Das Röntgen-Gymnasium Würzburg (RGW) ist ein mathematisch-naturwissenschaftliches und neusprachliches Gymnasium in Würzburg. Die Schule ist Seminarschule für die Ausbildung angehender Lehrer, außerdem werden am Röntgen-Gymnasium die sogenannten Übergangsklassen des bayerischen RegierungsbezirkesUnterfranken betreut. Namensgeber der Schule ist Wilhelm Conrad Röntgen, der in Würzburg die nach ihm benannte Röntgenstrahlung entdeckte.
Von 1820[2] (Höhere Bürgerschule) bis 1909 (Kgl. Kreis-Landwirthschafts- und Gewerbeschule bzw. Kreisrealschule) wurde eine sechsklassige Ausbildungsform im damaligen Dominikanerkloster und ab 1859 in der Maxschule[3] angeboten. Auf königlichen Erlass hin wurde in den Jahren 1907–1910 eine Oberprima aufgebaut und der Schulbetrieb im 1908 bis 1910 nach einem Gesamtentwurf von Regierungsbaumeister Fritz Gablonsky am Sanderring entstandenen Gebäude[4] ab 1910 als neunklassige Oberrealschule (Kgl. Kreis-Oberrealschule) aufgenommen. Der Bau des stattlichen Gebäudes für Oberrealschule und die angegliederte Kgl. Kreis-Bauschule mit Maschinenbauschule kostete 1,14 Mio. Mark.
Die Oberrealschule wurde im Zweiten Weltkrieg beim Luftangriff am 16. März 1945 schwer beschädigt, aber die dicken Mauern und die Eisenbetondecken des Gebäudes hielten den Stabbrandbomben des britischen Angriffs stand. 1960 widmete man sie durch den Namen Röntgen-Oberrealschule Würzburg dem in Würzburg erfolgreichen Physiker Wilhelm Conrad Röntgen. Im Jahr 1965 wurde die „alte OB“, wie die Schule auch noch in den 1970er Jahren, zu deren Beginn die ersten Schülerinnen aufgenommen wurden, genannt[5] wurde, entsprechend dem Hamburger Abkommen in Röntgen-Gymnasium Würzburg umbenannt.
Im November 1971 erhielt das Röntgen-Gymnasium seinen ersten Computer, den „Monroe 1665“ (ein wissenschaftlich-technischer Tischcomputer der MOS/LSI-Generation) zum Preis eines kleinen Mercedes.[6]
Das unter Überfüllung und Raumnot leidende Gymnasium erhielt Ende 1971 zusätzlich angemietete Räume im früheren CVJM-Heim an der Ecke Ottostraße/Friedrich-Ebert-Ring. Die Klassen waren außer im Hauptgebäude am Sanderring auch in der alten Burkarder Volksschule, in der Münzschule und in drei Pavillons im Hof der Münzschule untergebracht.[7]
Im Herbst 1973 wurde das gleich große Friedrich-Koenig-Gymnasium zur räumlichen Entlastung des Röntgen-Gymnasiums gegründet, das bis zu diesem Zeitpunkt (Sommer 1973: 1.842 Schüler, mit Seminarteilnehmern etwa 150 Lehrer) als Bayerns größte Bildungseinrichtung galt.
Im rechten Flügel des Gebäudes des Röntgen-Gymnasium waren Räume der Fachhochschule untergebracht.[8]
2010 feierte das RGW sein 100-jähriges Bestehen.[9]
Würzburger Innenstadt um 1900
„Kreis-Realschule“ Maxschule 1910
Allerhöchster Erlaß 1907 zur Erweiterung der Kreis-Realschule Würzburg
„Kreis-Oberrealschule“ Schulneubau 1910 am Sanderring
Folgen des 16. März 1945 am Sanderring
Gebäude
Vorbilder für die Segmentgiebel sind teilweise die von Balthasar Neumann errichteten Häuser. Neumanns Architektur prägte auch andere Verzierungen am RGW-Gebäude wie zum Beispiel die Bänderung der Hofeinfahrt. Im Jahr 2007 wurde der Neubau im Pausenhof eingeweiht.
Räumlichkeiten
Das RGW verfügt über einen eigenen Turnhallenbau, der zwei Turnhallen beherbergt. Er wurde nach dem Zweiten Weltkrieg eigentlich nur als Provisorium gebaut, entspricht aber dennoch den heutigen Sicherheitsstandards. Dem RGW stehen außerdem eine Turnhalle der Volkshochschule Würzburg in der Münzstraße, der Sportplatz „Sanderrasen“ (1905 noch ein Exerzierplatz) und das angrenzende Schwimmbad „Sandermare“ zur Verfügung.[10]
Schulwesen
Zweige
Naturwissenschaftlich-technologischer Zweig:
2. Fremdsprache Latein oder Französisch ab der 6. Jahrgangsstufe
Physik ab der 7. und Chemie ab der 8. Jahrgangsstufe
Informatik ab der 9. Jahrgangsstufe
Sprachlicher Zweig
2. Fremdsprache Latein oder Französisch ab der 6. Jahrgangsstufe
3. Fremdsprache Italienisch ab der 8. Jahrgangsstufe
Physik ab der 7. Jahrgangsstufe
Chemie ab der 9. Jahrgangsstufe
Erste Fremdsprache in der 5. Jahrgangsstufe ist für alle einheitlich Englisch.
