Der Ort Tragwein liegt auf 491 Meter Seehöhe inmitten der stark gegliederten Hügellandschaft zwischen den Flüssen Aist und Naarn, auf einer Kuppe zwischen den Nord-Süd verlaufenden Tälern des Lungitz- und Kettenbaches. Die höchsten Erhebungen sind der Katzenberg (592 m) im Norden und der Hennberg (~580m) im Südosten.
Die Ausdehnung des Gemeindegebiets beträgt von Nord nach Süd 11,2 und von West nach Ost 5,7 Kilometer. Die Gesamtfläche umfasst 39,48 Quadratkilometer, wovon 35 Prozent auf Wald und 57 Prozent auf landwirtschaftlich genutzte Flächen entfallen.[1]
Gemeindegliederung
Das Gemeindegebiet umfasst folgende 14 Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[2]):
Fraundorf (209)
Haarland (162)
Hinterberg (59)
Hohensteg (69)
Josefstal (18)
Knollnhof (89)
Lugendorf (158) samt Wögerer
Mistlberg (334) samt Hippenreith und In der Noth
Reichenstein (71)
Schedlberg (130)
Schmierreith (97)
Stranzberg (122)
Tragwein (1573) samt Reitgraben
Zudersdorf (55)
Die Gemeinde besteht aus den Katastralgemeinden Hinterberg, Mistlberg und Tragwein.
Etliche Funde, darunter steinerne Werkzeuge und Pfeilspitzen, belegen die Besiedelung des heutigen Tragweiner Ortsgebietes während der Steinzeit. An Tragwein führte der alte „Saumpfad“ vorbei, ein Handelsweg, der von der Donau nach Norden verlief.
Ab ca. 500 v. Chr. wird eine keltische Besiedelung vermutet. Auf die Anwesenheit slawischer Siedler im Rahmen der Völkerwanderung deuten wiederum slawische Bezeichnungen, wie am Beispiel von Stranzberg ersichtlich wird, das sich vom slawischen strans (Grenze, Rodungsgrenze) ableiten lässt. Später ließen sich im Tragweiner Gebiet, wie auch im gesamten Mühlviertel, germanische Siedler nieder, die zwischen dem 8. und dem 12. Jahrhundert auch die deutsche Sprache mitbrachten.
Jener Siedlungsort im Gemeindegebiet, an dem sich das heutige Tragwein entwickelte, wurde 1230 erstmals urkundlich erwähnt. Etwa zur Mitte oder Ende des 13. Jahrhunderts wurde der Ort zum Markt erhoben. Dies berechtigte zur Durchführung von Wochenmärkten und zumindest einem Jahrmarkt. 1297 wurde Tragwein zu einer eigenständigen Pfarre, die ein sehr großes, jedoch nicht genauer abgegrenztes Gebiet umfasste. Es dürfte etliche der heutigen Nachbargemeinden umfasst haben. In vielen anderen, heute größeren Siedlungen, erfolgten Pfarrgründungen oft erst Jahrhunderte später, so etwa in Perg, wo eine eigene Pfarre erst 1666 gegründet wurde.
Seit 1490 wird Tragwein dem Fürstentum Österreich ob der Enns zugerechnet. Während der Napoleonischen Kriege war der Ort mehrfach besetzt. Seit 1918 gehört der Ort zum Bundesland Oberösterreich. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich am 13. März 1938 gehörte der Ort zum Gau Oberdonau. Nach 1945 erfolgte die Wiederherstellung Oberösterreichs.
Etymologie
Jahr
Urkundliche Bezeichnung
1230
Trageu, Traegun
1240
Thrageun
1287
Tragaeun
1299
Trageun
1379
Trogeun
1384
Tragawn, Tragawin
1384
Tragawinerpfarr
1449
Tragein
1787
Tragwein
Der Name Tragwein ist slawischen Ursprungs und könnte vom Personennamen Dragun (der „Kostbare“) stammen.[4] Dem entspricht das slawische Wort „Dragovina“, das vom altslawischen „drago“ für „teuer“ stammte. Spekuliert wird auch eine Ableitung von der westslawischen Volksgruppe der „Drewaner“ (Drevani), die manche ihrer Siedlungen nach ihrem süddalmatinischen Herkunftsort „Derva“ benannten (u. a. „Drawey“, „Drawein“, „Drawehn“). Im späteren Mittelalter war „Drawehn“ eine Bezeichnung für „Waldland“.[5]
Die Entwicklung der Bezeichnungen Tragweins im Laufe der Geschichte ist durch verschiedene Urkunden dokumentiert.
