Das auf einer Moräne am Übergang vom Thur- ins Aachtal liegende Dorf verdankt seine Entwicklung der guten Verkehrslage. Hier kreuzt sich die wichtigste West-Ost-Verbindung durch den Kanton von Frauenfeld nach Romanshorn mit der Strasse von Konstanz nach Gossau SG. Zudem zweigt in Sulgen die Bischofszellerbahn von der Thurtallinie ab.
Das St. Pelagiusstift besass anfänglich nur die Kollatur. 1269 bewilligte ihm der Bischof von Konstanz, Abgaben für eigene Bedürfnisse einzuziehen, 1359 wurde Sulgen in das Stift inkorporiert. Nach der Reformation 1529 wurde 1535 die Messe wieder zugelassen. Die Kirche wurde fortan simultan, 1712 bis 1961 paritätisch genutzt. 1851 kam die Kollatur an die Kirchgemeinde. 1959 bis 1961 erfolgte der Bau der katholischen Kirche durch Ernest Brantschen.[7]
In Sulgen wurde Kornbau in drei Zelgen betrieben und Flachs angebaut. Im 19. Jahrhundert erfolgte der Übergang zum Feldgrasbau, zur Vieh- und Milchwirtschaft sowie zum Obstbau. 1860 wurde eine Käserei in Betrieb genommen. Ab 1650 wurde Leinen hergestellt; später kamen die Baumwollverarbeitung, um 1810 die Kattunweberei, ab 1850 die Stickerei und 1890 die Schifflistickerei hinzu, die bis um 1930 betrieben wurde. Sulgen wuchs beachtlich, nachdem es 1855 eine Station an der Bahnlinie Winterthur–Romanshorn erhalten hatte und 1876 Ausgangspunkt der Linie nach Gossau wurde. 1919 bis 1923 bestand eine Milchpulverfabrik, die 1930 neu gegründet und 2003 von der Hochdorf Nutritec übernommen wurde. Sie beschäftigte 2010 108 Mitarbeiter. 1933 wurde die Wirkerei Greuter ins Leben gerufen, die 1970 ihren Namen in Greuter-Jersey änderte. Sie war ab 2008 im Besitz der E. Schellenberg Textildruck und produziert seither nicht mehr in Sulgen. 1980 hielt bei der Sauter AG, die ab 1999 im Besitz der Belimed ist, die Medizinaltechnik Einzug. Weitere ansässige Firmen waren 2011 die Sidag (Sicilia-Zitronensaft), die Erich Keller AG (Büroeinrichtungen) und der Verlag Niggli AG. 2005 waren 53 % der Erwerbstätigen im zweiten Wirtschaftssektor und 40 % im Dienstleistungssektor tätig.[7]
1964 war die frühere Ortsgemeinde Bleiken in die Ortsgemeinde Sulgen eingemeindet worden. Die politische Gemeinde wurde 1995 bis 1996 stufenweise gebildet: Seit dem 1. Januar 1995 gehört der von der Ortsgemeinde Opfershofen abgetrennte Ortsteil Uerenbohl zu Sulgen. Ebenfalls 1995 wurde die Ortsgemeinde Riedt von der Munizipalgemeinde Sulgen abgetrennt und der Gemeinde Erlen zugeschlagen. Die Ortsgemeinden Donzhausen und Hessenreuti hatten vor 1995 zur Munizipalgemeinde Bürglen gehört, schlossen sich hernach der Munizipalgemeinde Sulgen an und vereinigten sich 1996 mit den Ortsgemeinden Götighofen und Sulgen sowie der Munizipalgemeinde Sulgen zur Einheitsgemeinde Sulgen. Gleichzeitig fusionierte die von der Munizipalgemeinde Sulgen abgetrennte Ortsgemeinde Kradolf zur Gemeinde Kradolf-Schönenberg.[8]
Das Wappen gibt die Herrschaftsverhältnisse wieder, indem das Dorf zum Teil der Herrschaft Bürglen, zum Teil dem Kloster Kreuzlingen gehörte. Die Farben versinnbildlichen die Zugehörigkeit der Pfarrei Sulgen zum Pelagistift in Bischofszell.[9]
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung im Gebiet der heutigen Gemeinde Sulgen[8]
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Von den insgesamt 4036 Einwohnern der Gemeinde Sulgen am 31. Dezember 2023 waren 1143 bzw. 28,3 % ausländische Staatsbürger. 1171 (29,0 %) waren evangelisch-reformiert und 1042 (25,8 %) römisch-katholisch. Die Ortschaft Sulgen zählte zu diesem Zeitpunkt 3535 Bewohner.[10]
Wirtschaft
Im Jahr 2016 bot Sulgen 1805 Personen Arbeit (umgerechnet auf Vollzeitstellen). Davon waren 4,0 % in der Land- und Forstwirtschaft, 62,6 % in Industrie, Gewerbe und Bau sowie 33,4 % im Dienstleistungssektor tätig.[11]
↑Thurgau in Zahlen 2019. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (PDF-Datei; 1,8 MB), abgerufen am 28. April 2020.
↑André Salathé, Cornelia Stähli, Marcus Casutt: Die Kirchen von Sulgen. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 752, Serie 76). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2004, ISBN 978-3-85782-752-5.