Die Basilika St. Martin ist eine römisch-katholische Kirche in Bingen am Rhein in Rheinland-Pfalz am Ufer der Nahe.
Seit 2002 ist die Kirche Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal, des Weiteren ist sie ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention.
Die ersten Hinweise auf christliches Leben in Bingen stammen aus dem 5. und 6. Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammt beispielsweise der Grabstein des Priesters Aetherius,[1] der heute in der Kirche ausgestellt ist. Bei archäologischen Ausgrabungen in der Krypta von St. Martin wurde ein Stück eines antiken Altars gefunden, woraus die Theorie abgeleitet wurde, dass an der Stelle des späteren christlichen Gotteshauses in römischer Zeit ein Tempel gestanden habe. An Flussübergängen wäre für die antike Zeit beispielsweise ein Heiligtum des Gottes Mercurius plausibel. Allerdings lässt das gefundene Steinstück solche Deutungen nicht sicher zu, zumal auch die Möglichkeit besteht, dass es ursprünglich an einer anderen Stelle Bingens verbaut war und erst in späterer Zeit in die Krypta der Kirche gelangte.[2] Als erste Erwähnung der Kirche in schriftlichen Quellen gilt eine Urkunde aus dem Jahr 793, die allerdings nur belegt, dass ein Landstück bei Bingen einer Einrichtung gehörte, die unter der Schutzherrschaft des heiligen Martin stand. Dass es sich dabei um die heutige Kirche St. Martin handelt, ist möglich, aber nicht beweisbar.[3]
Der erste sichere Nachweis für die Existenz des heutigen Gotteshauses ist eine Urkunde des Erzbischofs Willigis von Mainz aus dem Jahr 1006, in der von dem Stift St. Martin in Bingen die Rede ist. Dessen Stiftskirche war St. Martin bis zur Aufgabe des Stiftes am Ende des 16. Jahrhunderts beziehungsweise bis zur formellen Aufgabe im Jahr 1672. Wann das Stift gegründet wurde, geht aus den erhaltenen Quellen allerdings nicht hervor, lediglich das Jahr 1006 ist als spätestmöglicher Zeitpunkt gesichert. Von der frühromanischen Basilika ist noch die Krypta aus dem mittleren 11. Jahrhundert erhalten, deren Kreuzgratgewölbe von vier Steinsäulen mit Würfelkapitellen getragen wird. Eine Säulenbasis, die bei Ausgrabungen 1925 freigelegt wurde, deutet darauf hin, dass etwa zeitgleich zu dieser Krypta auch ein Neubau des kompletten restlichen Gotteshauses erfolgte.[4]
Bei einem großen Stadtbrand im August 1403 brannte dieser Kirchenbau ab. Einzig die Krypta blieb erhalten und wurde in den 1416 geweihten gotischen, ursprünglich einschiffigen Neubau integriert. In diesem war bis 1657 der Stiftschor durch einen Lettner von dem restlichen Kirchenraum, der für die Laien geöffnet war, abgetrennt. Im Jahr 1417 vereinigte der Mainzer Erzbischof Johann II. von Nassau die mit der Bethlehemskapelle auf dem Rochusberg verbundenen Stiftungen mit dem Stift, das durch den Brand völlig verarmt war. In den folgenden Jahren wurden die Seitenschiffe fertiggestellt. Das nördliche wurde in der Zeit um 1500 durch den zweischiffigen, spätgotischen „Barbarabau“ ersetzt, der als Pfarrkirche diente. Diese Baumaßnahme wird in der Literatur häufig ohne Quellengrundlage in die Jahre 1502–1505 datiert, dürfte in Wirklichkeit aber deutlich länger gedauert haben und könnte möglicherweise 1510/1511 zum Abschluss gebracht worden sein (darauf deutet zumindest eine Angabe in den Binger Annalen hin).[5]
1819 wurden die Stiftsgebäude abgebrochen. Bei der umfangreichen Restaurierung durch Max Meckel (Limburg) kamen die Kapellen am südlichen Seitenschiff, die Sakristei und die Maßwerkgalerien an den Türmen (der linke wurde nie vollendet) hinzu.
Papst Pius XI. erhob die Kirche am 1. April 1930 mit dem Apostolischen Schreiben Moguntinae dioecesis zur Basilica minor.[6] Nach schweren Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg erfolgte bis 1958 der Wiederaufbau. Im Jahr 2006 feierte die Gemeinde von St. Martin am 3. Oktober die 1000-jährige Erwähnung ihres Gotteshauses mit einem großen Fest rund um die Kirche.
