Rothenberg ist ein Stadtteil von Oberzent im südhessischenOdenwaldkreis. Bis zum 31. Dezember 2017 war Rothenberg Verwaltungssitz der bis dahin selbständigen Gemeinde Rothenberg.
Rothenberg liegt in 170 bis 495 Meter Höhe im südlichen Odenwald und dem Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald, fünf Kilometer nördlich von Hirschhorn am Neckar entfernt. Der Hauptort liegt im Süden des Gemeindegebietes als Höhensiedlung in einer Rodung in 420 Meter Höhe auf dem Rücken der ansonsten bewaldeten Hirschhorner Höhe. Die Gemarkung erstreckt sich langgezogen längs des Finkenbachs nach Nordwesten. Die Gemarkungsfläche beträgt 1506 Hektar (1961), davon sind 938 Hektar bewaldet.
Im Jahr 1835 war Rothenberg mit 1098 Einwohnern das drittgrößte Dorf des Landratsbezirks. Als im Zuge der Industrialisierung die Verkehrswege ausgebaut wurden, geriet dem Handwerker- und Marktort seine verkehrsungünstige Höhenlage zum Nachteil. Eine industrielle Entwicklung fand nicht statt und die Bevölkerungszahlen waren rückläufig. Das Ortsbild ist bis heute stark landwirtschaftlich geprägt. 1971 wurden die bis dahin selbständigen Gemeinden Ober-Finkenbach und Raubach eingemeindet. Die Weiler Kortelshütte und Hinterbach waren im 18. Jahrhundert erfolgte Siedlungsgründungen für Neusiedler und Besitzlose. Kortelshütte hat sich ab dem frühen 20. Jahrhundert nach Erschließung durch eine Landstraße und Ausweisung von Neubaugebieten zu einem Luftkurort entwickelt. Hinterbach erlangte in den 1930er Jahren Bedeutung durch seine Mineralquellen.
Sinkende Einwohnerzahlen und wirtschaftliche Gründe führten zu Bestrebungen, die Gemeinden Hesseneck, Beerfelden, Rothenberg und Sensbachtal zum 1. Januar 2018 zu einer Kommune mit dem Namen Oberzent zusammenzuschließen. In Bürgerentscheiden am 6. März 2016 stimmten die Bürger der vier Gemeinden jeweils mehrheitlich dafür. Bei einer Abstimmungsbeteiligung von 70,4 % betrug in Rothenberg die Mehrheit 71,4 % der abstimmenden Bürger.[6] Die ehemalige Postleitzahl 64757 für Rothenberg wird seit dem Zusammenschluss nur noch von dem Hirschhorner Ortsteil Unter-Hainbrunn verwendet, dem jetzt kleinsten Dorf Hessens mit eigener Postleitzahl.
