Die Weißfußmäuse oder Hirschmäuse (Peromyscus) sind eine artenreiche, in Nord- und Mittelamerika lebende Nagetiergattung aus der Gruppe der Neuweltmäuse. Sie umfassen rund 60 Arten.
Weißfußmäuse erreichen eine Kopfrumpflänge von 7 bis 17 Zentimeter, wozu noch ein 4 bis 21 Zentimeter langer Schwanz kommt. Das Gewicht variiert von 15 Gramm bei einigen Arten im Norden des Verbreitungsgebietes bis zu 110 Gramm. Das Fell ist üblicherweise an der Oberseite goldgelb, grau oder bräunlich gefärbt, die Unterseite ist weiß. Es gibt jedoch auch Arten, die nahezu komplett weißlich oder schwärzlich sind. Die Ohren sind groß und mit feinen Haaren bedeckt, der Schwanz ist behaart und endet oft in einer Quaste.
Verbreitung und Lebensraum
Das Verbreitungsgebiet der Weißfußmäuse erstreckt sich vom südlichen Alaska über Kanada, das zusammenhängende Staatsgebiet der USA und Mexiko bis nach Panama. Sie kommen in verschiedensten Lebensräumen vor, von Gebirgsregionen über Wälder und Grasländer bis in Wüstengebiete.
Lebensweise
Weißfußmäuse kommen oft in großer Individuenzahl vor und zählen in den von ihnen bewohnten Gebieten zu den häufigsten Säugetieren. Sie sind vorwiegend nachtaktiv. Als Ruheplätze legen manche Arten Nester aus Gräsern und anderem Pflanzenmaterial an, andere Arten ziehen sich in Felsspalten oder andere Unterschlupfe zurück. Viele Arten sind sozial und leben in Familien oder anderen kleinen Gruppen.
Ihre Nahrung besteht aus Samen, Nüssen, Früchten, Insekten und anderen wirbellosen Tieren sowie Aas.
Fortpflanzung
Wenn das Klima nicht zu kalt oder zu heiß ist, kann die Fortpflanzung das ganze Jahr über erfolgen. Nach einer rund 21- bis 27-tägigen Tragzeit bringt das Weibchen durchschnittlich 3,4 (1 bis 9) Jungtiere zur Welt. Diese öffnen mit zwei Wochen die Augen und werden mit drei bis vier Wochen entwöhnt. Mit 30 bis 50 Tagen kann die Geschlechtsreife eintreten. Es sind sehr fruchtbare Tiere, im Labor kann ein Weibchen 14 Würfe im Jahr austragen.
Die meisten Tiere in freier Wildbahn werden keine 2 Jahre alt, in menschlicher Obhut ist ein Alter von über 8 Jahren belegt.
Weißfußmäuse und Menschen
Weißfußmäuse sind leicht zu züchten und werden auch darum häufig in Tierversuchen eingesetzt. Während die nordamerikanischen Arten oft weit verbreitet und häufig sind, bewohnen etliche mittelamerikanische Arten nur kleine Gebiete oder nur kleine Inseln und sind darum gefährdet. Die Pemberton-Hirschmaus (P. pembertoni), die Chadwick-Beach-Baumwollmaus (P. gossypinus restrictus) und die Riesenhirschmaus (P. nesodytes). sind ausgestorben, einige weitere bedroht oder gefährdet.
Weißfußmäuse können einige zum Teil potentiell lebensbedrohliche Krankheitserreger auf den Menschen übertragen, zum einen Hantaviren, zum anderen dienen sie als Zwischenwirt für die Erreger von Ehrlichiose, Babesiose und Borreliose, die über Zecken auf den Menschen übertragen werden.
Systematik
Insgesamt können rund 60 Arten der Weißfußmäuse unterschieden werden:
Die Texas-Maus (Peromyscus attwateri) ist in den südlichen USA von Texas bis Arkansas verbreitet.
Die Burt-Hirschmaus (Peromyscus caniceps) ist auf der mexikanischen Insel Monserrat endemisch. Sie gilt als gefährdet.
Die Canyonmaus (Peromyscus crinitus) lebt in den westlichen USA und dem nordwestlichen Mexiko.
Die Dickey-Hirschmaus (Peromyscus dickeyi) ist auf der Insel Tortuga bei Niederkalifornien endemisch. Sie wird von der IUCN als stark gefährdet gelistet.
Die Küstenmaus (Peromyscus polionotus) ist in den südöstlichen USA weitverbreitet. Es gibt einige Unterarten, die sich auf Sanddünen als Lebensraum spezialisiert haben, und die bedroht sind.
Die Chihuahua-Maus (Peromyscus polius) lebt nur im westlichen Chihuahua und gilt als gefährdet.
Peromyscus pseudocrinitus ist im südlichen Niederkalifornien endemisch. Die IUCN listet sie als „vom Aussterben bedroht“.
Peromyscus sagax ist nur vom mexikanischen Staat Michoacán bekannt, ihr genaues Verbreitungsgebiet ist unklar.
Die Santa-Cruz-Hirschmaus (Peromyscus sejugis) lebt auf den Inseln Santa Cruz und San Diego im Golf von Kalifornien.
Der wissenschaftliche Gattungsname ist aus den griechischen Worten pera (Tasche/Beutel), mys (Maus) und der Verkleinerungsform iscus gebildet.[3]
Literatur
John A. King: Biology of Peromyscus (Rodentia). The American Society of Mammalogists, Special Publication, Nr. 2, 1968, Volltext
Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. 2 Bände. 6. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD u. a. 1999, ISBN 0-8018-5789-9.
Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. A taxonomic and geographic Reference. 2 Bände. 3. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 2005, ISBN 0-8018-8221-4.
Einzelnachweise
↑Consuelo Lorenzo; Sergio T. Álvarez-Castañeda; Sergio G. Pérez-Consuegra; James L. Patton (2016). Revision of the Chiapan deer mouse, Peromyscus zarhynchus, with the description of a new species. Journal of Mammalogy. 97 (3): 910–918. doi:10.1093/jmammal/gyw018
↑ abcCelia López-González; Diego F. García-Mendoza; Juan Carlos López-Vidal; Cynthia Elizalde-Arellano (2019). Multiple lines of evidence reveal a composite of species in the plateau mouse, Peromyscus melanophrys (Rodentia, Cricetidae. Journal of Mammalogy. 100 (5): 1583–1598. doi:10.1093/jmammal/gyz106
↑Kalcounis-Rueppell & Spoon: Peromyscus boylii. (PDF) In: Mammalian Species #838. American Society of Mammalogists, 2009, S. 1–14, abgerufen am 5. März 2023 (englisch).