Wessobrunn liegt auf einer Höhe von 701 Meter ü. d. M. südwestlich des Ammersees, nordwestlich von Weilheim und südöstlich von Landsberg am Lech. Das Gemeindegebiet zieht sich vom Forst Bayerdießen zum Fuß des Hohen Peißenberg. Von den 5110 ha Gemeindefläche sind 3035 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, 1786 ha Waldfläche und 104 ha Wasserfläche.[2]
Die Keimzelle des heutigen Orts ist das Kloster Wessobrunn.
Klosterdorf Gaispoint
Den Namen Wessobrunn trug früher nur das Kloster. Das heute gleichnamige Dorf nannte man hingegen Gaispoint oder Geispoint, 1483 erwähnt als Gayspewnd. 1128 weihte man in Wessobrunn die erste Pfarrkirche. Demnach muss Gaispoint spätestens seit 1100 bestanden haben. Der Name Gaispoint war wie Wessobrunn ursprünglich ein Flurname. Er leitet sich von mittelhochdeutschgeiz für ‚Ziege‘ und biunde für ‚Gehege‘ her und bezeichnet einen eingezäunten Weideplatz für Ziegen. 1853 erhielten die Orte Gaispoint und Haid die amtliche Erlaubnis, den Namen Wessobrunn zu tragen.
Eingemeindungen
Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurden am 1. Mai 1978 die Gemeinde Forst und größere Gebietsteile der aufgelösten Gemeinde Haid eingegliedert.[6]
Einwohnerentwicklung
Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 1764 auf 2247 um 483 Einwohner bzw. um 27,4 %.
Erster Bürgermeister ist seit Mai 2020 Georg Guggemos (Wählergruppe Gemeinsam-Gestalten). Dessen Vorgänger war ab 2008 Helmut Dinter (Die Liste für Alle).[11]
Wappen
Blasonierung: „In Rot ein silbernes korinthischesKapitell mit gespitztem Säulenstumpf in perspektivischer Ansicht über einem Paar schräggekreuzter silberner Schlüssel.“[12]
Wessobrunn ist überregional bekannt durch das Wessobrunner Gebet, das älteste deutsche Sprachdenkmal mit christlichem Inhalt, das nach seinem Fundort benannt wurde und heute in der Bayerischen Staatsbibliothek in München aufbewahrt wird. Es gehört zu einem lateinischen Kodex, der um 814 vermutlich im Bistum Augsburg (aber nicht in Wessobrunn) angefertigt wurde. Der Text wurde im 19. Jahrhundert in einen Stein gemeißelt, der als Denkmal auf dem Lindenplatz vor der Klosterzufahrt steht.
Die Gesamtanlage des Klosters Wessobrunn des 17./18. Jahrhunderts lässt sich in Bayern lediglich mit den Klöstern in Tegernsee und Ettal vergleichen. Erhalten ist noch etwa ein Drittel, darunter drei Klostertrakte. Weltberühmt sind im Fürsten- und Prälatentrakt Gang, Treppenhaus und Tassilosaal wegen des prachtvollen Stucks von Johann Schmuzer aus der Wessobrunner Stuckatorenschule. Zum Kloster gehörte früher auch ein Theatersaal, dessen hölzerne Decke im nahen Gasthof zur Post besichtigt werden kann.
Von der romanischen Klosterkirche St. Peter steht heute nur noch der Glockenturm aus Tuffstein (um 1260), der grauer Herzog oder Römerturm genannt wird. Am Standort des ehemaligen Hochaltars erhebt sich eine Gedenkstele. Die Kirchenfundamente wurden Ende des 19. Jahrhunderts von Johann Nepomuk Sepp freigelegt, der dabei spätromanische Steinplastiken entdeckte. Einige Teile davon sind im Glockenturm ausgestellt, die meisten befinden sich im Bayerischen Nationalmuseum in München, zusammen mit der Wessobrunner Mutter der heiligen Hoffnung. Sie gehört zu den drei ältesten erhaltenen marianischen Gnadenbildern Bayerns und stammt aus der Zeit von 1250. Eine Kopie davon steht in der 2009 im Wessobrunner Klostergarten errichteten Mariengrotte.
Die Pfarrkirche St. Johannes Baptist wurde 1757 im Barockstil erbaut. Neben Stuckaturen von Thassilo Zöpf sind Fresken von Johann Baptist Baader mit Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers zu sehen. Die Figuren am Hochaltar stammen von Franz Xaver Schmädl und werden zu seinen besten Leistungen gezählt. Den linken Seitenaltar schmückt das Gnadenbild Maria – Mutter der Schönen Liebe, das um 1700 nach Wessobrunn gelangte. Es ist kunsthistorisch ohne Bedeutung, wird aber von einer eigenen Bruderschaft verehrt, die um 1750 rund 600.000 Mitglieder umfasste; heute sind es bedeutend weniger. Maler war der Benediktiner Innozenz Metz. In der Kirche hängt des Weiteren ein bedeutender romanischer Holzkruzifixus aus der Zeit um 1250, der im 18. und 19. Jahrhundert im Volk als Kümmernis-Bild verehrt wurde.
Ein weiterer Überrest der Klosteranlage ist das Brunnenhaus aus dem 17. Jahrhundert mit dem Wasser der drei Wessobrunner Quellen.
An der Klostermauer steht die berühmte Tassilolinde. Sie ist ein Naturdenkmal und soll etwa 1000 Jahre alt sein. Nach neuzeitlicher Ausschmückung der Klostergründungslegende hatte Herzog Tassilo unter ihr seinen weisenden Traum.
Auf dem Kreuzberg oberhalb von Wessobrunn errichtete man zum Gedenken an die Märtyrer des Jahres 955 ein Kreuz, später an selber Stelle die Kreuzbergkapelle. Der alte Holzbau wurde 1595 durch einen Steinbau ersetzt und 1771 modernisiert mit Fresken von Matthäus Günther und Stuckaturen von Thassilo Zöpf. Die Kapelle umschließt den Hunnenstein, einen Findling, an dem die Mönche hingerichtet worden sein sollen.
Auf dem Schlossberg nördlich von Haid liegt der Burgstall Greut. Von der ehemaligen Burg sind keine Reste mehr erhalten, sie ist aber urkundlich ab dem 15. Jahrhundert bezeugt. Nach einer lokalen Tradition soll sie die Burg des legendären Quellenfinders Wesso gewesen sein.
Ein Ereignis, das jedes Jahr zahlreiche Besucher nach Forst lockt, ist der Leonhardiritt, der Ross und Reiter einmal durch das Dorf und dreimal um die Dorfkirche führt, die dem Heiligen Sankt Leonhard geweiht ist. Organisiert wird der Anlass von den Mitgliedern des 1961 gegründeten Forster Leonhardivereins.
Johann Kaspar Gigl (1737–1784), Stuckateur, Bildhauer, Altarbauer und Maurer
Luise Rinser (1911–2002), Schriftstellerin. Verbrachte Teile ihrer Kindheit in Wessobrunn und ist dort begraben. Die Erzählung Die gläsernen Ringe greift auf Kindheitserlebnisse in Wessobrunn zurück.
Wessobrunn (Panorama) – Torhaus, Pfarrkirche St. Johann Baptist und Grauer Herzog (Turm), sowie Klostergebäude (von links nach rechts)
Literatur
Gabriele Dischinger und Eva Christina Vollmer: Schnell-Kunstführer Nr. 526: Wessobrunn. Ehemaliges Benediktinerkloster, Pfarrkirche St. Johann Baptist und Kreuzbergkapelle. 16. Auflage. Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 2003, ISBN 978-3-795-44312-2