Für Rothenberg wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet. Dieser Ortsbezirk umfasst die Gemarkung Rothenberg ohne die Fluren 3, 6, 21 und 22.[7]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Rothenberg angehört(e):[1][8]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1][2]; Zensus 2011[10]
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 im Ort Rothenberg 963 Einwohner. Darunter waren 27 (2,8 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 162 Einwohner unter 18 Jahren, 381 zwischen 18 und 49, 219 zwischen 50 und 64 und 198 Einwohner waren älter.[10]
Die Einwohner lebten in 393 Haushalten. Davon waren 99 Singlehaushalte, 117 Paare ohne Kinder und 138 Paare mit Kindern, sowie 36 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 81 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 258 Haushaltungen lebten keine Senioren.[10]
Gemeinde Rothenberg
Die vom 1. Juli 1971 bis 31. Dezember 2017 bestehende Gemeinde Rothenberg
Einwohnerentwicklung
Die Einwohnerzahl der Gemeinde entwickelte sich im Lauf der Zeit wie folgt (soweit nicht anders vermerkt, entnommen aus den Publikationen des Hessischen Statistischen Landesamtes):[11]
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in der Gemeinde Rothenberg 2359 Einwohner. Darunter waren 57 (2,4 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 354 Einwohner unter 18 Jahren, 882 zwischen 18 und 49, 540 zwischen 50 und 64 und 585 Einwohner waren älter.[10]
Die Einwohner lebten in 987 Haushalten. Davon waren 246 Singlehaushalte, 327 Paare ohne Kinder und 315 Paare mit Kindern, sowie 81 Alleinerziehende und 18 Wohngemeinschaften. In 213 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 627 Haushaltungen lebten keine Senioren.[10]
Die Gemeindeauflösung am 31. Dezember 2017 wurde von der Gemeindevertretung beschlossen, die aus der Kommunalwahl am 6. März 2016 hervorging. Diese lieferte folgendes Ergebnis, in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:
Nach der hessischen Kommunalverfassung ist der Bürgermeister Vorsitzender des Gemeindevorstands, dem in der Gemeinde Rothenberg neben dem Bürgermeister fünf ehrenamtliche Beigeordnete angehörten. Letzter Bürgermeister war seit Februar 2000 bis zur Auflösung der Gemeinde Hans Heinz Keursten (* 1952 in Wankum, † 1. Juni 2019 Oberzent[16]).[17][18][19] Seine direkt gewählten Amtsvorgänger waren:
1994 bis 2000 Willi Menges, (SPD)
Wappen und Flagge
Wappen
Blasonierung: „In geteiltem Schild oben in Gold ein wachsender Schwarzer Reichsadler, unten in Rot eine goldene Eichel, beseitet von je einer goldenen Hirschstange.“[20]
Das Wappen wurde der Gemeinde Rothenberg am 16. Juli 1979 durch das Hessische Innenministerium genehmigt. Gestaltet wurde es durch den Bad Nauheimer Heraldiker Heinz Ritt.
Flagge
Die Flagge wurde der Gemeinde am 7. Oktober 1981 durch das Hessische Innenministerium genehmigt und wird wie folgt beschrieben:
„Auf rot/goldener Flaggenbahn in der oberen Hälfte aufgelegt das Gemeindewappen.“[21]
Um die Jahrhundertwende häuften sich die Beschwerden der Rothenberger Oberdorfbewohner über Mängel bei der Wasserversorgung. Die Quelle des Großen Brunnens am Hang des Gammelsbachtals schüttete genug Wasser. Die Landesbehörden im Großherzogtum Hessen betraute die Kulturinspektion Darmstadt und die fand die Lösung der Wasserversorgung mit zwei Wassermotoren, geliefert von der Zürcher Maschinenfabrik Schmid. Jeder der technisch interessanten Motoren treibt eine dreizylindrige Pumpe an. Die eine Drillingspumpe stammt aus dem Jahre 1902, die andere ist zwei Jahre jünger. Betrieben wird die historische Pumpstation zwischen Kortelshütte und Rothenberg heute von einem Kreis technisch begeisterter Idealisten.
↑Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
↑ abZahlen und Daten. In: Webauftritt. Stadt Oberzent, abgerufen im Dezember 2024.
↑Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Juni 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.28, S.1117, Punkt 988; Abs. 15. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,0MB]).
↑Hauptsatzung § 4. (PDF; 197 kB) Stadt Oberzent, abgerufen im Dezember 2020.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2MB]).
↑Kommunalwahlen 1977; Maßgebliche Einwohnerzahlen der Gemeinden vom 15. Dezember 1976. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1976 Nr.52, S.2283, Punkt 1668 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 10,3MB]).
↑Genehmigung eines Wappens und einer Flagge der Gemeinde Rothenberg, Odenwaldkreis vom 16. Juni 1979. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1979 Nr.32, S.1611, Punkt 870 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,4MB]).
↑Genehmigung einer Flagge der Gemeinde Rothenberg, Odenwaldkreis vom 7. Oktober 1981. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1981 Nr.43, S.2008, Punkt 1211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 7,8MB]).