Die im Herzen des Landkreises gelegene Stadt Rehna ist von Lübeck, Schwerin und der Ostseeküste jeweils etwa 25 Kilometer entfernt. Sie liegt beidseitig des Flusses Radegast – die Altstadt mit dem ehemaligen Nonnenkloster am linken Ufer. Die Umgebung Rehnas ist recht hügelig, nahe dem nordöstlichen Ortsteil Othenstorf werden 83 m ü. NHN erreicht.
Der Ortsteil Löwitz wurde um 1230 unter den Namen Lovetse und Lowitze erstmals erwähnt, Die Reste der Burg Lovetze befinden sich noch im Gutspark.
Neuzeit
Mindestens 20 Personen (18 Frauen, 2 Männer) gerieten zwischen 1595 und 1684 in Hexenprozesse, davon wurden wahrscheinlich 11 hingerichtet.[5] 1668 wurde Ilse Klink, die Witwe des ehemaligen Bürgermeisters Hinrich Klink, verbrannt. Sie hatte erst nach mehrfacher Folter zu einem Geständnis gezwungen werden können. Als sie ihr Geständnis widerrief, wurde sie erneut der Folter unterworfen.[6]
Die Innenstadt und das Klostergebäude wurden im Rahmen der Städtebauförderung im Zeitraum von 1991 bis 2005 saniert, dafür wurden rund neun Millionen Euro Fördermittel bewilligt. Die Sanierung der Stadt ist inzwischen weitgehend abgeschlossen.
Eingemeindungen
Am 1. Juli 1950 wurde Othenstorf nach Brützkow und Falkenhagen nach Löwitz eingemeindet;[7] Brützkow wurde wiederum am 1. Juli 1973 nach Rehna eingemeindet.[7] Seit dem 13. Juni 2004 gehört der Ort zu Rehna.[8]
Am 25. Mai 2014 wurden Nesow und Vitense in die Stadt eingemeindet.[9]
Der starke Anstieg der Einwohnerzahl 2005 ist auf die Eingemeindung von Brützkow im Jahr 2004 zurückzuführen, das beträchtliche Bevölkerungswachstum 2015 beruht auf der Eingliederung von Nesow und Vitense im Jahr 2014.
Oldenburg wurde in der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019 mit 53,6 % der gültigen Stimmen in seinem Amt bestätigt.[14] In der Bürgermeisterwahl am 9. Juni 2024 wurde Martin Reininghaus mit 55,2 % der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von fünf Jahren[15] zu seinem Nachfolger gewählt.[16]
Wappen
Wappen in der DDR
Wappen der Stadt Rehna
Blasonierung: „In Gold ein hersehender, golden gekrönter schwarzer Stierkopf mit aufgerissenem roten Maul, silbernen Zähnen, ausgeschlagener roter Zunge, in sieben Spitzen abgerissenem Halsfell und silbernen Hörnern.“[17]
Wappenbegründung: Das Wappen ist in Anlehnung an Siegelbilder aus dem 17. und 18. Jh. und an eine einst in der Rehnaer Kirche angebrachte Wappendarstellung von 1792 gestaltet. Es zeigt den Stierkopf als das kleine landesherrliche Symbol des mecklenburgischen Herrscherhauses und erinnert damit an die Zugehörigkeit des Ortes zur Herrschaft, ab 1348 zum Herzogtum Mecklenburg und der späteren Stadt zum Herzogtum, ab 1815 Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin.
Das Wappen wurde am 10. April 1858 von Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin festgelegt, 1997 im Zuge der Flaggengenehmigung von dem Weimarer Michael Zapfe neu gezeichnet und unter der Nr. 125 der Wappenrolle des Landes Mecklenburg-Vorpommern registriert.
Historisches Wappen
Wappen der Stadt Rehna 1940–1945
Blasonierung: „In Rot eine durchgehende silberne Lebensrune.“[17]
Wappenbegründung: Das Wappen verlor schon bald nach dem Ende des II. Weltkrieges seine Gültigkeit.
Das Wappen wurde von Hans Herbert Schweitzer gestaltet. Es wurde am 14. September 1940 durch den Reichsstatthalter in Mecklenburg verliehen.
Flagge
Die Flagge ist gleichmäßig längs gestreift von Gelb und Schwarz. In der Mitte des Flaggentuchs liegt, auf jeweils zwei Drittel der Höhe des gelben und des schwarzen Streifens übergreifend, das Stadtwappen. Die Länge des Flaggentuchs verhält sich zur Höhe wie 5:3.[18]
Dienstsiegel
Das Dienstsiegel zeigt das Stadtwappen mit der Umschrift „STADT REHNA • LANDKREIS NORDWESTMECKLENBURG“.[18]
Kloster Rehna, ehemaliges Benediktinerinnenkloster aus dem 13. Jahrhundert mit ursprünglich spätromanischereinschiffiger Backsteinkirche, die im 15. Jahrhundert beträchtlich verändert wurde sowie einem Arkadengang, dem ehemaligen Klostergebäude (heute Amtsgebäude) und dem Klostergarten.
