der Verbindungsstraße von Goldberg nach Güstrow. Der nächstgelegene Bahnhof befindet sich in der neun Kilometer entfernten Kreisstadt Güstrow.
Literatur
Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. IV. Band Die Amtsgerichte Schwaan, Bützow, Sternberg, Güstrow, Krakow, Goldberg, Parchim, Lübz und Plau. Schwerin 1901, Neudruck 1993, ISBN 3-910179-08-8 S, 272–275.
Wolf Lüdeke von Weltzien: Familien aus Mecklenburg und Vorpommern. Band 1, Nagold 1989, Band 3, Nagold 1992.
Wilhelm Mastaler: Untergegangene Dörfer im Altkreis Güstrow. In: Archäologische Berichte aus Mecklenburg-Vorpommern, Beiheft 1/1997, Waren 1997.
Nr. 5 Streit Günther von Passow auf Zehna im Amt Güstrow als mecklenburgischer Rat und Hauptmann zu Crivitz gegen Herzog Christian Ludwig I. von Mecklenburg-Schwerin 1660–1682.
Nr. 6 Hartwig von Passow 1649.
Nr. 880 Streit um Widerruf einer Beleidigung vor dem Hofgericht zu Schwerin 1583.
Nr. 946 Beleidigung und Pfändung von Ochsen in einem Streit um Weidegerechtigkeit auf der Feldmark Zehna mit Kammerpräsident Johann Christian von Sala auf Bellin.