Im Jahr 1869 wohnten im Gemeindegebiet 2178 Menschen. Bis 1981 wuchs die Einwohnerzahl stetig, seitdem wird ein stärkeres Wachstum verzeichnet. Im Jahr 1991 hatte die Gemeinde 2854 Einwohner, bei der Volkszählung 2001 bereits 2971, was einem Anstieg von 4,1 % entspricht. Am 1. Jänner 2008 verzeichnete die Gemeinde 3094 Einwohner, den höchsten Stand in der Geschichte und es zeigt, dass das Wachstum weitergeht.[6]
Bei der Volkszählung 2001 betrug der Anteil der Einwohner, die 60 Jahre und älter waren, 18,9 %; 21,4 % waren unter 15 Jahre alt. Der Anteil der weiblichen Bevölkerung lag bei 49,1 %.[7]
Der deutsche Dialekt, der im Raum Tragwein sowie in Oberösterreich allgemein gesprochen wird, ist das Mittelbairische. 98 % der Tragweiner gaben 2001 Deutsch als Umgangssprache an. Weitere 0,4 % sprachen hauptsächlich Kroatisch, je 0,3 % sprachen Bosnisch oder Türkisch, der Rest sprach andere Sprachen.
Der Anteil der Tragweiner mit ausländischer Staatsbürgerschaft lag 2001 mit 1,7 % weit unter dem Durchschnitt Oberösterreichs. Dabei hatten 0,7 % der Tragweiner Bevölkerung die Staatsbürgerschaft Bosnien-Herzegowinas, 0,3 % die der Türkei und 0,7 % entfielen auf sonstige Staatsbürger. Insgesamt waren 2001 etwa 2,3 % der Tragweiner in einem anderen Land als in Österreich geboren.[7]
Katholische Pfarrkirche Tragwein Hll. Peter und Paul: Der einjochige, kreuzrippengewölbte Chor der Kirche stammt aus dem 14. Jahrhundert. Der Kirchturm aus dem 15. Jahrhundert weist eine Höhe von 35 Metern einschließlich Turmkreuz auf.
Tragwein hat ein sehr hohes Pendleraufkommen: Von den 1.351 Erwerbstätigen im Jahr 1991 pendelten 930 Person aus. 1999 gab es in Tragwein noch 176 landwirtschaftliche Betriebe.
In einem Teil der Gemeinde befindet sich die Betriebsstätte Kriechbaum-Weinzierl der österreichischen Kaolin- und Montanindustrie Aktiengesellschaft (KAMIG) mit Sitz in Schwertberg für den Abbau von Kaolin. 2004 wurden in der gesamten Betriebsstätte 16.345 Tonnen Reinkaolin im Tagbau gewonnen.
Feuerwehr
Die Jugendgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Tragwein wurde schon viermal Weltmeister (Arco 1995, Herning 1997, Varaždin 2005 und Revinge 2007) und gewann fünfmal den Bundeswettbewerb. Weiter existieren noch Freiwillige Feuerwehren in den Ortsteilen Hinterberg und Mistlberg. Die Jugendgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Hinterberg gewann ebenfalls schon einmal die Weltmeisterschaft (Altkirch 1999).
Im Ort stehen ein Kindergarten, eine Volksschule und eine Hauptschule zur Verfügung. Zusätzlich besteht eine Bücherei und eine Eishalle. Weiters gibt es zwei Ärzte der Allgemeinmedizin und einen Zahnarzt in der Gemeinde.
Die Bürgerliste Tragwein wurde 1997 vor der FPÖ die drittstärkste Partei, beide Parteien traten 2003 nicht an. 2003 wurde die ÖVP mit 54,7 % stimmenstärkste Partei.[11] Bei den Wahlen 2009 konnte die ÖVP ihre absolute Mehrheit auf 58,2 % ausbauen.[12]
Das Wappen symbolisiert die Sage zur Entstehung des Ortsnamens, als man zum Kirchenbau beim Mörtel anmachen Wein verwendete, als das Wasser knapp wurde (Sprechendes Wappen).
Über die Verleihung des Gemeindewappens ist nichts bekannt. Der erste Nachweis des heutigen Wappens war ein Aufdruck auf einem Akt aus dem Jahre 1710. Das Siegel hatte die Umschrift MARCKT * TRAGEIN * 1510.[14]
↑Karl Hohensinner, Peter Wiesinger, unter Mitarbeit von Hermann Scheuringer, Michael Schefbäck: Die Ortsnamen der politischen Bezirke Perg und Freistadt (Östliches Mühlviertel) (= Ortsnamenbuch des Landes Oberösterreich. Band 11). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2003, ISBN 978-3-7001-3103-8, S. 127, Nr. 11.4.3.2.
↑Veröffentlichungen (Stand 2023): 9 Lyrikbände, 2 Gedichtbändchen zusammen mit ihren Schulkindern sowie 32 Haiku-Bände (Haiku: eine japanische Gedichtform, die jeweils 3 kurze Zeilen umfasst).