Das Deutsche Haus zählt zu den ältesten Häusern der Klosterstadt Rehna. Auch wenn das Haus heute die ursprüngliche Größe nur noch erahnen lässt, ist doch beim genauen Betrachten der Ursprung zu erkennen. Der Gebindeabstand beträgt 1,8 bis 2 Meter und deutet noch auf eine Dacheindeckung aus Stroh hin. Das etwa vier Meter hohe Erdgeschoss nimmt die große Diele im hinteren Bereich auf.
Das Haus ist Herberge für den Martensmann. Dieser Brauch wird erstmals 1520 erwähnt. Alljährlich wird am Martinstag den Mecklenburger Fürsten eine Tonne (Fass) Wein gesandt, damit sie sich vertragen.
Heute wird das Deutsche Haus als Vereinshaus der Stadt benutzt und beherbergt die Stadtbibliothek Rehna.
Gutshaus Löwitz um 1870
Gutshaus Löwitz
Das 1856 im neugotischen Stil errichtete Gutshaus war der erste Gutshaubau des erst 28-jährigen Schweriner Architekten Georg Daniel. Er hatte zu dieser Zeit sein zweites Bauexamen noch nicht abgelegt, benötigte aber Geld für seine erste Studienreise nach Wien. Daniel entwarf einen Putzbau in tudorgotischen Formen und wertete dabei das zweigeschossige Gutshaus besonders durch Turmanbauten, Zinnenkränze sowie Balkone und mit Ornamentik in Anlehnung an Schinkelsche Bauten, wie das Schloss Babelsberg, auf.[19]
Das Gut Löwitz war u. a. im Besitz der Familien von Bülow (ab dem Mittelalter), von Pentz (ab 1803), Joachim Heinerich Koch und Erben (1855 bis 1919), von Soden und von Forstner (bis 1945).
Im Gutshaus waren nach 1945 ein Kindergarten, später ein Lehrlingswohnheim, ab 1972 die Werkküche der LPG und ein Kultur- und Versammlungsraum untergebracht. Es wurde nach der Wende Opfer von Vandalismus und verfiel.[20] Nach einem Besitzerwechsel findet seit 2023 eine Sanierung statt.[21][22]
Denkmal zum 100. Jahrestag der Völkerschlacht (1913 errichtet)
Denkmal für die Toten des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 (1872 errichtet)
Denkmal 1914–1918 des Männerturnvereins
Denkmal 1914–1918 mit riesigem Kreuz (1935 nach Entwurf von Werner Cords errichtet)
Acht Gräber von Zwangsarbeitern für vier polnische Frauen und vier Männer, alle namentlich bekannt, die Opfer der Zwangsarbeit wurden, befinden sich auf dem Friedhof. Waren es anfänglich Holzkreuze, so erinnern seit 1986 Gedenksteine an diese Opfer unter den 3000 bis 4000 Männern und Frauen, überwiegend aus Polen, die im Amtsbereich von Rehna während des Zweiten Weltkrieges Zwangsarbeit auf Gütern und bei Gewerbetreibenden verrichten mussten.
Gedenkstätte für den antifaschistischen Widerstand auf dem Friedhof aus dem Jahre 1949, erinnert u. a. an den kommunistischen Stadtverordneten Friedrich Dreyer, der zu den Opfern des Todesmarsches vom April 1945 gehört. In der Friedrich-Dreyer-Straße hängt eine Informationstafel für den ermordeten Kommunisten.
Wirtschaft und Infrastruktur
Ortsansässige Unternehmen
Die Awek Protech GmbH mit Sitz im Gewerbegebiet Am Kajatz produziert Kabelkonfektion und Systemtechnik für Automatisierungstechnik sowie Bauteile für Robotertechnik. Das Unternehmen ist seit 1990 dort ansässig und gehört zu den größten Arbeitgebern der Region.
Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. II. Band: Die Amtsgerichtsbezirke Wismar, Grevesmühlen, Rehna, Gadebusch und Schwerin. Schwerin 1898, Neudruck Schwerin 1992, ISBN 3-910179-06-1, S. 423 ff.
Weblinks
Commons: Rehna – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Verena Friedrich: Die ehemalige Klosterkirche St. Maria und Elisabeth in Rehna. Kunstverlag Peda, Passau, 2., veränderte Aufl. 2006, ISBN 3-89643-629-5, S. 2.
↑Sönke Lorenz: Aktenversendung und Hexenprozess. Dargestellt am Beispiel der Juristenfakultäten Rostock und Greifswald (1570/82–1630), Band 2: Die Quellen, Teilband 1: Die Hexenprozesse in den Rostocker Spruchakten von 1570 bis 1630. Lang, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-8204-7634-2.
↑ abKatrin Moeller: Dass Willkür über Recht ginge. Hexenverfolgung in Mecklenburg im 16. und 17. Jahrhundert (= Hexenforschung, Band 10). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-89534-630-9, S. 112, 114, 296, 452, 453.
↑ abGemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
↑ abHans-Heinz Schütt: Auf Schild und Flagge - Die Wappen und Flaggen des Landes Mecklenburg-Vorpommern und seiner Kommunen. Hrsg.: produktionsbüro TINUS; Schwerin. 2011, ISBN 978-3-9814380-0-0, S.175/176.
↑Horst Ende: Georg Daniel als Architekt und Denkmalpfleger in Mecklenburg. Vortrag am 11. Februar 2004 zum 175. Geburtstag Georg Daniels im Landesamt für Denkmalpflege Schwerin.