Die bis 2015 genutzte Orgel in St. Martin wurde 1971 durch den Orgelbauer Paul Ott (Göttingen) erbaut. Die Geschichte der Orgeln reicht aber weit zurück, bis in das Jahr 1508. Im Laufe der Zeit kam es zu mehreren Neubauten. Die Orgel von 1971 hatte 46 Register (Schleifladen) auf vier Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen waren mechanisch, die Registertrakturen elektrisch. 1995 wurde das Instrument überarbeitet und mit einer elektronischen Setzeranlage ausgestattet.[8]
Diese Orgel musste 2015 aufgrund technischer Schäden am Instrument abgebaut werden. Seitdem wird Geld für die Anschaffung einer neuen Orgel gesammelt.[9]
Für die St.-Martins-Kirche in Bingen sowie die St.-Rochus-Kapelle lieferte die Glockengießerei Otto aus Hemelingen/Bremen im Jahr 1895 insgesamt elf Bronzeglocken, sechs für St. Martin, vier für die Rochus-Kapelle. Alle Glocken fielen den Glockenbeschlagnahmungen der beiden Weltkriege zum Opfer. Heute verfügt die Martinskirche über sechs Glocken, wovon fünf von der Glockengießerei Friedrich Wilhelm Schilling im Jahr 1955 gegossen wurden. Der Gießer der historischen Marienglocke aus dem Jahr 1404 (Nr. 5) ist unbekannt.[10][11]
Baden-Württemberg: Unsere Liebe Frau in Konstanz 1955 | St. Martin in Weingarten 1956 | St. Georg in Walldürn 1962 | St. Vitus in Ellwangen 1964 | Mariä Heimsuchung in Birnau 1971 | St. Martin in Ulm-Wiblingen 1993 | St. Georg in Ochsenhausen 2019
Bayern: Vierzehnheiligen in Bad Staffelstein 1897 | St. Anna in Altötting 1913 | Mariä Himmelfahrt in Ettal 1920 | Dom St. Peter und Georg in Bamberg 1923 | St. Alexander und Theodor in Ottobeuren 1926 | St. Mauritius in Niederalteich 1932 | St. Ulrich und Afra in Augsburg 1937 | Mariä Himmelfahrt in Tuntenhausen 1942 | Heiligste Dreifaltigkeit in Gößweinstein 1948 | St. Peter und Alexander in Aschaffenburg 1958 | Mariä Himmelfahrt in Ingolstadt 1964 | Stiftskirche zur Alten Kapelle in Regensburg 1964 | St. Emmeram in Regensburg 1964 | St. Michael in Altenstadt 1965 | St. Lorenz in Kempten 1969 | Mariä Himmelfahrt in Waldsassen 1969 | St. Benedikt in Benediktbeuern 1972 | St. Peter in Dillingen 1979 | Heilig Kreuz und Mariä Himmelfahrt in Scheyern 1979 | St. Martin in Amberg 1980 | St. Margaretha in Altenmarkt 1982 | St. Jakob in Straubing 1989 | Mariä Heimsuchung in Marienweiher 1993 | Maria Brünnlein in Wemding 1998 | St. Martin in Landshut 2001 | St. Vitus und Deocar in Herrieden 2010
Berlin: St. Johannes in Berlin-Neukölln 1906 | Dom St. Hedwig in Berlin-Mitte 1927 | Maria Rosenkranzkönigin in Berlin-Steglitz 1950
Hessen: St. Marcellinus und Petrus in Seligenstadt 1925 | St. Maria, Petrus und Paulus in Ilbenstadt 1929 | St. Peter in Fritzlar 2004 | St. Valentinus und Dionysius in Kiedrich 2010
Niedersachsen: St. Godehard in Hildesheim 1963 | Maria Mutter der Sieben Schmerzen in Bethen 1977 | St. Clemens in Hannover 1998 | St. Cyriakus in Duderstadt 2015
Nordrhein-Westfalen: St. Gereon in Köln 1920 | St. Ursula in Köln 1920 | Mariä Himmelfahrt in Kevelaer 1923 | St. Viktor in Xanten 1937 | St. Severin in Köln 1953 | Mariä Heimsuchung in Werl 1953 | St. Martin in Bonn 1956 | St. Potentinus, Felicius und Simplicius in Steinfeld 1960 | St. Aposteln in Köln 1965 | St. Maria im Kapitol in Köln 1965 | St. Suitbertus in Düsseldorf-Kaiserswerth 1967 | St. Lambertus in Düsseldorf 1974 | St. Andreas in Knechtsteden 1974 | St. Vitus in Mönchengladbach 1974 | St. Margareta in Düsseldorf-Gerresheim 1982 | St. Ludgerus in Essen-Werden 1993 | St. Kunibert in Köln 1998 | St. Quirinus in Neuss 2009 | St. Ida in Herzfeld 2011 | St. Laurentius in Wuppertal 2013
Rheinland-Pfalz: St. Matthias in Trier 1920 | Kaiser- und Mariendom in Speyer 1925 | Dom St. Peter in Worms 1925 | St. Maria am See in Maria Laach 1926 | Unsere Liebe Frau in Marienstatt 1927 | St. Martin in Bingen 1930 | St. Salvator in Prüm 1950 | Unsere Liebe Frau in Trier 1951 | St. Paulin in Trier 1958 | St. Kastor in Koblenz 1991 | St. Severus in Boppard 2015
Saarland: St. Wendalinus in St. Wendel 1960 | St. Johann in Saarbrücken 1975
Sachsen: Heilig Kreuz in Wechselburg 2018
49.9667027777787.8921055555556Koordinaten: 49° 58′ 0,1″ N, 7° 53′ 31,6″ O
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