Als zweite Fremdsprache in der 6. Jahrgangsstufe kann Latein oder Französisch gewählt werden.
Im sprachlichen Zweig wird Italienisch als dritte Fremdsprache ab der 8. Jahrgangsstufe unterrichtet, so dass der gymnasiale Zweig durch die Sprachenwahl in der 6. Jgst. nicht festgelegt wird.
Als spätbeginnende Fremdsprache kann von allen Schülern in der 10. Jahrgangsstufe als vierte 'lebende' Fremdsprache Spanisch gewählt werden.
Wahlfächer und AKs
Am Röntgen-Gymnasium bestehen folgende Wahlfächer oder Arbeitskreise:[11][12]
Schülerzeitung
Schulspiel
Englisches Theater
Chor
Big-Band
Filmgruppe
Tanztheater
Medien-Scouts
Schulsanitätsdienst
Food (Versorgung mit Essen und Trinken bei Veranstaltungen)
Technik
Fußball
Basketball
Parkour/Zirkuskünste
Umwelt
Schulball
Tutoren
Tiere live
Lego Robotik
Schach
Auszeichnungen
Die Filmgruppe Röntgenfilm hat unter anderem folgende Preise gewonnen:
2. Publikumspreis Nacht der Selbstgedrehten 2008 beim Internationalen Filmwochenende in Würzburg (Retro)
Kid Witness News European Award 2009 im Rahmen eines internationalen Videowettbewerbes von Panasonic in der Royal Festival Hall in London (Spannende Welt der Kommunikation)
Beste Dokumentation Jufinale (Unterfranken/Calvados) 2010 (Man vermisst nur was man nicht mehr hat)
Das Wettkampfteam aus dem Wahlfach „Lego-Robotik“ gewann bereits mehrfach das Deutschlandfinale der World Robot Olympiad und qualifizierte sich so für das Weltfinale in Quatar und Costa Rica.
Bekannte ehemalige Schüler
Leo Kirch (1926–2011), Schüler der Oberrealschule von 1940 bis 1943, Medienunternehmer
Thomas Wirth (* 1956), Biologe, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm und Direktor des Instituts für Physiologische Chemie der Universität Ulm
Hartmut Göbel (* 1957), Neurologe, Schmerztherapeut und Psychologe
Klaus-Peter Lesch (* 1957), Psychiater und Professor an der Universität Würzburg
Michael Winkler (* 1957), Kolumnist und Autor von politischen Schriften, Science-Fiction- und Fantasy-Romanen. Er schreibt regelmäßig Artikel für rechtsextreme Websites. Er trat 2005 mit einer öffentlichen Holocaustleugnung hervor, für die er 2008 rechtskräftig zu einer Geldstrafe verurteilt wurde.
Arnulf Wallner (1936–1975), Oberstudienrat (Zeichnen), Maler und Grafiker
Hermann Ströbel (1941–2008), Oberstudienrat (Englisch, Französisch), Politiker, unter anderem von 1992 bis 2004 Staatssekretär im Thüringer Kultusministerium
Arbogast Schmitt (* 1943), Gräzist und Hochschullehrer für klassische Philologie an der Philipps-Universität Marburg
Verkehrsanbindung
Vier von fünf Straßenbahnlinien der WVV bedienen die Haltestelle „Sanderring“, die neben der Schule liegt.
150 Jahre Röntgen-Gymnasium Würzburg: 1833–1983, Röntgen-Gymnasium Würzburg 1983
Von der alten OB zum RGW. Festschrift und Jahresbericht anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Röntgen-Gymnasiums am Sanderring, Röntgen-Gymnasium Würzburg 2010
X-Ray, Ausgabe 2009/2010 der Schülerzeitung des Röntgen-Gymnasiums
↑Thomas Tippach: Würzburg – Aspekte der Zentralität. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2 (I: Von den Anfängen bis zum Ausbruch des Bauernkriegs. 2001, ISBN 3-8062-1465-4; II: Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an das Königreich Bayern 1814. 2004, ISBN 3-8062-1477-8; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9), Theiss, Stuttgart 2001–2007, Band III (2007), S. 369–393 und 1296–1298, hier: S. 378.
↑Rudolf Weddin: 20 Jahre sind vergangen. In: Roland Röhrich, Winfried Stadtmüller: Jahresbericht 1971/72. Röntgen-Gymnasium Würzburg, Würzburg 1972, S. 40 f. und 49 f.
↑Heribert Lange: Der Computer hält Einzug in der Schule. In: Roland Röhrich, Winfried Stadtmüller: Jahresbericht 1971/72. Röntgen-Gymnasium Würzburg, Würzburg 1972, S. 60 f.
↑Werner Ikenberg: Rückblick auf das Schuljahr 1971/72. In: Jahresbericht 1971/72. Röntgen-Gymnasium Würzburg, Würzburg 1972, S. 44–46, hier: S. 44.