Die Präfektur Miyagi entspricht in ihrer Ausdehnung in etwa der vormodernen Provinz Rikuzen. Ihre Gründung mitsamt den heutigen Grenzen fand 1872 statt.
Katastrophe durch Tōhoku-Erdbeben und Tsunami 2011
Die Präfektur wurde am 11. März 2011 von den Folgen des Tōhoku-Erdbebens und des davon ausgelösten Tsunamis schwer getroffen. Nach der Schadenserfassung mit Stand von März 2016 wurden für die gesamte Präfektur über 10.500 Tote, mehr als 1.200 weiterhin Vermisste gezählt. 83.000 Wohngebäude wurden vollständig und 155.000 teilweise zerstört sowie 224.000 weitere Schäden an Wohngebäuden erfasst.[1]
Anteil der verwüsteten Gebäude im Überflutungsgebiet des Tōhoku-Tsunamis 2011 in Küstengemeinden der Präfektur Miyagi[2]
Auswahl von Verwaltungseinheiten in Miyagi (rot) und angrenzenden Präfekturen (gelb), die vom Tōhoku-Erdbeben und nachfolgenden Tsunami am 11. März 2011 betroffen waren (in Klammern die Anzahl der Toten und Vermissten sowie der völlig zerstörten Wohnhäuser mit Stand vom März 2016)[1]
Politik
Fraktionen im Präfekturparlament (Stand: 14. November 2023)[3]
Gouverneur von Miyagi ist seit 2005 der ehemalige Präfekturparlamentsabgeordnete Yoshihiro Murai. Er wurde 2021 gleichzeitig mit der nationalen Parlamentsunterhauswahl als Unabhängiger mit Kōmeitō-Unterstützung gegen den Arzt Jun’ichi Chō über 64 % der Stimmen für eine fünfte Amtszeit wiedergewählt. Die Wahlbeteiligung stieg um drei Punkte auf 56,3 %.[4][5][6]
Im 59 Mitglieder starken Parlament blieb die LDP auch bei der Wahl im Oktober 2023 mit 24 Sitzen mit Abstand stärkste Partei, die KDP legte auf zehn Sitze zu, die KPJ gewann unverändert fünf, die Kōmeitō vier Sitze. Neu zog die Nippon Ishin no Kai mit zwei Abgeordneten ins Parlament ein, 14 Wahlsieger waren ohne Parteinominierung. In fünf Wahlkreisen standen die Abgeordneten mangels Gegenkandidaten ohne Abstimmung fest. Die Wahlbeteiligung erholte sich etwas vom Rekordtief 2019 (34,8 %) auf 35,9 %.[7]
Im nationalen Parlament wird Miyagi seit 2024 nur noch durch fünf direkt gewählte Abgeordnete im Abgeordnetenhaus vertreten, ins Rätehaus wählt Miyagi einen Abgeordneten pro Teilwahl. Nach den Parlamentswahlen 2019, 2022, 2024 und seitherigen Parteiumbildungen besteht die direkt gewählte Delegation Miyagis ins Nationalparlament (Stand: November 2024) aus vier Konstitutionellen Demokraten und einem Liberaldemokraten im Abgeordnetenhaus und je einem Mitglied von KDP und LDP im Rätehaus.
Miyagi gewinnt auch als Standort für die Halbleiterindustrie an Aufmerksamkeit, seit Tokyo Electron, seine Produktionsstätte sowie sein Forschungs- und Entwicklungszentrum in der Region angesiedelt hat.[4]
Tourismus
Der kulturelle Mittelpunkt der Präfektur Miyagi und der anderen nördlichen Präfekturen Japans ist die Präfekturhauptstadt Sendai, die nach Saitama auch die größte Stadt nördlich von Tokio auf Honshū ist. Die Stadt ist bekannt für ihre Veranstaltungen zum jährlich am 7. Juli stattfindenden „Sternenfest“ Tanabata.
Nahe dem Sendai vorgelagerten Küstenort Matsushima existiert in der Matsushima-Bucht eine Ansammlung von rund 260 Inseln, die als eine der Drei schönsten Landschaften Japans gilt.
Verwaltungsgliederung
Seit 2016 gibt es noch 35 Gemeinden in Miyagi: 14 [kreisfreie] Städte (-shi) – davon nur die Hauptstadt in einer Sonderform für Großstädte –, 20 [kreisangehörige] Städte (-machi/-chō) und ein Dorf (-mura). Nach der Einführung der heutigen Gemeindeformen und der großen Meiji-Gebietsreform 1889 waren es zunächst rund 200 Gemeinden, im Jahr 2000 vor Beginn der großen Heisei-Gebietsreform noch 71. (Siehe die Liste ehemaliger Gemeinden in der Präfektur Miyagi.)
Anmerkungen:
Im Sinne der Lesbarkeit wurden mehrteilige Orts- und Kreisnamen (Doppelorte, zur Unterscheidung vorangestellte Provinz-/Präfektur-/Kreisnamen, Himmelsrichtungen u. ä.) und Gebietskörperschaftssuffixe hier durch Bindestrich getrennt, die sonstige Romanisierungspraxis ist uneinheitlich.
Es gibt Gebiete mit ungeklärtem Verlauf der Gemeindegrenzen, betroffen ist auch die Präfekturgrenze zwischen Miyagi und Yamagata.
↑Shunichi Koshimura, Satomi Hayashi, Hideomi Gokon: The impact of the 2011 Tohoku earthquake tsunami disaster and implications to the reconstruction. In: Soils and Foundations. Band54, Nr.4, August 2014, S.560–572, doi:10.1016/j.sandf.2014.06.002. (Online veröffentlicht am 22. Juli 2014).